Harburg. Das Harburg Huus, die Obdachlosenunterkunft des DRK Harburg im Außenmühlenweg, ist eines der sozialen Projekte, auf die man zu Recht in Harburg stolz sein kann. Seit 2018 können Obdachlose hier ein Bett für die Nacht und Essen bekommen, und sich sowie ihre Kleidung waschen. Und was wichtig ist und in Hamburg einmalig: Ihr treuer Begleiter, der Hund, muss nicht draußen vor der Tür bleiben. Denn hier sind Frauchen, Herrchen und Hund willkommen.
Dies soll nun nach dem Willen des neuen Eigentümers des Gebäudes bald vorbei sein. Denn die „Urban Space“-Entwicklungsgesellschaft, seit Anfang des Jahres Eigentümer des alten Fabrikkomplexes, hat es scheinbar nicht so mit dem Sozialen. Schon in 2019 hatten sich Vertreter der Gesellschaft beim DRK Harburg gemeldet und ihre Pläne vorgestellt. Damals hieß es noch, dass der Teil, in dem das Harburg Huus beheimatet ist, abgerissen werden solle. Aber: Die Einrichtung könne in einem anderen Teil des Komplexes unterkommen, der stehenbliebe. Entweder in einem Teil, der ohnehin bald frei würde oder daneben, zwischen diesem und einer Kita.
So weit, so gut. Und dann kam Mitte April aus heiterem Himmel die Kündigung des fristlosen Mietvertrags für das Harburg Huus. Und die versprochenen Flächen, so die Entwicklungsgesellschaft, seien nun aber auch andersweitig vermietet. „Unser Eindruck ist, dass der Eigentümer kein Interesse an uns hat“, so DRK-Vorstand Harald Krüger. „Wir vermuten, dass er keine Obdachlosen hier haben will.“ Aber das Geld des DRK, dass will die Entwicklungsgesellschaft scheinbar doch noch so lange wie möglich haben. Denn dem DRK wurde ein neuer Mietvertrag mit einer sehr kurzen Kündigungsfrist über die jetzigen Räume angeboten. Das klingt stark nach Miete zahlen bis kurz vor Abriss und dann schnell und bequem die Obdachlosen loswerden.
Auch in der Harburger Politik stößt dies sauer auf. Auch deshalb, weil der Eigentümer den Bezirksabgeordneten im Stadtplanungsausschuss offensichtlich etwas anderes erzählt hat, als was er real vorhat. Und auf der Grundlage wurde ein entsprechender Bebauungsplan beschlossen, der die Sicherung sozialer Einrichtungen beinhaltet. „Die CDU-Fraktion wird einem erforderlichen neuen Bebauungsplan Wilstorf 43 nicht zustimmen, sofern der Investor die bisherigen Zusagen und eindeutigen Erklärungen nicht einhalten sollte“, so CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer. Auch Jörn Lohmann, Fraktions-Chef der Linken sieht dies so: „Es ist inakzeptabel, dass das Harburg Huus geschlossen werden soll. Mit uns wird es ebenfalls keinen neuen Bebauungsplan geben, der den Erhalt dieser wichtigen Einrichtung nicht beinhaltet.“ In das gleiche Horn stößt auch die größte Bezirksfraktion, die SPD.„Wenn es keine vernünftige Lösung für das Harburg Huus gibt, dann gibt es auch keinen neuen Bebauungsplan mit uns. Dann ist halt Feierabend“, so Frank Wiesner, SPD-Mitglied im Stadtplanungsausschuss. „Der Investor muss da etwas anbieten – und zwar richtige Zusagen, die auch eingefordert werden können. Dafür muss es einen städtebaulichen Vertrag geben, in dem das Harburg Huus abgesichert wird.“