Harburg. Eine UNterkunft für die Nacht - das ist für Obdachlose das Harburg Huus des DRK Harburg in den drei Jahren seines Bestehens geworden. Aber es ist viel mehr als das: Mehr als 200 Gästen konnte in dieser Zeit dauerhaft Wohnraum vermittelt werden. Ein Erfolg, den das 33-köpfige Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen durch die „qualifizierte Sozialberatung“ mit den Gästen erreicht hat.
Als „eine stark nachgefragte Anlaufstelle im Stadtteil, die sich über Spenden finanziert und auf langfristige Unterstützung angewiesen ist“, bezeichnet Leiter Thorben Goebel-Hansen das Harburg-Huus anlässlich des dritten Geburtstags der Einrichtung. Bis zu 50 Personen kommen jeden Tag, jede Nacht sind die 15 Schlafplätze belegt. . „Auch wenn wir nur im Notbetrieb geöffnet haben, schicken wir niemanden weg. Egal, wie kompliziert es gerade ist“, betont Goebel-Hansen. Neben Bett, Verpflegung, Dusche und Kleiderkammer bietet das DRK-Team den Gästen auch in Corona-Zeiten eine „Sozialberatung“ an, mal digital, meist persönlich unter Wahrung der Abstandsregeln.
Am nächsten Tag startet Sozialarbeiter Henning Eberhardt dann mit den Gästen einen Vier-Augen-Dialog im „Gesprächs-Container“. „Dabei geht es um die Perspektive, die der Gast für sich sieht, und natürlich auch schnell um seine Biografie, um Jobsuche oder aktuelle Bedürfnisse“, erklärt der 61-Jährige. „Entscheidend ist, dass der Gast möglichst eigene Gestaltungsspielräume erkennen kann. Wir signalisieren, dass wir ihn unterstützen, seine Lebenssituation zu verändern, dass wir ihm aber die Schritte nicht abnehmen.“
Drei dieser Perspektiv-Gespräche finden statt. Der Verlauf und die Dauer sind jedes Mal anders. Von 15 Minuten bis zu zwei Stunden gehen die Gespräche. Die Themen sind vielfältig wie die Gäste selbst. „Beim dritten Termin muss klar sein, wie es weitergeht. Denn wir sind ja nur eine Notunterkunft, also eine Gemeinschaft auf Zeit“, schildert Eberhardt.
Hilfreich ist das große Netzwerk, dass das DRK-Team rund um das Harburg Huus über die Jahre aufgebaut hat. Mit Behörden, Vereinen, Gemeinden und Kooperationspartnern wird eng zusammengearbeitet. Diese engen Kontakte sind nötig, weil es um schnelle Lösungen geht. „Beispielsweise arbeiten wir mit der Fachstelle für Wohnungsnotfälle eng und gut zusammen“, so Eberhardt. „Oder wir kontaktieren regionale Unternehmen, die vielleicht einen Praktikumsplatz bieten.“
Einrichtungsleiter Thorben Goebel-Hansen bilanziert: „Unser Konzept, die Obdachlosen individuell zu beraten, hat sich bewährt. Die Gäste empfinden unser Haus als Schutzraum und vertrauen uns. Sie wissen, dass wir zur Stelle sind, wenn sie selbst aktiv werden.“