Jesteburg/Buxtehude. Nach zwölf Jahren verlässt Pastorin Ellen Kasper die Jesteburger St. Martins-Kirchengemeinde. Zum 1. August wechselt sie mit einer halben Stelle als Schulpastorin ans Gymnasium Halephagen-Schule in Buxtehude. Seit Anfang des Jahres ist sie mit halber Stelle bereits Vorsitzende der Pfarrvertretung in der Ev. Landeskirche Hannovers. Wer sich von Pastorin Kasper verabschieden möchte, ist herzlich zum traditionellen Sommergottesdienst mit anschließendem Grillfest am Sonntag, 30. Juni, ab 11 Uhr am Kirchturm eingeladen.
„Als ich vor 2007 nach Jesteburg kam, wünschte sich der Kirchenvorstand, die Kinder-, Jugend- und Familienarbeit aufzubauen und die Kirchengemeinde nach außen zu öffnen. Ich denke, das ist mir gelungen“, sagt Ellen Kasper. Sie entwickelte gemeinsam mit dem Kirchenvorstand neue Gottesdienst-Formate wie etwa den „kleinergottesdienst“ für Menschen von null bis 99 Jahren. Daraus entwickelten sich Familienfreizeiten nach Spiekeroog: „Auch hierzu waren alle eingeladen, nicht nur Familien. Den Teilnehmenden gefiel die Gemeinschaft, die Musik und die Arbeit zu einem theologischen Thema.“
Ein weiteres Format war der „gottesdienstvonkonfirmand*innenfürkonfirmand*innen“: „Dies ist am Ende des ersten Konfirmanden-Jahres eine Präsentation der Konfirmanden und ein Abschluss. Dieser Gottesdienst hatte – angelehnt an den Sonnengesang von Franz von Assisi - immer ein schöpfungstheologisches, ökologisches Thema. In diesem Jahr war es „Bruder Feuer“ mit einem energiepolitischen Thema. Ich habe immer versucht, theologische Themen in diesen Formaten zeitnah und lebensnah zu präsentieren. Den Gottesdienst authentisch und ehrlich zu feiern ist mir wichtig.“ Mit dem Kirchenvorstand führte sie das Abendmahl für Kinder ein, das die Landeskirche empfohlen hatte. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht.“
Großen Zuspruch fanden die gemeinsamen Tauffeste mit anderen Kirchengemeinden an der Seeve, die Pastorin Kasper mitiniiert hat. Diese überregionalen Tauffeste fanden zuletzt so großen Anklang, dass mehr als 60 Täuflinge und mehr als 1200 Besucher teilnahmen und zu Events mit großer medialer Aufmerksamkeit mutierten. Aufgrund dieser hohen Resonanz feiert die Jesteburger Kirchengemeinde, weiterhin angelehnt an den ursprünglichen biblischen Ritus, kleine Tauffeste an der Seeve mit höchstens sechs Täuflingen aus der eigenen Gemeinde.
In diesem Jahr lädt die Kirchengemeinde ein zu einem Tauffest in der Gutskapelle Holm für Sonnabend, 31. August, ab 11 Uhr. „Ich bin eine Verfechterin der kleinen Zellen, die "nah am Menschen" arbeiten. Das ist in großen unübersichtlichen Regionen nicht möglich. Ich glaube, dass wir mit den großen Einheiten die Kirche kaputt machen. Kirche ist nur wirksam in persönlichen, langfristigen Beziehungen zu Menschen.“
Um die Kirche nach außen zu öffnen, luden die politische und kirchliche Gemeinde Jesteburgs zum gemeinsamen Neujahrsempfang. „Das ist wirklich ein Alleinstellungsmerkmal für unsere Gemeinde.“
Das Reaktorunglück von Fukushima 2011 brachte sie auf die Idee, ein Konzert mit der Band „5 vor der Ehe“ zu organisieren, um auf diese und die Katastrophe von Tschernobyl aufmerksam zu machen. Das Konzert bei „Hof & Gut“ in Itzenbüttel war ein großer Erfolg. „Es waren aber Jugendliche der Evangelischen Jugend Jesteburg, die gemeinsam mit Diakon Reinhard Schünemann dieses erste Konzert dann über acht Jahre weiter entwickelten: Zum jährlichen Benefizkonzert „Rock für Tschernobyl“ mit etwa 400 bis 600 Besuchern, bei dem immer etwa 6000 Euro an Einnahmen für die Gastkinder aus Weissrussland zusammenkommen, die jährlich zu Ferien in den Kirchenkreis kommen.“
„Mein Dank geht an den Kirchenvorstand für die tolle Zusammenarbeit. Ich hatte stets freie Hand, sie haben mich sehr unterstützt.“ Pastor Dr. Bernd Vogel, der bereits seit zwei Jahren in Jesteburg arbeitet, erst auf einer Viertel- dann auf einer halben Stelle, wird nun die ganze Stelle in Jesteburg mit einem Versehungsauftrag für vier Jahre übernehmen. Er wohnt in Egestorf, ist aber täglich im Pfarrbüro in Jesteburg zu erreichen. Das Pfarrhaus wird vermietet. Ellen Kasper bleibt mit ihrer Familie in Jesteburg wohnen. „In einem ähnlich schönen Haus wie dem Pfarrhaus.“