Meine Meinung - Corona: Gastronomie- und Eventbranche werden zum Sündenbock gemacht

| Niels Kreller | Politik
Der Gastronomie-, Hotellerie- und Eventbranche droht ein zweiter Lockdown. Ist das verhältnismäßig? Unser Chefredakteur Niels Kreller meint nein. | Foto: ein
Der Gastronomie-, Hotellerie- und Eventbranche droht ein zweiter Lockdown. Ist das verhältnismäßig? Unser Chefredakteur Niels Kreller meint nein. | Foto: ein

Kommentar. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann gründ' ich einen Arbeitskreis. Oder suche mir einen Sündenbock. Ohne jede Frage: Wir müssen schauen, wie wir die Coronapandemie in den Griff bekommen und dafür müssen geeignete Maßnahmen ergriffen werden.

Was aber im Moment geschieht ist, dass ein bequemer Sündenbock gesucht wird, dem man nahezu alles an Infektionsgeschehen aufbrummen kann.

Natürlich: Die Meldungen und Bilder von wilden Partys in Kellern von Szenelokalen oder -locations sind medial gut verwertbar und erzeugen viele Clicks auf den Webseiten. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Solche Partys zu feiern ist im Moment unter aller Sau und zeugt von Verantwortungslosigkeit und massiv unsozialem Verhalten und man sollte meinen, dass man darauf im Moment schlicht mal verzichten muss. Aber stehen solche Vorkommnisse stellvertretend für die ganze Branche?

Schließung steht nicht im Verhältnis zum Infektionsgeschehen

Meine Meinung: nein. Die wirklich aller, aller allermeisten Gastronomen und Veranstalter halten sich an die Auflagen, erheben die Daten, sorgen für Hygiene und Abstand – und das in einem Spagat, ihren Gästen trotz dieser Auflagen einen schönen Aufenthalt bei ihnen zu ermöglichen. Genauso sieht es bei Kinos und Theatern aus, bei den kleinen Konzerten, mit denen die Clubbetreiber wieder versuchen, wenigstens etwas für Musiker, Fans und auch sich selbst zu tun.

Gestern hat das Robert-Koch-Institut (RKI) aktuelle Zahlen dazu veröffentlicht, wo in welchen Maße eigentlich Infektionsgeschehen stattfindet (ab Seite 12). Das RKI weist darauf hin, dass mit den Zahlen besonnen umgegangen werden muss, da nicht immer die Infektionsketten nachzuvollziehen sind. Aber einen Trend denke ich kann man doch ablesen. So finden die mit Abstand meisten Infektionen im Haushalt, in Alten- und Pflegeheimen und am Arbeitsplatz statt. Der Freizeitbereich ist ebenfalls mit recht hohen Zahlen dabei, aber hier gibt es zu beachten, sind neben Theater, Kino und Sport eben auch alle sonstigen Freizeitaktivitäten, mitunter mit vielen Menschen und ohne Mindestabstand, mit enthalten.

Die Gastronomie und Hotellerie sind im Bereich von 2 Prozent aller Ansteckungsorte. Und das rechtfertigt, eine ganze Branche mit den dort arbeitenden Menschen zum Buhmann zu machen? Heute wollen die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten über weitere einschneidende Maßnahmen beraten. „Lockdown Light“ nennen Politiker die Variante eines erneuten Lockdowns, bei dem es die Gastronomie, Hotellerie- und Eventbranchen wieder heftig treffen soll. Unbestritten: Jeder nicht stattgefundene Kontakt eines Infizierten mit Nichtinfizierten ist gut. Aber die Maßnahmen müssen eben verhältnismäßig sein.

Gastronomie, Hotellerie und Eventbranche halten sich an die Auflagen

Noch einmal: Ich kenne kaum einen anderen Bereich des Lebens, in dem die Hygieneregeln mehr eingehalten werden und in dem die Vorsicht größer ist wie im Gastronomie-, Hotellerie- und Eventbereich. In Restaurants, Kneipen, Hotels, beispielsweise bei der Fight For Live-Reihe in 2020 10 28 corona1Harburg, den kleinen Konzerten wie in der Fischhalle. Wenn, wenn man wirklich findet, dass man diese ganzen Unternehmen wieder schließen muss, dann muss es staatliche Hilfe geben. Und zwar für alle und keiner darf dieses Mal vergessen werden. Für die Gastronomen, die Hoteliers, die Veranstalter, die Künstler, Musiker und: jeden und jede, die in diesen Bereichen arbeiten.

