„Der koschere Himmel“ hätte ein volles Haus verdient gehabt
Harburg. Diese Premiere zum Auftakt der neuen Saison 2022/23 hätte ein volles Haus verdient gehabt. Aber der Helms-Saal im Archäologischen Museum Hamburg an der Knoopstraße/Museumsplatz 2 war bedauerlicherweise nur zu gut zwei Drittel gefüllt. Seis drum: Das Ensemble der Kammerspiele Hamburg mit den bekanntesten Akteuren Markus Majowski und Helen Schneider sorgte immerhin dafür, dass sich diejenigen, die sich am Donnerstagabend auf den Weg in die Spielstätte im Herzen Harburgs gemacht hatten, über einen überdurchschnittlich schönen Theaterabend bei der Uraufführung der nicht einfach zu inszenierenden Komödie "Der koschere Himmel" gefreut haben.
Und das treue Harburger Publikum belohnte die Bühnenakteure vor allem nach der Pause mit häufigem Szenenapplaus und zum Finale mit minutenlangem Schlussbeifall. Franz-Joseph Dieken, Riccardo Ferreira, Markus Majowski, Raika Nicolai, Antje Otterson, Helen Schneider, Leo Strelle (der Mann mit Geige) und der immer wieder eingespielten Stimme von Corinna Harfouch machten die nicht einfache Geschichte äußerst sehens- und hörenswert.
Die Produktion Hamburger Kammerspiele unter der Regie von Sewan Latchinian und der Musik von Emanuel Meshvinski auf einer besonderen Bühne in Form eines Hausdachs startete eher verhalten und endete dafür umso amüsanter. Zum Publikumsliebling avancierte ein niedlicher echter Hund namens Abraham, dem das Harburger Publikum, unter ihnen Harburgs Rekord-Wohltätigkeitsveranstalter Dieter Bahlmann (früher Chef der Karstadt-Harburg-Buchabteilung), immer wieder Extra-Beifall spendete.
Stück behandelt ein schwieriges Thema
In der Komödie ging es um ein schwieriges Thema: Bernhards (Markus Majowski) Mutter ist gestorben. Das wird schnell zu einem großen Problem. Denn die Mutter war als Jüdin mit einem Christen verheiratet, der ihr im Dritten Reich das Leben gerettet hatte. Ihr unerschütterlicher Wille: Sie wollte an der Seite ihres früh gestorbenen Mannes auf dem städtischen Friedhof beerdigt werden. Natürlich will der Sohn der Mutter diesen Wunsch erfüllen – doch das ist gar nicht so einfach. Denn Rabbinern ist es verboten, auf einem christlichen Friedhof zu bestatten, und einem Pfarrer ist es untersagt, einen jüdischen Ritus vorzunehmen. Und so beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn nach jüdischer Auffassung muss ein Verstorbener unverzüglich unter die Erde.
Bernhards Cousin, dessen Frau (Helene Schneider) und ihre gemeinsame Tochter fliegen aus Israel ein und eher gegen- als miteinander versuchen sie, das Problem zu lösen. Hinzu kommt ein palästinensischer Kioskbesitzer, der die Sache nicht einfacher macht – oder vielleicht doch? Nach vier turbulenten Tagen, in denen die Vergangenheit aufblitzt und die Protagonisten sich mitunter mit Paradoxien aus der Patsche ziehen („Ein Jude macht aus einem Problem einen Witz, der Deutsche aus einem Witz ein Problem“), in denen bizarre, seltsame und hintersinnige Treffen in Begräbnisinstituten und auf Friedhöfen, mit Rabbis, Priestern und dem Palästinenser stattfinden, lösen sie schließlich diesen absurden Konflikt.
Kritiker: "Herrlich komisch erzählte Geschichte"
Ein Kritiker schrieb nach einer früheren Inszenierung "Herrlich komisch erzählte Geschichte (eines) authentischen Falls." Ein anderer: „Der koschere Himmel' wird sich in die Phalanx der bemerkenswerten Stücke einreihen. Mit viel jüdischem Humor und einer Menge zündender Ideen hat Latchinian die Komödie auf die Bühne gebracht und dabei ein gutes Händchen bei der Schauspielerführung bewiesen. Ida Ehre (Hamburgs Theater-Prinzipalin) hätte an diesem Abend sicher auch ihren Spaß gehabt.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Noch sechsmal ist die Komödie im Harburger Theater zu sehen:
- Heute Sonnabend, 29. Oktober, 19:30 Uhr
- Sonntag, 30. Oktober,15 Uhr
- Mittwoch 2. November, 19:30 Uhr
- Donnerstag, 3. November, 19:30 Uhr
- Freitag, 4. November, 19:30 Uhr
- Sonnabend, 5. November, 15 Uhr.
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