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Ideen für mehr bezahlbaren Wohnraum im Landkreis - Podiumsdiskussion in Winsen

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Winsen. „Unerhört – diese Wohnungssuchenden“: Unter diesem Motto ging es jetzt um bezahlbaren Wohnraum bei einer Podiumsdiskussion in der Ev.-luth. St. Jakobus-Kirchengemeinde Winsen. Zur Diskussion hatten die Kirchenkreistags-Ausschüsse „Bezahlbarer Wohnraum“ der Kirchenkreise Hittfeld und Winsen gemeinsam mit dem Diakonischen Werk eingeladen.

„Es gibt nicht die Lösung für den angespannten Wohnungsmarkt. Wir müssen Fantasie entwickeln und bei uns selbst anfangen. Kirchengemeinden können prüfen, ob sie Flächen für den Wohnungsbau anbieten und Wohnungen in nicht ausgelastete Gemeindehäuser integrieren können. Die Politik muss Verfahren und Prozesse für den Wohnungsbau beschleunigen und vereinfachen. Und wir sollten uns selbst fragen: Wohne ich noch adäquat, brauche ich noch diese große Wohnung?“, sagte Wolfgang Kresse. Der Journalist, der die Podiumsdiskussion moderierte, ist im Ruhestand Kirchenvorsteher der Winsener St. Marien-Kirchengemeinde.

„Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen. Wir wollen für das Thema sensibilisieren und Lösungsmöglichkeiten entwickeln“, sagte Ines Appel, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks der Kirchenkreise Hittfeld und Winsen. „Wohnen ist ein menschliches Grundrecht, das jedem zusteht“, sagte Wolfgang Kresse und präsentierte Zahlen: Waren es 1990 noch drei Millionen Sozialwohnungen in Deutschland, sind es aktuell noch 1,25 Millionen Wohnungen, im Landkreis Harburg liegt der Anteil an Sozialwohnungen unter vier Prozent.

Kresse befragte Marleen Schröder und Gudrun Fütterer von Schröder Immobilien zum Wohnungsmarkt in Winsen: „Es gibt keine günstigen Wohnungen in Winsen“, sagte Gudrun Fütterer. Die Gründe: Wenig Baugrundstücke, hohe Anforderungen des Landes an den Wohnungsbau, wie etwa die Oberflächenentwässerung, und die hohe Nachfrage nach Wohnraum. Die Frage, ob man günstiger bauen könnte, verneinten die Expertinnen angesichts von Vorgaben wie etwa der Energiesparverordnung.

Seit zwei Jahren gibt es die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft (KWG) des Landkreises Harburg. Ihre Aufgabe: In fünf Jahren 1000 Mietwohnungen zu bauen. „In den ersten zwei Jahren konnten wir 120 Wohnungen bauen“, sagte Joachim Thurmann, KWG-Geschäftsführer. Dabei halten sie mit 8,50 Euro als durchschnittliche Kaltmiete pro Quadratmeter ein. Wie schaffen sie das? „Wir bauen schneller, weil lange Planungsphasen jeden Bau verteuern. Und wir bauen modular. Wir wiederholen bewährte Haustypen im mittleren Standard, dann lassen sich auch Baukosten eingrenzen und Genehmigungen schneller realisieren.“ So seien Bauvorhaben in Salzhausen, Jesteburg, Klecken, und Winsen bereits realisiert worden.

„Das Land Niedersachsen hat in den vergangenen 20 Jahren keinen sozialen Wohnungsbau betrieben. Man war der Auffassung, alles würde sich durch den Markt regeln. Das wurde falsch eingeschätzt“, sagte Thurmann. Von der Politik forderte er ein leichteres Planrecht und schnellere Verfahren. Nach den ersten Interviews diskutierten Gäste und Podiumsteilnehmer an Stehtischen weiter, bevor es in die zweite Podiumsrunde ging.

Kresse fragte Jan-Peter Bönsch, Leiter des Kirchenkreisamts in Winsen, ob Kirche eigene Grundstücke für den sozialen Wohnungsbau verkaufen könnte. „Grund und Boden ist vorhanden, aber viele Grundstücke in Ortsnähe sind in den 1970/80er-Jahren verkauft worden. Oft hat Kirche nur noch landwirtschaftlich genutzte Ackerflächen“, sagte Bönsch. Er ermunterte Kirchengemeinden zu schauen, ob sie geeignete Flächen anbieten könnten.

Hans-Joachim Lenke, Chef der Diakonie in Niedersachsen, befürchtet, dass der Kampf zwischen Menschen mit Niedriglohn und Geflüchteten um Wohnraum zu einer gesellschaftlichen Spaltung führt. „Dieses Klima hat politische Effekte, die besorgniserregend sind“, sagte Lenke. Was kann die Diakonie tun? „Wir unterstützen Gemeinden, die Bauflächen anbieten. Wir müssen uns fragen, ob wir noch große Gemeindehäuser benötigen, wenn sie aufgrund sinkender Mitgliederzahlen nicht mehr ausgelastet sind. Wir könnten sie zu Gemeindehäusern mit Wohnungen umbauen.“ Was kann jeder Einzelne tun? „Jeder kann sich fragen, ob er den Wohnraum benötigt, in dem er wohnt. Die Diakonie könnte in einem clearing-Prozess Suchende und Anbietende zusammenbringen“, sagte Lenke. Aber das bräuchte Kreativität und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren.

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