Und das bedeutet eben auch, dass ein freischaffender Künstler oder Musiker finanzielle Hilfe zum (Über-)Leben bekommt und nicht Nichts mit dem Hinweis, dass die Coronahilfe nur für Betriebsausgaben da sei. Und dass Servicekräfte in der Gastronomie auch einen Ausfall für Trinkgeld bekommen, das sie zum (Über-)Leben brauchen.

Die Branche nicht zum Sündenbock machen und Solidarität nicht überstrapazieren

Und dies zum Schluss: In der Zeit des Lockdowns habe ich von niemandem aus diesem Bereich gehört, dass die Maßnahmen alle falsch sind, es Corona gar nicht gebe oder es nicht so schlimm sei. Alle haben hier gesagt: Die Situation ist richtig schlimm für uns und wir wissen nicht, ob wir am Ende noch da sind. Aber für alle müssen wir da durch. Eine solche Solidarität mit den Menschen hätte ich mir auch in anderen Bereichen gewünscht. Man sollte diese Solidarität aber nicht unnötig auf die Probe stellen und überstrapazieren, nur weil man bequem einen Sündenbock konstruieren möchte.

ANZEIGE

Verwandte Artikel

Cole Quest and The City Pickers kommen in die Fischhalle Harburg

Harburg. "Woody wäre stolz ....", schreibt das American Songwriter Magazin über Cole Quest und seine Band The City Pickers. Denn Cole Quest ist der Enkelsohn der US Folkikone Woody Guthrie. Der sympathische Musiker aus Brooklyn/New York City tritt in die Fußstapfen seines Großvaters und seines On...

Lions und Hamburger Ärzteorchester: Ein tolles Benefizkonzert mit Esprit und ganz großer Musik

Harburg. Die Gäste des gut gefüllten Helms-Saals konnten am Freitag, den 19. April, wieder ein besonderes Konzert erleben: zusammen mit dem Hamburger Ärzteorchester hatte der Lions-Club Hamburg-Harburger Altstadt zum traditionellen Benefizkonzert eingeladen. Zum 13. Mal wurde für den guten Zweck ...

"Rudelsingen"-Premiere in der Burg Seevetal

Seevetal-Hittfeld. Erstmals wird es in der Burg Seevetal in Hittfeld eine "Veranstaltung mit Gemeinschaftsgefühl" geben. Am Dienstag, 7. Mai, erwartet die Besucher der "Burg" eine Premiere der besonderen Art. Zum ersten Mal gibt es ein gemeinsames Singen für alle Generationen. Gesungen wird ganz ...

In Harburg für Arbeitnehmerrechte: Hinaus zum 1. Mai!

Harburg. Hinaus zum 1. Mai! Seit mehr als 130 Jahren demonstrieren an diesem Tag weltweit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen lohnabhängig Beschäftigter. Auch in Harburg hat die 1. Mai-Demo Tradition.

Neuste Artikel

ANZEIGE

Inserate

  • Inserat

    Premiere: Theaterkurs des Heisenberg-Gymnasium Hamburg auf der Bühne im Harburger Theater!

