Winsen. Günther Meschkat aus Hanstedt, Reinhild Bonte aus Tötensen und Franz Rosenkranz, der die Wassermühlen in Karoxbostel und im Landkreis Harburg am Laufen hält und dafür mit einem Sonderpreis belohnt wurde, sind am Montagabend in den Räumen der Sparkasse Harburg-Buxtehude in der Rathausstraße in Winsen ausgezeichnet worden.
Der Bürgerpreis stand in diesem Jahr unter dem Motto "Vorausschauend engagiert: real, digital, kommunal". Die Ehrungen nahmen der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Harburg- Buxtehude, Heinz Lüers, sowie Landrat Rainer Rempe und die Seevetaler SPD- Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler vor. Ihr CDU-Kollege Michael Grosse-Brömer, der ebenfalls Mitglied in der Bürgerpreis-Jury ist, musste seine Teilnahme an der Preisverleihung wegen seiner Aufgaben an den Sondierungsgesprüchen in Berlin absagen.
Heinz Lüers, gutgelaunter Gastgeber der Preisverleihung, lobte einmal mehr die Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Insgesamt seien dies 23 Millionen in Deutschland. Ohne sie seien viele Dinge des täglichen Lebens nicht realisierbar. "Das Ehrenamt ist ein rares Gut", sagte der
Sparkassenchef und dankte der Jury, zu der auch der vor drei Jahren selbst mit dem Bürgerpreis ausgezeichnete Carl Kurz (18) von der Zukunftswerkstatt Buchholz gehörte. Ihm dankte Landrat Rainer Rempe noch einmal besonders. "Es ist ja keineswegs eine Selbstverständlichkeit, dass ein ehemaliger und dazu noch so junger Preisträger in das aktuelle Thema einführt."
Die Bigband des Buchholzer Gymnasiums Am Kattenberge, die viel Beifall für ihre Darbietungen bekam, erhielt auch ein Sonderlob von Heinz Lüers: "Die Bigband gehört eindeutig in die 1. Liga der deutschen Schulorchester." Darüber freuten sich die vielversprechenden Nachwuchsmusiker, die im Verlauf der Preisverleihung und während des anschließenden gemeinsamen Essens auch viele populäre Stücke wie "Final Countdown" spielten. Die Teilnehmer der Preisverleihung belohnten Bigband-Leiter Friedrich Nemetschek, Saxophonist und 2. Dirigent Ben Kolschewski sowie Sänger Johannes Frommhold mit viel Applaus.
Ex-Preisträger und Jurymitglied Carl Kurz hatte darauf aufmerksam gemacht, dass die Digitalisierung den Menschen nicht nur viele Chancen bietet, sondern gleichzeitig eine Herausforderung für Alt und Jung ist. Carl Kurz: "Die Digitalisierung ist in vielen Branchen in den Vordergrund getreten und hat Einzug in Gemeinden und Kommunen gehalten." In seiner Begrüßung hatte Sparkassen-Chef Heinz Lüers nicht verschwiegen, dass es beim aktuellen Thema "Vorausschauend engagiert: real, digital, kommunal" etwas weniger Bewerbungen als erwartet gegeben hatte. Das sei aber ein
bundesweiter Trend gewesen. Lüers: "Ich bin ein Fan der Digitalisierung. Sie bestimmt unsere Zukunft."
Günther Meschkat aus Hanstedt, der in der Kategorie Alltagshelden ausgezeichnet wurde, setzt sich seit langem für ein freies WLAN ein. Der 62-Jährige und seine Vereinsmitglieder und weitere Unterstützer bauen aktiv und offenes WLAN-Netz im Landkreis Harburg auf, das kostenlos von allen Menschen genutzt werden kann. Die Unterstützung erstreckt sich auf die Installation und den Aufbau der Freifunk-Router. Bisher wurden
davon schon rund 300 Exponate im Landkreis aufgebaut - wie beispielsweise auf Marktplätzen, in Flüchtlingsunterkünften, Jugendtreffs, Rathäusern, Restaurants, an einem Bahnhof, im Kiekeberg-Museum in Ehestorf und in Büchereien. Meschkat setzt sich auch dafür ein, dass das WLAN-Netz vor allem auch in Winsen noch weiter ausgebaut wird.
Für ihr Lebenswerk wurde Reinhild Bonte aus Tötensen ausgezeichnet. Sie versorgt schon seit einem Vierteljahrhundert Blinde und Sehbehinderte mit lokalen und regionalen Nachrichten. Sie und weitere Ehrenamtliche treffen sich jeden Mittwoch, um möglichst viele lokale Nachrichten wie Tipps für Veranstaltungen, Meldungen aus den Ortschaften im Landkreis, Ernstes, aber auch Kurioses auszuwählen und auf eine CD zu sprechen. Die Informationen beziehen sie aus den Tageszeitungen und Wochenblättern. Die CD's werden mit Unterstützung des Kreisverbands Harburg-Land des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) kostenlos an die Hörer verschickt. Jetzt darf Reinhild Bonte, die stets tatkräftig von weiteren Familienmitgliedern und von Nachbarn unterstützt wurde, auch an den Ruhestand vom Ehrenamt denken: Ihre Nachfolgerin Ute Schmidt ist schon
eingearbeitet worden.
Die "gute Seele" der Wassermühle in Karoxbostel ist Franz Rosenkranz. Der 72- jährige aus Oberösterreich stammende Müllermeister erhielt den Sonderpreis für sein ehrenamtliches Engagement. In Anspielung auf das aktuelle Motto des Bürgerpreis sagte er: "Ich hab' keine E-Mail - ich mahle Mehl". Rosenkranz, der schon in den vergangenen Jahren einige Male für den Bürgerpreis vorgeschlagen worden war, hat in den zurückliegenden Monaten 15 Freiwillige zu Müllern an der Wassermühle Karoxbostel ausgebildet - unter ihnen auch den ehemaligen langjährigen HAN-Redakteur
Carsten Weede, der mit seiner Frau Emily seit vielen Jahren die Einrichtung in Karoxbostel aufgebaut hat. Svenja Stadler dankte dem Müllermeister für dessen begeisternde Leidenschaft für Wassermühlen und seine Bereitschaft, sein Wissen um Mühlen und Mahlen an andere wie angehende Müller, Kindergruppen und Schulkassen weiterzugeben. "Wir sind froh, einen wie Sie hier zu haben." Ohne Franz Rosenkranz wären die Mühlen im Landkreis Harburg um das wichtige Element der praktischen Vorführung und Erläuterung, also der Weitergabe historischen und handwerklichen Wissens beraubt. Auch dass die Mühlen überhaupt betriebsfähig sind, ist ihm zu verdanken.