Eine tänzerische Reise in die Vergangenheit in der Harburger Tanzschule Hädrich

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Gastgeber der tänzerischen Reise in die Vergangenheit: Evelyn Hädrich-Hörmann und Stefan Thimm (Bildmitte) mit Hanna Hauschild (von links), Nadia Safine, Nathalie Rozanski, Gilearde Goss und Lilly Muhl. | Foto: Ilka Teschner
Gastgeber der tänzerischen Reise in die Vergangenheit: Evelyn Hädrich-Hörmann und Stefan Thimm (Bildmitte) mit Hanna Hauschild (von links), Nadia Safine, Nathalie Rozanski, Gilearde Goss und Lilly Muhl. | Foto: Ilka Teschner

Harburg. Schon Ende Januar, kurz vor dem Beginn der Corona-Zeit, hatte es ein volles Haus in der Geschichtswerkstatt in der Harburger Fischhalle am Kanalplatz im Harburger Binnenhafen gegeben: Mehr als 100 Harburger aus Stadt und Land waren der Einladung der Geschichtswerkstatt sowie Initiator Rainer Löding aus Harmstorf und Tanzlehrerin und Ex-Weltmeisterin Evelyn Hädrich-Hörmann gefolgt. Unter den Gästen waren viele ehemalige Tanzschüler aus den Harburger Tanzschulen Hädrich und Wittig und viele ehemalige Turnier- und Formationstänzerinnen und -tänzer vom Tanz-Turnier-Club Harburg im HTB. Jetzt gab es auf Wunsch vieler ehemaliger Tanzschüler eine Wiederholung - diesmal in den Räumen der Tanzschule Hädrich in der Straße Am Wall 23 in der Harburger Innenstadt.

Besonders herzlich begrüßt wurden die Teilnehmer diesmal auch vom jetzigen Tanzschul-Chef Stefan Thimm und seinem Team aus Tanzlehrern, Ballettpädagogen und angehenden Tanzlehrern. Zu den Gästen gehörten abermals langjährige Formationstänzer, die in den 1970er- bis 1980er-Jahren viele Erfolge auf dem glatten Parkett erzielt hatten. Aus diesem Team waren der langjährige Mannschaftskapitän Georg Krause aus dem Celler Weg in Langenbek, Heinz Riehn, der ehemalige Vorsitzende des TTC Harburg und langjährige Chef des2020 10 11 haedrich1 Hamburger Amateur-Tanzsport-Verbands (HATV), sowie die Eheleute Elke und Rainer Schönau aus Meckelfeld in die Tanzschule gekommen. Auch Petra Gruber, geborene Wede, die früher an der Eißendorfer Straße wohnte und jetzt in Großenbrode lebt, war von der Ostsee anlässlich der tänzerischen Reise in die Vergangenheit zurück an die Elbe gekommen. Sie war die erste Tanzpartnerin des vielfachen Deutschen Meisters Werner Führer.

Mit seiner zweiten Partnerin und späteren Ehefrau Ingrid gewann Werner Führer, der in Wilstorf/Rönneburg aufgewachsen ist, seinerzeit zuerst bei den Amateuren und später bei den Professionals eine ganze Reihe von deutschen und internationalen Titeln in den Standardtänzen. Eine Zeitlang gehörten sie auch der Standard-Formation des TTC Harburg an. An der ersten Veranstaltung in der Fischhalle gehörten sie den Teilnehmern. Diesmal waren sie wegen ihres Aufenthalts in Timmerdorfer Strand allerdings nicht dabei.

Rainer Löding, einst begeisterter Tanzschüler der Hädrichs, erinnerte an die "guten alten Zeiten" in den Räumen der Tanzschule zunächst im Logenhaus an der Eißendorfer Straße und danach in der Paul-Gerhardt-Straße in Wilstorf: Es war eine Reise in die Zeit kurz nach Kriegsende. Noch im Jahr 1945, der Zweite Weltkrieg war gerade ein halbes Jahr zu Ende, waren Gerd Hädrich, ursprünglich gelernter Bankkaufmann und im Krieg Panzer-Pionier-Hauptmann bei der Wehrmacht, und seine Frau Traute, von Beruf Übersetzerin, aus Lüneburg nach Harburg gekommen, um aus kleinsten Anfängen eine Tanzschule aufzubauen.

Erste Kurse fanden zunächst in der kleinen Wohnung der Hädrichs in Lüneburg statt - mit gerade einmal fünf Paaren. Und zahlten den Kursus mit Essbarem: Brot und Schinken. Und sie mussten Briketts mitbringen, weil sie sonst in den Wintermonaten beim Tanzen gefroren hätten. Später unterrichteten sie im Logenhaus an der Eißendorfer Straße und ab 1955 in Wilstorf. Dort hatte die Harburger Firma Puhst, deren Inhaber begeisterte Tanzschüler waren, den Hädrichs eine für damalige Verhältnisse große und moderne Tanzschule gebaut.

Mithilfe eines britischen Soldaten kam Gerd Hädrich an ein englisches Tanzlehrer-Fachbuch, das er mit Unterstützung seiner Frau Traute innerhalb von 14 Tagen ins Deutsche übersetzte. Darin fand Gerd Hädrich, der später mehr als 500 deutsche und auch internationale Tänzer zu Tanzlehrern ausbildete, wertvolle Tipps. Das half ihm, zu einem Tanzlehrer par exellence zu werden. Er unterrichtete später auch im Fernsehen und kommentierte Tanzturniere im TV. Auch als Turnierleiter erlangte Hädrich, der in den 1970er-Jahren von Prinz Charles in London mit einem Tanz-Award ausgezeichnet wurde, bundesweite Popularität. Für viele Tanzturnierleiter war er viele Jahre lang ein großes Vorbild.

Aus der Tanzschule Hädrich gingen außer mit Ingrid und Werner Führer und weiteren deutschen Spitzenpaaren gleich drei Formationensteams hervor, die viele Titel bei deutschen, europäischen und Weltmeisterschaften erreichten - unter anderem im Jahr 1973 in New York. Viele tausend Tanzschüler aus Harburg Stadt und Land erlernten bei den Hädrichs das Tanzen und nahmen an mehreren hundert Abtanzbällen in Hotel Lindtner in Heimfeld teil. Außerdem erlernten sie Benimmregeln für das tägliche Leben und in Vorbereitung auf das Berufsleben. Ungezählte Tanzschüler verliebten sich auch in den Räumen der Tanzschule in der Paul-Gerhardt-Straße 12 in Wilstorf und wurden später zu Ehepaaren.

Die Tanzschule Hädrich feiert übrigens am Sonnabend, 2. Oktober 2021, mit einem Galaball im Hotel Lindtner ihr 75-jähriges Bestehen, sofern es die Corona-Entwicklung zulässt.

Rainer Löding erinnerte aber auch an die Harburger Tanzschule Wittig, die kurz nach Kriegsende zunächst an der Wilstorfer Straße eröffnete, später an den Schloßmühlendamm und in der 1980er-Jahrem nach Neugraben wechselte.

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