Karoxbostel. Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz hat auf Vorschlag des Deutschen Landkreistages in Berlin beschlossen, den Verein Wassermühle Karoxbostel e.V. für den Erhalt und die Sanierung der denkmalgeschützten Wassermühle Karoxbostel mit der Silbernen Halbkugel des Deutschen Preises für Denkmalschutz auszuzeichnen. Der Preis gilt laut Jury „herausragenden Leistungen zur Bewahrung des baulichen und archäologischen Erbes sowie beispielhafter Vermittlung der Anliegen und Ziele von Denkmalschutz und Denkmalpflege“. Die Preisverleihung wird am 29. Oktober in Straßburg stattfinden.
„Das ist überwältigend! Wir freuen uns riesig! Zugleich fühlen wir uns zutiefst geehrt über diese hohe Auszeichnung, die für uns alle völlig überraschend kommt“, sagt Emily Weede, 1. Vorsitzende des Vereins Wassermühle Karoxbostel e.V. „Der Landkreis Harburg ist unglaublich stolz auf die „Mühlenretter“ und darauf, dass dieser so bedeutende Preis zum ersten mal an ein Projekt im Landkreis Harburg verliehen wird“, erklärt Landrat Rainer Rempe, der selbst Mitglied im Verein Wassermühle Karoxbostel ist. „Der Verein Wassermühle Karoxbostel e.V. hat es geschafft, aus Ruinen einen lebendigen Ort der Begegnung für Jung und Alt zu machen. Das Denkmalensemble Wassermühle Karoxbostel ist ein Leuchtturm für die gesamte Region“, sagt Kreis-Denkmalpfleger Wolfgang Küchenmeister.
Der Deutsche Preis für Denkmalschutz wird jährlich vom Präsidium des Komitees vergeben und ist die höchste Auszeichnung auf diesem Gebiet in der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde 1977 vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) gestiftet. Die Silbernen Halbkugeln werden seit 1978 jährlich vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz an Personen oder Personengruppen vergeben, die durch ihre Initiative einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Rettung von Gebäuden, Ensembles, Altstadtkernen, Dörfern und archäologischen Denkmälern geleistet haben. Eine mehrfache Verleihung pro Jahr ist möglich.
Die massive Silberne Halbkugel von Fritz Koenig, Landshut, zeigt auf der Schnittfläche einen Kranz von leicht abstrahierten Baukörpern: Sakral- und Profanbauten bilden eine geschlossene Reihe und versinnbildlichen das umfassende Aufgabengebiet des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege. Die Halbkugel selbst trägt ebenfalls die Aufschrift „Deutscher Preis für Denkmalschutz“ mit der jeweiligen Jahreszahl (Zitat DNK).
Der Deutsche Preis für Denkmalschutz 2018 wird anlässlich des Europäischen Kulturerbejahres mit der besonderen Beachtung von verdienstvollen Leistungen nachbarschaftlicher europäischer beziehungsweise grenzübergreifender Kooperationen und Initiativen vergeben.
Das Denkmal-Ensemble Wassermühle Karoxbostel besteht aus dem Wohn- und Wirtschaftsgebäude von 1817, der Mühle aus dem Jahr 1893 (mit drei Schrotgängen, einem Walzenstuhl und einem Quetschstuhl; alle können durch das oberschlächtige Wasserrad angetrieben werden), den drei Mühlenteichen, der 1900 gebauten Sägerei (mit Venezianischem Gatter), einem Backhaus sowie dem in den 1920er-Jahren gebauten Schweinestall. Der Hof wurde 1366 erstmals urkundlich erwähnt, die Mühle 1438. Die Mühlenteiche werden vom Mühlenbach gespeist, der in Iddensen entspringt. Seit 1783 wurde die Mühle von der Familie Meyer-Denecke betrieben. Mühlenbesitzer Peter Meyer war 1866 Mitbegründer der Sparkasse und des Landwirtschaftlichen Vereins Hittfeld.
Die Mühle war bis zur Einführung der Gewerbefreiheit 1869 eine Zwangsmühle, dass heißt, die Bauern, die dem Grundherrn der Mühle abgabepflichtig waren, mussten hier ihr Getreide mahlen lassen. Der Einzugsbereich reichte von den umliegenden Höfen bis nach Salzhausen und sogar bis in den heutigen Heidekreis hinein.
Der Verein Wassermühle Karoxbostel e.V. wurde am 22. Februar 2012 gegründet und ist als gemeinnützig anerkannt. Die Mitgliederzahl liegt im Moment bei mehr als 1100 Personen. Der Verein ist damit der größte Mühlenverein in Deutschland.
Im Februar 2017 wurde der Verein mit dem Landespreis für Denkmalpflege der Niedersächsischen Sparkassenstiftung ausgezeichnet. Seit August 2017 ist der Verein als außerschulischer Lernort in einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) vom Kultusministerium zertifiziert. Seit Januar ist eine Lehrkraft für einen Tag in der Woche an die Wassermühle abgeordnet.
Seit September 2012 ist die Wassermühle Projekt der LEADER-Region „Achtern-Elbe-Diek“. Das Projekt Wassermühle wird zudem durch die Gemeinde Seevetal, den Landkreis Harburg, die Niedersächsische Bingo Umweltstiftung, den Landschaftsverband Lüneburg e.V. die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Sparkasse Harburg-Buxtehude, die Niedersächsischen Sparkassen Stiftung, das Land Niedersachsen, die Europäische Union und die Bundesrepublik Deutschland gefördert.