Winsen/Buchholz. Krisen halten sich nicht an Tageszeiten – und erst recht nicht an die Öffnungszeiten von Unterstützungsangeboten. Das stellen Betroffene ebenso wie Fachleute immer wieder fest – und genau darum ging es jetzt bei zwei Trialog-Veranstaltungen des Sozialpsychiatrischen Verbundes im Landkreis Harburg. Zwischen Betroffenen, Angehörigen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in psychiatrischen Einrichtungen ergab sich dabei ein lebendiger Austausch über Erfahrungen und Hilfsmöglichkeiten.
Die Teilnehmer tauschten sich aus den verschiedenen Perspektiven heraus intensiv über eigene Erlebnisse mit Krisensituationen im Rahmen psychischer Erkrankungen aus. Der Schwerpunkt lag auf der „Krise nach Feierabend“. In persönlichen Beiträgen schilderten sie hilfreiche, aber auch belastende Situationen.
Mit von der Partie waren auch Mitarbeiter des Krisendienstes für den Landkreis Harburg, der seit acht Jahren täglich in der Zeit von 16 bis 22 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 14 bis 22 Uhr unter der Telefonnummer 01 70/480 61 36 zu erreichen ist. Nicht allen bekannt war aber, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krisendienstes, die über langjährige Erfahrungen im Umgang mit psychischen Erkrankten verfügen, auch Hausbesuche machen und die Krisensituation vor Ort zu Hause bei den betroffenen Menschen klären können. „Manchmal hilft es ja schon, nur um ein solches Angebot zu wissen, auch wenn es dann gar nicht konkret in Anspruch genommen wird“, stellte Dr. Peter Schlegel als Vorsitzender des Vereins „Krisendienst für den Landkreis Harburg“ fest.
Bei beiden Trialog-Veranstaltungen in Winsen und in Buchholz wurde lebhaft diskutiert. Bei der Veranstaltung in Winsen gab es eine Premiere: Der Austausch fand in den Räumen der neu eröffneten Kontakt- und Begegnungsstätte HiPsy-Café „Kiek In“ in der Schmiedestraße 3 in Winsen gegenüber der Marienkirche statt.
Auf Initiative des Landkreises ist das vom Hilfeanbieter HiPsy betriebene Café „Kiek In“ als niederschwellige Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen gedacht, steht aber in offener Form als Inklusionsangebot auch allen anderen Bürgerinnen und Bürgern offen. Angedockt an das Café mit Begegnungscharakter ist das Gemeindepsychiatrische Zentrum (GPZ) „Kiek In“, in dem in multiprofessioneller und institutionsübergreifender wechselnder Besetzung vor allem schwerer psychisch erkrankten Bürgern kurzfristig und mit wenig Bürokratie Vermittlung in passende Hilfen und Behandlung vermittelt werden soll. Die offizielle Eröffnung des Gemeindepsychiatrischen Zentrums ist für den 12. Juni geplant.