Harburg. Am Sonntag verlegte Gunter Demnig, der Initiator der Stolpersteine, bei seinem 17. Besuch seit 2003 in Harburg acht neue solcher Steine für die Opfer der Nazidiktatur in Harburg. Unter anderem in der Wilstorfer Straße 76 wurden zwei Stolpersteine für Ester und Moszek Sroka verlegt. Die beiden Mitglieder der Harburger Synagogengemeinde wurden am 28. Oktober 1938 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von Harburg nach Polen abgeschoben, wie Klaus Möller von der Initiative Gedenken in Harburg, dessen Verdienste um die jahrzehntelange Begleitung unzähliger herausragender Schülerprojekte zur Geschichte des Nationalsozialismus vor Ort jüngst mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt wurden, bei seinen Recherchen zum Lebensweg der Eheleute herausfand.
Nachdem sie dort zunächst mehrere Monate lang in einem Internierungslager an der Grenze festgehalten worden waren, durften sie kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs in das Landesinnere weiterreisen. Nach der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen mussten sie sich dann wie viele andere Juden in das Getto der alten polnischen Hauptstadt Warschau begeben, von wo sie - wie Ester Srokas Schwester Frieda Gelbart und ihr Mann Jakob aus Altona – nach einigen Monaten in das nationalsozialistische Vernichtungslager Treblinka deportiert und in dieser `Todesfabrik´ gleich nach der Ankunft in die als Duschräume getarnten Gaskammern getrieben wurden.
Zur Stolpersteinverlegung kam auch Rick Danguilan (Chicago/Berlin) mit seiner Frau Carolin Sander aus Berlin nach Hamburg. Er ist der Ur-Großneffe der Familie. Sie vertraten auch andere überlebende Mitglieder der Familie aus den USA, die die Herstellung und Verlegung der beiden Mini-Denkmale initiiert hatten, aber die weite Reise nach Harburg aus Altersgründen nicht antreten konnten.