Handballerinnen des Buxtehuder SV in Testspielen und als "Botschafter" erfolgreich
Buxtehude. Seit vergangenem Freitag ist der Buxtehuder SV im zehntägigen Trainingslager in Japan. Auf Initiative der der Präfektur Tokushima reist der deutsche Pokalsieger an die Ostküste der kleinsten Hauptinsel Japans, um den Handballsport im Hinblick auf Olympischen Spiele 2020 in Tokio populärer zu machen. Doch zunächst erwischte die 20-köpfige BSV-Delegation samt Gerald Glöde, Geschäftsführer des Niedersächsischen Handball-Verbands, einen hektischen Start.
Aufgrund einer Verspätung aus Hannover schrammten Dirk Leun und Co. nur denkbar knapp daran vorbei, den Flieger nach Japan zu verpassen. Mit etwas mehr Stress als erwartet startete die Boeing aber pünktlich um 13.20 Uhr mit dem Pokalsieger an Bord in Richtung Osaka. Nach einer etwa 2,5 stündigen Busfahrt nach Tokushima und der Ankunft am Hotel stand bereits die erste Trainingseinheit in Fernost auf dem Programm. Jedoch nicht für alle. Antje Peveling und Emily Bölk waren gemeinsam mit Geschäftsführer Michael Schmidt in einer japanischen Fernsehsendung zu Gast, um Fragen rund um den Handball in Europa zu beantworten.
Nach einer lockeren Trainingseinheit am Sonnabendmorgen startete der Buxtehuder SV am Nachmittag in das Vorbereitungsturnier in Tokushima. Der Pokalsieger war beim Turnier gegen japanische Mannschaften in beiden Testspielen erfolgreich. Am Sonnabend setzte sich die Mannschaft von Dirk Leun gegen Kagawa Ginko mit 33:28 (15:13) durch, ehe Sony Semikonductor am Sonntag deutlicher mit 30:20 (14:9) geschlagen wurde. In beiden Spielen haben alle Spielerinnen viel Einsatzzeit und Wettkampfpraxis gesammelt, da Trainer Dirk Leun viel wechselte. „Für die ersten Testspiele und mit den Strapazen im Gepäck war das schon ganz in Ordnung“, so BSV-Trainer Dirk Leun.
Die japanischen Mannschaften spielen in etwa auf Zweitliga-Niveau, dennoch war den Buxtehudern deutlich anzumerken, dass erst wenige Trainingseinheiten absolviert wurden. Außerdem hatte der BSV die Zeitverschiebung, Reisestrapazen und den besonderen klimatischen Bedingungen (Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit) in den Knochen – so produzierte der Pokalsieger verhältnismäßig viele Fehler. Zudem war die schnelle und zum Teil „wuselige“ Spielweise der Japanerinnen für das Team doch sehr gewöhnungsbedürftig.
Außer in den Spielen liegt der Schwerpunkt der Trainingseinheiten im athletischen Bereich. Das in Nachbarschaft zum Hotel liegende Kongresszentrum, das eigens für den Besuch des Buxtehuder SV und das Handball-Turnier zu einer klimatisierten Trainings- und Wettkampfstätte umgebaut wurde, bietet hervorragende Rahmenbedingungen. Das Krafttraining wird im Kraftraum des Mannschaftshotels absolviert, der keine Wünsche offen lässt. Überhaupt haben die Gastgeber nahezu alle Wünsche von BSV-Trainer Dirk Leun im Hinblick auf Trainingsmittel und Räumlichkeiten erfüllt. Und auch Liga-Partner molten, Ballpartner der Handball Bundesliga Frauen (HBF), hat aus der Zentrale in Tokio eine Lieferung Bälle nach Tokushima veranlasst.
Von Dienstag an war es mit den kurzen Wegen vorbei. Dann zieht das Team für die Übungseinheiten in den rund 30 Minuten vom Hotel entfernten Naruto Sportpark. Dort wird das Team um Kapitänin Antje Peveling beinahe ganztägig trainieren, ehe man am Abend wieder seiner „Botschafterrolle“ gerecht wird und Trainingseinheiten mit japanischen Mannschaften oder Trainingsspiele absolviert. Erst danach, zehn Stunden nach dem Aufbruch am Morgen, geht es wieder zurück ins Hotel. Im Naruto Sportpark wird auch die deutsche Männer-Nationalmannschaft im nächsten Sommer ihr Trainingslager absolvieren.
Im Land der aufgehenden Sonne herrscht große Begeisterung rund um den deutschen Pokalsieger. Bei der Autogrammstunde waren mehr als 200 „Fans“, die sich über ein Autogramm der BSV-Stars freuten. Lange Schlangen gab es auch beim Siebenmeterwerfen gegen BSV-Torfrau Antje Peveling. Man tut viel dafür, den Handball in Japan bekannter und populärer zu machen. Der BSV kommt dieser Aufgabe in vollen Zügen nach.
Einen Fan mit großer Handballbegeisterung gibt es in Japan bereits: Tetsuhisa Usui (46). Seit 1996 nutzt Usui seinen Urlaub, um jedes Jahr mindestens einmal Handballspiele in Deutschland zu besuchen. Viermal besuchte er bereits Spiele in der Halle Nord. Über die ehemaligen Nationalspielerinnen Steffi Melbeck und Christine Lindemann landete Tetsuhisa Usui beim Buxtehuder SV, der inzwischen sein Lieblingsklub ist.
Am trainingsfreien Montag stand Sight-Seeing für die Mannschaft auf dem Programm. Die BSV-Spielerinnen haben dabei das Deutsche Haus und das Usaki-Museum besichtigt sowie das Naturschauspiel der Naruto-Gezeitenstrudel beobachtet. „Es ist eine coole Gelegenheit, auch mal außerhalb von Halle und Hotel etwas von Japan zu sehen“, sagt Isabell Kaiser, die am Montag ihren 25. Geburtstag feierte.
Später am Abend begab sich eine kleinere BSV-Delegation, bestehend aus Dirk Leun, Michael Schmidt, Julia Gronemann, Lone Fischer, Friederike Gubernatis und Antje Peveling sowie NHV-Geschäftsführer Gerald Glöde zu einem offiziellen Empfang beim Gouverneur von Tokushima, Kamon Iizumi. Dort überreichte Michael Schmidt Izumi ein Gemälde mit Merkmalen der „Märchenstadt“ als Gastgeschenk.
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