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Lebendiges Schaufenster in die Geschichte Harburgs

| Niels Kreller | Feuilleton
Blick auf die drei Schaufenster in der Harburger Schloßstraße. | Foto: AMH
Blick auf die drei Schaufenster in der Harburger Schloßstraße. | Foto: AMH

Harburg. Heute wurde es ganz offiziell eröffnet: Das „Archäologische Schaufenster Harburg“ in der Schloßstraße, gleich neben der Bushaltestelle. Es ist ein neues Projekt, ein Meilenstein. „Wir werden einen neuen Schritt wagen: Wir zeigen Geschichte an dem Ort, an dem sie geschehen ist“, erläutert Dr. Michael Merkel, Leiter der Stadtgeschichte beim Archäologischen Museum Hamburg / Helms-Museum (AMH), das die drei Schaufenster bespielt. Die Schaufenster gehören dem Museum. Nach harten und zähen Verhandlungen, so berichtete Museumsdirektor Prof. Rainer-Maria Weiss mit einem Augenzwinkern, habe man sich den Forderungen des Eigentümers gebeugt und den Kaufpreis von einem Euro gezahlt. Eigentlich habe man den Raum ja kostenlos haben wollen.

Was in den drei Fenstern multimedial aufbereitet gezeigt wird, sind die Erkenntnisse aus den jüngsten Forschungen des AMH zur Harburger Stadtgeschichte. Die Grabungen in den Jahren 2012-2014 auf dem 12.000 Quadratmeter großen Areal brachten mehr als 36.000 Funde ans Tageslicht.

Drei Fenster blicken mit moderner Technik in die Vergangenheit

Dr. Michael Merkel, Leiter der Stadtgeschichte beim AMH, demonstriert, wie das mittlere Schaufenster durch Klopfen gesteuert wird. | Foto: Niels Kreller
Dr. Michael Merkel, Leiter der Stadtgeschichte beim AMH, demonstriert, wie das mittlere Schaufenster durch Klopfen gesteuert wird. | Foto: Niels Kreller
So schafft das erste Fenster zunächst eine Orientierung vor Ort: Mit Hilfe von Videos, Fotos und Grafiken, die direkt auf den Boden, also den Ort der Ausgrabung projiziert werden, können Passanten die spannenden Ausgrabungen nacherleben. Im zweiten Fenster kann der Betrachter selbst aktiv werden: Durch die Berührung der Fensterscheibe werden Informationen zu spektakulären archäologischen Fundstücken auf einem Monitor präsentiert. Dazu wird eine Auswahl der wertvollsten Funde im Original ausgestellt. Im dritten Fenster schließlich können über das vorhandene lokale Wifi unter dem Motto „Vielfalt erleben und kommunizieren“ Videos und eine Diashow mit Aufnahmen von der Ausgrabung individuell abgerufen und über soziale Medien kommentiert und geteilt werden. Ein Newsticker informiert über historische Ereignisse, aber auch über Führungen und Museumsveranstaltungen. „Wir experimentieren mit neuen Arten der Wissensvermittlung. Das ist das große Thema, das sich das Museum gesetzt hat“, erklärt Dr. Michael Merkel die Idee hinter dieser Art der Präsentation.

Die älteste Gelenkschere Deutschlands aus dem 15. Jahrhundert ist im Friseursalon Hair Lounge zu sehen. | Foto: Niels Kreller
Die älteste Gelenkschere Deutschlands aus dem 15. Jahrhundert ist im Friseursalon Hair Lounge zu sehen. | Foto: Niels Kreller
Ein spektakulärer Fund ist aber woanders in der Schloßstraße zu sehen: die älteste Gelenkschere Deutschlands aus dem 15. Jahrhundert. Die liegt in einer Vitrine im Friseursalon „Hair Lounge“ ein paar Häuser weiter. Zwei Jahre habe sie Prof. Weiss immer wieder gesagt, dass die Schere doch hierher gehöre - bis er schließlich nachgegeben habe, erzählt Inhaberin Angelika Leber lachend.

Neue Publikation des Museums: „Die Harburger Schloßstraße“ erschienen

Einher mit den Schaufenstern geht auch die neue Publikation „Die Harburger Schloßstraße“ des AMH. Denn auch wenn heute das Harburger Zentrum südlich der Bahnschienen liegt, so war in der Schloßstraße im Mittelalter die Keimzelle Harburgs. Der dynamische Aufschwung des Binnenhafens machte - insbesondere im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Hamburg - im Vorfeld großer Bauvorhaben umfangreiche archäologische Ausgrabungen erforderlich.

Museumsdirektor Prof. Rainer-Maria Weiss (links), Ausgrabungsleiter in der Schloßstraße Kay-Peter Suchowa (mitte) und der Leiter der Stadtgeschichte Dr. Michael Merkel zeigen stolz das Buch „Die Harburger Schloßstraße“. | Foto: Niels Kreller
Museumsdirektor Prof. Rainer-Maria Weiss (links), Ausgrabungsleiter in der Schloßstraße Kay-Peter Suchowa (mitte) und der Leiter der Stadtgeschichte Dr. Michael Merkel zeigen stolz das Buch „Die Harburger Schloßstraße“. | Foto: Niels Kreller
Die dabei gewonnenen Erkenntnisse liefern einen wichtigen Forschungsbeitrag für die Archäologie des Mittelalters und der frühen Neuzeit und sind damit von überregionaler Bedeutung. „Wir haben durch Funde aus der Reformationszeit Erkenntnisse über die Zeit ziehen können“, berichtet Prof Weiss. Harburg war unter Herzog Otto I. immerhin ein frühes Zentrum der Reformation.

Tausende geborgene Funde und dokumentierte Baustrukturen erzählen von den Anfängen Harburgs als Grenzfestung, beleuchten vor allem die Zeit als Residenzstadt unter den Harburger Herzögen und gewähren Einblicke in das alltägliche Leben der früheren Bewohner Harburgs.

In dem Buch präsentiert das Museum nun erstmals die aktuellen Forschungsergebnisse der Ausgrabung mit brillanten Fotos und anschaulichen Plänen. Auf fast 150 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen wird die Entwicklung der Harburger Schloßstraße von den Anfängen bis heute zu einer spannenden Zeitreise. „Die Schloßstraße war einmal richtig, richtig schön“, gerät Archäologe Weiß beim Betrachten der doppelseitigen Abbildung einer Ansichtskarte der Straße aus dem Jahr 1911 ins Schwärmen.

Das Buch ist für 19,90 Euro ab sofort im Museumsshop erhältlich und kann unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. schriftlich oder unter 040/42871-2497 telefonisch bestellt werden. Die Bestellung erfolgt unter Vorkasse zzgl. Versandkosten.

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