Fleestedt/Winsen. Eine gute Stunde Zeit nahm sich die Fleestedter Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler aus dem Landkreis Harburg, um mit Verantwortlichen des Evangelischen Kitaverbands Winsen über ganz konkrete Situationen und Probleme im Kita-Alltag zu sprechen. Mandy Baensch, Leiterin der Evangelischen Kita in Borstel, berichtete von den Schwierigkeiten darüber, dass bis 2018 die Schulen für die individuelle Sprachförderung von Kindern im letzten Kindergartenjahr vor der Schule zuständig gewesen wären und dies nun ohne zusätzliche Mittel von den Kindergärten übernommen werden müssten. Dadurch könnten viele Kinder ihre Sprachdefizite nicht mehr so gut kompensieren wie zuvor. Positive Erfahrungen hingegen hatte sie vom Praxismentoring-Programm zu berichten, durch das Erzieher*innen befähigt würden, den Auszubildenden in den Kitas praktisches Wissen zu vermitteln. Mandy Baensch ist selbst Referentin für das Programm und bildet neue Mentoren aus. Das System einer dualen, vergüteten Ausbildung hält sie für absolut zukunftsweisend, um Fachkräfte in die Kitas zu bekommen.
Die Zuspitzung des Fachkräftemangels gerade im Landkreis Harburg mit vielen entstehenden Neubaugebieten war ein wichtiges Thema. Tobias Faße, Pädagogischer Leiter des Kitaverbands, äußerte seine Sorgen über die schon jetzt bestehenden Schwierigkeiten für die Einrichtungen, die sich dadurch in den nächsten Jahren verschärfen würden. Svenja Stadler fragte detailliert nach und hörte genau hin, um konkrete Unklarheiten über die gesetzlichen Bestimmungen an die entsprechenden Ausschüsse und Ministerien in Berlin und in der Landespolitik heranzutragen und Problemfelder in der Praxis zu benennen. Auch mögliche Lösungsansätze sollen dabei thematisiert werden: wenn beispielsweise die Arbeitsagenturen auch in Niedersachsen Umschulungen zur Erzieher-Ausbildung fördern würden, könne die Arbeitsmarktsituation für Kindergärten und Krippen einfacher werden, so Tobias Faße.
Abschließend tauschten sich alle zum Thema Inklusion aus. Die Inklusionsbeauftragte des Kitaverbands, Sozialpädagogin Sara Neuling, berichtete von ihrer Arbeit, die zum Ziel hat, bei allen im Verband beteiligten Menschen Vorurteile bewusst zu machen und abzubauen. Allen Kindern soll die gleiche Teilhabe möglich sein, die täglichen Abläufe sollen möglichst so gestaltet sein, dass sie der Vielfalt der Kinder und ihrer Bedürfnisse gerecht werden. Der inklusive pädagogische Prozess in der frühen Kindheit findet auf verschiedenen Ebenen statt, überwindet kategorische Zuschreibungen wie „behindert“ oder „ethnische Herkunft“ und behält immer das Gesamtsystem in den Blick.