Hollenstedt. Die deutsche Wirtschaft ist für Konkurrenten ebenso wie für fremde Nachrichtendienste ein begehrtes Ausforschungsobjekt: Längst schon beschränkt sich Wirtschaftsspionage nicht auf Großunternehmen. Auch kleine und mittlere Unternehmen geraten zunehmend ins Visier. Auch für sie werden IT-Sicherheit und Datenschutz immer wichtiger. Datendiebstahl, Hackerangriffe, Datenverlust und Sabotage – die Liste möglicher Gefahren ist lang. Und auch im Umgang mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sind viele Unternehmen unsicher.
Wie groß der Informationsbedarf ist, zeigte sich bei der Veranstaltungsreihe „IT-Sicherheit und Datenschutz in Unternehmen – (k)ein Buch mit sieben Siegeln“ in Hollenstedt. Rund 80 Unternehmerinnen und Unternehmer waren der Einladung der Stabsstelle Kreisentwicklung/Wirtschaftsförderung und der Samtgemeinde Hollenstedt gefolgt. Die Veranstaltung war damit komplett ausgebucht.
Zu den beiden Themen hatte der Landkreis Harurg mit Markus Böger vom Wirtschaftsschutz des Niedersächsischen Innenministeriums und Udo Kaethner, Leiter der Innovations- und Technologieberatung der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, zwei ausgewiesene Experten gewonnen. Sie informierten ebenso kompetent wie unterhaltsam.
Der Schaden durch Cyberkriminalität ist immens. Kriminelle Attacken treffen Industrieunternehmen hart: Durch Sabotage, Datendiebstahl oder Spionage ist der deutschen Industrie in den vergangenen beiden Jahren ein Gesamtschaden von rund 43,4 Milliarden Euro entstanden. Besonders mittelständische Unternehmen sind nach Angaben des Branchenverbands Bitkom im Fadenkreuz der Hacker.
„Die Gefahr eines ,virtuellen Einbruchs‘ hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Neuartige Betrugsmaschen, Einbrüche, Know-how-Diebstahl, Gefahren im Internet, Computerviren – die Liste möglicher Angriffe ist lang“, erläuterte Dr. Alexander Stark, Leiter der Stabsstelle Kreisentwicklung/ Wirtschaftsförderung des Kreises. „Darum wollten wir den Unternehmen im Landkreis Harburg Tipps- und Tricks für mehr Sicherheit und entsprechende Beratungsangebote an die Hand geben.“
„Der größte Risikofaktor ist der Mensch“, brachte Markus Böger das Thema IT-Sicherheit provokant auf den Punkt. Es gelte: Erst denken, dann klicken. „Der beste Schutz vor Cyber-Attacken wie Viren, Trojanern oder Phishing-Mails ist es immer noch, den gesunden Menschenverstand einzusetzen und lieber zweimal zu überlegen, bevor beispielsweise unbekannte Links angeklickt werden.“ Von höchster Bedeutung sei es außerdem, Virenprogramme, Firewalls und Betriebssysteme immer auf dem neuesten Stand zu halten sowie alle Daten immer per Backup zu sichern. Häufig seien es lange bekannte Sicherheitslücken, die von Cyberkriminellen ausgenutzt werden.
Für Licht im Dunkel des Paragraphen-Dschungels DSGVO sorgte anschließend Udo Kaethner. Im Mai 2018 sind die Vorgaben in Kraft getreten, doch viele Unternehmen sind immer noch unsicher, wie sie damit umgehen müssen. Der Referent erläuterte, wie Betriebe betroffen sind und machte deutlich, dass datenschutzkonformes Arbeiten gar nicht so schwer ist. Denn die DSGVO verändert in erster Linie den Umgang mit den Daten. Diejenigen, deren Daten betroffen sind, sind über den Umgang damit aufzuklären, die Betriebe müssen gegebenenfalls auch Einwilligungen für die Nutzung der Daten einholen. Hilfestellungen geben nach den Worten Kaethners die Kammern.
Zum Schutz vor Cyberkriminalität bietet das Niedersächsische Innenministerium umfangreiche Informationen unter www.verfassungsschutz.niedersachsen.de/wirtschafts_geheimschutz/wirtschafts---geheimschutz-54237.html an. Informationen zur Veranstaltungsreihe „Wirtschaftsförderung vor Ort“ finden sich unter https://www.landkreis-harburg.de/wirtschaftsfoerderung-vor-ort. Die nächste Veranstaltung findet am 4. April zum Thema „Digitalisierung / Industrie 4.0“ statt.