Grünkohlessen der CDU Marmstorf: Krönungsmesse mit Schweinebacke
Harburg. Mehr Parkplätze, mehr Sicherheit für Harburgs Frauen, weniger „Früchtchen“ und ein überraschender Schulterschluss mit einem SPD-Bundestagsabgeordneten: Das waren die Kernbotschaften des traditionellen Grünkohlessens der Marmstorfer CDU im Rönneburger Hof. „Politik trifft Grünkohl“ war das altbekannte Motto, diesmal hätte man auch zur Krönungsmesse einladen können, denn seit sich Rainer Bliefernicht im parteinternen Qualifying gegen den Kreisvorsitzenden Uwe Schneider die Pole Position auf der CDU-Kandidatenliste sichern konnte, ist er im Kampfmodus und träumt vom großen Stühlerücken im Harburger Rathaus – mit ihm, dem Marmstorfer Jahrtausend-Schützenkönig, als Denker und Lenker. So weit ist es noch nicht, erst bei der Bezirkswahl im Juni 2024 entscheiden die Harburger Bürgerinnen und Bürger, ob Bliefernichts Träume eine Chance haben, reale Politik zu werden.
Zunächst die Begrüßung der zahlreichen Honoratioren, darunter CDU-Kreisvorsitzender Uwe Schneider, der sich nach nur verhaltenem Beifall bald aus dem Staub machte, bevor auch nur die ersten Schüsseln mit Grünkohl und Schweinebacke auf den Tischen stand. Und natürlich Dennis Thering, CDU-Landesvorsitzender, 2025 Tschentscher-Herausforderer und jetzt auch Bliefernicht-Buddy. Er startete im Rönneburger Hof eine Serie von 17 Grünkohlessen bis Weihnachten.
Dass in Harburg grundsätzlich etwas schiefläuft, ist für Bliefernicht klar, „vor allem die Sache mit den Parkplätzen“. Der Verkehrssenator mache eine katastrophale Verkehrspolitik, das sei von einem Verkehrssenator der Grünen ja auch nicht anders zu erwarten gewesen. Bliefernicht: „Aber auch die SPD ist keine Autofahrer-Partei. Sie hat sich einfach an die Grünen drangehängt und bricht alle Wahlversprechen.“ Bliefernicht versprach, den Parkplatzabbau nicht nur zu stoppen, sondern mehr Platz für Autos zu schaffen: „In der Hamburger Innenstadt mag die grüne Verkehrspolitik klappen. Aber Harburg ist anders.“
Bliefernicht will auch für mehr Sicherheit in Harburg sorgen. Nicht nur bei den Halloween-Krawallen auf dem Harburger Ring. „Es kann nicht sein, dass junge Frauen am helllichten Tag auf dem Weg zur Schule ihrer Kinder vergewaltigt werden.“ Und überhaupt, der Zuzug von Asylbewerbern müsse drastisch verringert werden. „Wir haben das zu lange nicht ernst genommen und haben uns dabei so manches Früchtchen eingehandelt“, sagte Bliefernicht.
Fragt sich nur, mit wem Bliefernicht seine Politik umsetzen will. Von einer absoluten Mehrheit der CDU in Harburg träumt er ohnehin nicht. Mit den Grünen dürfte es schwer sein, die autogerechte Stadt wiederzubeleben. Mit der SPD hätte man zumindest ein gemeinsames Ziel, nämlich den S-Bahn-Ring für Hamburg mi einer weiteren Elbtunnelröhre. Ein Vorschlag, mit dem der SPD-Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi seit Jahren durch Medien und Gremien tingelt, aber bisher immer an der Kostenwand zerschellt ist. Bliefernicht: „Wir werden schon einen Koalitionspartner finden. Nur eins ist klar: Es wird nicht die AfD sein!“
Thering musste gar nicht mehr viel sagen, es sei ja schon alles gesagt. Er nutzte die Chance noch ein paar Sympathiepunkte zu sammeln, indem er von seiner acht Jahre alten Tochter erzählte, die sich auch schon für Politik interessiere. So ganz sprang der Funke aber nicht über, ein CDU-Senior brachte es in kleiner Runde auf den Punkt: „Der ist zu unhanseatisch.“
Immerhin schaffte es Thering, ein Thema noch anzusprechen: das lange Warten auf einen Arzttermin. Schon seine Tochter müsse monatelang warten. Aber auch da hat Bliefernicht Hoffnung: „Zumindest in Harburg werden wir das bald ändern.“ Wie? Bliefernichts Sohn Thore studiert Medizin.