Harburg. Um 18:30 Uhr am Samstag war es soweit: Guido Mönke holte den Rumpf des Vogels im Schießstand auf dem Schwarzenberg herunter und wurde damit der zweite Vizekönig in der Geschichte der Harburger Schützengilde. Er wird damit neben dem ersten Vizekönig Frank Stadtler wird Gildekönig Borhen „Bo“ Azzouz im kommenden Jahr unterstützen, der in sein viertes Königsjahr startet.
Die Gilde hatte zum dritten Mal das Harburger Vogelschießen aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. Es waren auch organisatorische Gründe, die die Schützen dazu bewegten, denn ein Vogelschießen inkl. Spargelessen mit 600 Gästen stellt man eben nicht über Nacht auf die Beine. Und lange war unklar, ob es überhaupt größere Veranstaltungen geben könne.
Trotzdem ließ die Gilde so weit wie möglich Normalität walten: Am Montag wurde traditionell der Eiserne Vogel am Gildehaus aufgesteckt und damit das Vogelschießen 2022 offiziell eröffnet. Vorher gedachten die Gildeschützen am Denkmal unterhalb des Kaiserbrunnens der Opfer der beiden Weltkriege, insbesondere ihrer gefallenen Gildeschützen.
Anschließend ging es zur Friedenseiche, den Schwarzenberg ein Stück hinab. Die wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Dort sprach Stefan Rather zu den Anwesenden. Er erinnerte an die Pflanzung vor 150 Jahren, als die Bürger Harburgs diese Eiche aus Sehnsucht nach Frieden pflanzten, was angesichts des fürchterlichen Krieges, der seit mehr als 100 Tagen in der Ukraine tobt, aktueller denn je sei.
Zum Ende der Rede enthüllte der anwesende Harburger Künstler Ralf Schwinge die von ihm angefertigte Ehrenscheibe, die Stefan Rather und Nico Ehlers anlässlich des 150. Geburtstages der Friedenseiche gestiftet haben. Der Erlös aus dem Wettkampf um die Ehrenscheibe soll von der Deputation einem guten Zweck gespendet werden, den die Deputation aussuchen soll*. Am Samstag gab es dann ein Ergebnis: Auf der Scheibe werden die besten elf Schützen verewigt: Rolf-Dieter Eckert, Werner Krug, Sebastian Winter, Borhen Azzouz, Jean-Jacques Rossau, Lars Kohlhase, Fritz-Gerhard Martens jr., Yussuf Yasar, Arik Petrich, Jan Sahling und Lars Geffke. Zusammengekommen sind dabei 1.250 Euro. Der Doppel-Tripel-Königsorden der drei amtierenden Könige brachte 3.000 Euro für aus der Ukraine geflüchtete Kinder und deren Familien. Ralf Schwinge verkündete in diesem Rahmen, dass er zukünftig eng mit der Harburger Schützengilde zusammenarbeiten wolle. So hat er auch das Titelbild des diesjährigen Festbuchs gestaltet.
Am Donnerstag, an dem Tag, an dem in der Woche des Vogelschießens eigentlich das Spargelessen stattfindet, enpfing die Gilde dann in ihren Heim auf dem Schwarzenberg Vertreter und Vertreterinnen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft, um den neuen Schießstand einzuweihen. Gekommen waren u.a. Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen, Sandy Hoppe (Geschäftsleitung Mercedes-Benz Niederlassung Hamburg), der Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi (SPD), HTB-Präsident Michael Armbrecht, Jörn Sörensen vom Handelshof, Oberstleutnant Frank Schuster (Landeskommando Hamburg) und Holger Iborg von der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Anstatt Spargel gab es eine Spargelsuppe und Häppchen mit Spargel vom Restaurant Kaiserlich.
Unter anderem wurden zwei Pistolen-Schießstände und ein Luftgewehrstand eingerichtet. Alle Schießbahnen (acht für Kleinkaliber und fünf für Luftgewehr) sind vollelektronisch in der Auswertung. Der Schießstand selbt wurde in einer hellen Farbe gestrichen, so dass er nicht mehr so dunkel wirkt. 100.000 Euro hat die Modernisierung gekostet. Der eigentliche Star der Anlage aber ist der Rasenmäherroboter, der unverdrossen auf dem Grün zwischen Stand und Ziel seine Bahnen dreht.
Ingo Mönke, der 1. Patron der Gilde, schloss in seiner Rede an seine Worte im Vorjahr an. Tenor ist, dass die Schützengilde zur Gilde werden soll, also etwas weniger Schützen, mehr zivil. Ohne jedoch die Tradition aufzugeben. Denn es nähert sich das 500-jährige Bestehen der Gilde. Die Gilde, so Mönke, sei die ältste Institution in Harburg. „Sie sind die Zukunft der Gilde“, rief er den Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft zu. „Wenn Sie uns weiterhin unterstützen.“ Im Blick, so Mönke weiter, habe man auch die Zeit nach dem Jubiläum.
*In einer früheren Version stand, dass auch der Erlös der Ehrenscheibe für die Ukraine-Hilfe bestimmt ist. Dies war ein Fehler, den wir korrigiert haben.