Studentinnen der TUHH und des NIT entwickeln prothetischen Handschuh

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TUHH- und NIT-Studentinnen Cherisa Nicholls und Melissa Gile. | Foto: ein
TUHH- und NIT-Studentinnen Cherisa Nicholls und Melissa Gile. | Foto: ein

Harburg. Die Studierenden Cherisa Nicholls und Melissa Gile wollen mit ihrem Start-up TwoFold Betroffenen das Leben mit Armprothesen erleichtern. Mit einer Kombination aus modernsten Sensoren und einer Game-App wollen die Ingenieurinnen den Gesundheitssektor erobern. Die Amerikanerin Melissa und die aus Barbados stammende Cherisa studieren parallel zu ihrem MSc an der Technischen Universität Hamburg-Harurg (TUHH) am NIT „Technology Management“ (MA/MBA).

Rund 1,3 Millionen Amerikaner besitzen eine Armprothese. Allerdings haben etwa 60 Prozent dieser Patienten Probleme, den vollen Nutzungsumfang ihres prothetischen Körperteils auszuschöpfen. Zu große Erwartungen und mangelndes Training sorgen schnell für Frustrationen und führen nicht selten zur Ablehnung der bionischen Gliedmaßen. Bei Kosten zwischen 10.000 und 100.000 US-Dollar pro Prothese ist ein unzufriedener Patient nicht nur emotional, sondern auch finanziell stark belastet.

Aus künstlicher Prothese wird funktionaler Armersatz: Die Studentinnen Cherisa und Melissa haben sich dem Problem angenommen und möchten den Prothesenträgern helfen. Ihr Ziel ist es, Möglichkeiten zu schaffen, damit Patienten auch zu Hause, außerhalb der Krankengymnastik, üben können. „Auch wenn es mittlerweile eine Vielzahl verschiedener Prothesenarten gibt, halten sich die ergänzenden Therapieangebote der Hersteller in Grenzen. Es gibt in diesem Bereich immer noch eine Marktlücke“, erklärt Cherisa. Mehr als 10.000 Menschen erhalten jedes Jahr erstmals eine Armprothese in den USA. Besonders die neuen Nutzer möchten die Studentinnen in der schwierigen Anfangsphase unterstützen.

Nach umfangreichen Interviews mit Patienten, Krankengymnasten und Ärzten entstand die Idee, einen prothetischen Handschuh mit einer dazugehörigen App zu entwickeln. Der Handschuh ist via Bluetooth mit der App verbunden. Flexible Sensoren in den einzelnen Fingern erfassen jede Bewegung und bringen kleine LED-Lampen zum Leuchten, sobald eine Bewegung erfolgt. Mit der App können Standardbewegungen bis hin zu filigranen Übungen spielerisch trainiert werden. Alltägliche Dinge wie eine Kaffeetasse halten, Lebensmittel schneiden oder einen Ball werfen, sind mit etwas Training schneller wieder möglich. Solch ein Handschuh würde im Handel etwa 600 US-$ kosten – App inklusive. Überschaubar, wenn man die hohen Kosten für eine Prothese bedenkt.

Die Zukunft im Griff: Aktuell schreiben Melissa und Cherisa an einem ausführlichen Business Plan. Das Einwerben von Fördergeldern und eine längere Testphase mit ihrem Prototyp wären die nächsten Schritte. Ob die Beiden wirklich mit ihrem prothetischen Handschuh an den Markt gehen, ist dennoch ungewiss. Für andere potenzielle Gründer haben sie trotzdem einen Tipp: „Es ist wichtig, immer ein "Ideenbuch" mitzunehmen. Für den Fall, dass dir eine Idee an der Uni, während der Arbeit oder im alltäglichen Leben über den Weg läuft.“

Über die Gründerinnen: Die Amerikanerin Melissa und die aus Barbados stammende Cherisa haben sich bei ihrem Masterstudium am NIT Northern Institute of Technology Management kennengelernt. „Obwohl wir anfangs besorgt waren, dass unsere sehr ähnlichen technischen Backgrounds ein Problem sein könnten, merkten wir schnell, wie gut wir als Geschäftspartnerinnen zusammenarbeiten.“ sagt Melissa Gile. Unterstützt wird das internationale Team durch die in den USA lebende Amanda Woodcock, die vor allem für die Entwicklung des Prototyp-Handschuhs verantwortlich war.

Gründen am NIT: An der privaten Bildungseinrichtung, dem NIT Northern Institute of Technology Management können Studierende ihr eigenes Start-up gründen. Im Spezialisierungsmodul Entrepreneurial Management (E-Track) werden sie mit allen relevanten unternehmerischen Werkzeugen und Konzepten vertraut gemacht. „Uns haben die NIT-Mentoren am meisten geholfen. Das Feedback, die Unterstützung und die Kritik, die wir in dieser Zeit erhalten haben, waren sehr wichtig“, sagt Cherisa. Der E-Track umfasst den gesamten Prozess von der Entwicklung einer Geschäftsidee über die Ressourcenplanung bis zum Verkauf und zur Vermarktung. Das Ziel ist es, Ideen und Technologien zu fördern, die einen positiven Effekt für Mensch und Natur haben.

Über das NIT: Am NIT Northern Institute of Technology Management lernen Talente aus aller Welt, Managementaufgaben verantwortungsvoll zu übernehmen. Gemeinsam mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) bietet die private, gemeinnützige Bildungseinrichtung ein englischsprachiges Doppel-Master-Programm an: Ingenieurwissenschaften (MSc) und Technology Management (MBA). Das NIT wurde im Jahr 1998 von 40 Professoren der TUHH als gemeinnützige GmbH gegründet. Es wird unter anderem von verschiedenen Stiftungen und Unternehmen finanziell unterstützt. Das NIT befindet sich auf dem Campus der TUHH im Hamburger Süden.


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