Buchholz. „Oft werde ich gefragt, ‚woran glaubst Du?‘ Aber diese Frage stellt sich für mich eigentlich nicht. Denn für mich gehört beides untrennbar zusammen. Alle Fragen, die ich habe, alle Sorgen, Freud und Leid sind für mich damit verbunden“, sagt Pastor Eckhart Friedrich. Der 54-Jährige ist neuer Pastor der Ev.-luth. St. Johannis-Kirchengemeinde Buchholz und wird am Sonntag, 23. August, von Superintendent Dirk Jäger in sein Amt eingeführt. Damit endet die fast einjährige Vakanzzeit. Der Gottesdienst beginnt um 14 Uhr und wird unter freiem Himmel am Wiesenweg stattfinden, eine Anmeldung ist vorab erforderlich.
Eckhart Friedrich wuchs in der ehemaligen DDR auf. Als Pfarrerskind erlebte er, dass man dadurch eigentlich immer schon "in Schwierigkeiten steckte". So konnte es passieren, dass man wegen einer harmlosen Frage zigmal zum Direktor der Schule bestellt wurde, um einer darin enthaltenen Ansicht „abzuschwören“: „Ich hatte halt gelernt, offen zu fragen, wenn mir etwas ungereimt erschien. Aber schon das wollte man oft nicht hören und schon gar nicht beantworten. Andererseits hatten wir dadurch aber auch eine Sonderstellung." Mit seinen Freunden in der evangelischen Jugend eckte er schon mal an. Doch „je mehr Druck wir erfuhren, desto mehr spornte es uns an, zu widersprechen.“ Friedrich flog von der Schule und ging nach der 9. Klasse auf eine der drei kirchlichen Schulen der DDR, auf das kirchliche Proseminar Moritzburg. „Dort waren wir natürlich erst mal unter uns, und so habe ich mich in der Theologie wiedergefunden.“
Er studierte Theologie in Leipzig und München und absolvierte sein Vikariat in Sachsen. Danach betreute er zwei Projektstellen, übernahm seine erste Pfarrstelle in der Stadtkirchengemeinde Wittenberg und war dann vier Jahre lang Stadtjugendpfarrer in Darmstadt. Anfang des Jahres bewarb er sich in Buchholz.
In seinen Projektstellen ging es darum, wie „Kirche sich öffnen kann“. „In der DDR war die Kirche nicht Teil der Gesellschaft, wir lebten quasi in einem Binnenklima. Dennoch verstanden wir uns als relevante Gruppe, die nicht alles mitmachte, eigene Positionen vertrat und geistig für die ganze Gesellschaft dachte. Dass Kirche sich öffnet für alle Belange des Lebens und der Gesellschaft, begleitet mich daher seit je. Vieles von dem, was ich hierzu später in meinen Projektstellen entdeckt und entwickelt habe, fand ich in der St. Johannisgemeinde in Buchholz wieder. Daher habe ich mich auch beworben.“ Friedrich wurde Anfang des Jahres vom Kirchenvorstand gewählt, seine Aufstellungspredigt hielt er Ende April coronabedingt als Livestream.
„Es gibt hier eine extrem große Freundlichkeit und Offenheit, getragen von hohem Engagement. Halt eine Gemeinde, die sich wirklich öffnet.“ Auch die drei Schwerpunkte der Gemeinde – Kultur, Jugend, Diakonie – passen für ihn sehr gut dazu. Ein kulturelles Angebot, das diese freundliche Offenheit auch ausstrahlt. Eine gut aufgestellte Jugendarbeit, die entschlossen in der Nachbarschaft Buchholz zusammenarbeitet. Und ein diakonischer Schwerpunkt mit vielen Kreisen, Förderschwerpunkten und einer umfangreichen Seniorenarbeit, der grundlegend wichtig sei für Kirche.
„Ein zentraler Punkt ist für mich, Menschen in ihrer Bedürftigkeit wertzuschätzen, sie darin wahrzunehmen und damit positiv umzugehen. In der Bartimäus-Geschichte fragt Jesus Bartimäus: ‚Was willst Du, dass ich Dir tun soll?‘ Darum geht es doch im christlichen Glauben, um die Entdeckung: 'Die Bedürftigkeit ist unser Schatz', um es mit der Überschrift eines kleinen Textes von F. Steffensky auszudrücken. Und das stellt sich halt bei jedem ein wenig anders dar.“
In seiner Freizeit hört er gern Jazz, Rock, Fado und Blues und liest gern soziologische und philosophische Bücher, wie überhaupt solche, die helfen, unser Zusammenleben in dieser Welt zu verstehen. Mit seiner Frau Mechthild Auerbach und ihrem Sohn Edward wohnt er im Buchholzer Pfarrhaus.
Die Gemeinde bittet bis zum 20. August um Anmeldung für den Einführungsgottesdienst: Per mail: