Harburg. Das Bezirksamt Harburg wird die Jugendhilfe-Inspektion um eine anlassbezogene Prüfung im Fall des getöteten Mädchens aus Neuwiedenthal bitten. Durch eine gemeinsame Aufarbeitung sollen zugleich Fragen des kultursensiblen Kinderschutzes geklärt werden. Hierbei geht es um zeitgemäße Methoden der Familienhilfe, die zur Durchsetzung bestehender Maßstäbe im Hamburger Kinderschutz erarbeitet werden sollen.
„Die Tat ist brutal und grausam – wir alle waren und sind noch immer schockiert darüber. Ich bin froh, dass die Fahndung nach dem tatverdächtigen Vater am Wochenende erfolgreich war und die Staatsanwaltschaft nun zügig die Hintergründe der abscheulichen Tat aufklären kann“, sagt Bezirksamtsleiter Thomas Völsch. „Das Jugendamt hat die Familie betreut und unterstützt die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Zeitgleich haben wir unser eigenes Handeln kritisch hinterfragt und wollen dies in einem zweiten Schritt zusammen mit der Jugendhilfe-Inspektion tun. Ich werde deshalb um eine anlassbezogene Prüfung bitten.“
Das Fachamt Jugend- und Familienhilfe im Bezirk Harburg hatte zunächst eine Fallchronik erstellt, die die Grundlage für eine interne Bewertung des jugendamtlichen Handelns – auch durch die Fachaufsicht in der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration – bildete. Das Bezirksamt Harburg hat sich anschließend darauf verständigt, den Fall gemeinsam mit der Jugendhilfe-Inspektion vertieft aufzuarbeiten.
„Wir haben mit dem Einsatz einer Familienhilfe eine Begleitung der Familie sichergestellt. Wie es zu dieser schrecklichen Tat in der Familie kam, wird die Staatsanwaltschaft herausfinden“, erklärt Sophie Fredenhagen, Leiterin des Harburger Jugendamts. „Gleichzeitig stellen wir uns eine Reihe von Fragen, mit denen wir in unserer täglichen Arbeit immer wieder konfrontiert werden. Unsere Maßstäbe im Kinderschutz dürfen wir nicht absenken. Aber: können unsere Methoden zum Hilfebedarf von Familien aus anderen Kulturkreisen angenommen werden? Dies betrifft die Auswirkungen von laufenden Asylverfahren aber auch patriarchalisch geprägte innerfamiliäre Beziehungen. Wir haben deshalb darum gebeten, den Fall zusammen mit der Jugendhilfei-Inspektion reflektieren zu können, um somit Impulse für unsere Arbeit zu erhalten.“
Bis zum Abschluss dieser Aufarbeitung sieht das Bezirksamt Harburg von weiterer Öffentlichkeitsarbeit in dieser Sache ab. Die Jugendhilfe-Inspektion wird einen Bericht erarbeiten und ihn zu gegebener Zeit den parlamentarischen Kontrollgremien und der Öffentlichkeit vorstellen.