    Schülerinnen und Schüler des Theaterkurses aus dem Jahrgang 11 des Heisenberg-Gymnasium spielen am 02. Mai 2024 und am 03. Mai 2024 jeweils um 19:3...
  • Inserat

    DRK-Shop „Schwester Henny“: Schönes und Mode von Mensch zu Mensch

    Inserat Im Second-Hand-Shop "Schwester Henny" des DRK Harburg im Harburger Ring 8-10 werden besondere Kleidung und Wohnaccessoires angeboten. Die W...
  • Inserat

    Kita „elbzwerge“ im Harburger Binnenhafen hat noch Plätze frei – wo KLEIN ganz großgeschrieben wird

    Buntes Treiben herrscht in der elbzwerge Kita „Villa Lengemann“ in der Blohmstraße 22, wenn die Kinder dort die Räume erobern. Das ist auch nicht v...
  • Inserat

    Elbe Catering sucht Service-Kräfte: Jetzt bewerben (m/w/d)

    Es steht eine große Familienfeier wie Taufe, Konfirmation, runder Geburtstag oder Hochzeit bei Ihnen an? Oder ein großes Firmenevent wie eine Tagun...
  • Inserat

    Jobmesse Süderelbe: Die Messe für alle

    Eine gute Nachricht nicht nur für Unternehmen: Die Jobmesse Süderelbe steht wieder in den Startlöchern. Am 3. Mai 2024 findet sie von 10 bis 16 Uhr...
  • Inserat

    Mobil in der Natur oder im eigenen Garten: Sauna und Wohnwagen aus Zirbenholz

    Mobil mit Naturholzhütten – das verspricht Gerhard Naujoks von Trendbau aus Harsefeld. Und das Versprechen hält er mit seinen Tannhäuschen-Wohnwag...
  • Inserat

    Freundeskreis Harburger Theater sucht motivierte Unterstützer!

    Der Freundeskreis Harburger Theater e.V. hat sich im November 1996 gegründet, um das damals geschlossene Harburger Theater mit neuem Leben zu erwec...
  • Inserat

    Erfolgreicher Dritter Onboarding-Tag der WELLERGRUPPE

    Am ersten Märzwochenende fand der dritte kulturelle Onboarding Tag der WELLERGRUPPE in Berlin statt. Zum Start bei ihrem neuen Arbeitgeber wurden ü...
  • Inserat

    Im Gespräch mit Kerstin Jörn, Akademieleiterin der quatraCare Gesundheitsakademie gGmbH

    Kerstin Jörn ist seit vier Monaten als Akademieleiterin für die quatraCare am Campus Harburg tätig und hat tolle Ideen für die weitere Gestaltung d...
  • Inserat

    Spargelzeit: Jens Boldin hat auf dem Markt den richtigen Schinken zum königlichen Gemüse

    Die Spargelzeit beginnt und aus der Region schmeckt er am besten. Genau wie der andere Star bei einem guten Spargelessen: Der Schinken. Diesen Star...
  • Inserat

    Im Einsatz für den Hausnotrufdienst: "Ich erfahre täglich so viel Dankbarkeit"

    Die meisten Senioren möchten möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Mit Hilfe von Angehörigen, einem Pflegedienst und einem Hau...
  • Inserat

    Mittelalter und Beltane auf Burg Bodenteich

    Wo gelingt es besser, das Ende des Winters und das Nahen des Monats Mai zu feiern, als auf der Burg in Bad Bodenteich, wenn auf Burg Bodenteich zur...
  • Inserat

    30 Jahre Soft Hair – die Profis für stylische Frisuren

    Seit 30 Jahren ist Soft Hair in der Harburger Seevepassage die Adresse, wenn es um stylische Frisuren für Damen und Herren geht. Und dieses Jubiläu...
  • Inserat

    Mit hvv hop einfach und bequem in Harburg unterwegs

    Mittlerweile ist es kein Geheimtipp mehr: hvv hop, das Angebot des hvv in Harburg. Viele kennen schon die Shuttle-Fahrzeuge, die auf 43 Quadratkilo...
  • Inserat

    Die Sonne und Gastfreundschaft Kretas in Harburg genießen

    Kreta: Die griechische Insel ist ein Urlaubsparadies. Und das nicht nur wegen der vielen Sonnentage und schönen Strände, sondern auch wegen der vie...
  • Inserat

    Integration und Völkerverständigung: Neue Begegnungsstätte für alle in Harburg

    Kommunikation ist das A und O der Integration und Grundlage dafür, leichter eine Arbeit zu finden. Das weiß Dorothee Adam, Geschäftsführerin des Ve...
  • Inserat

    Mobil trotz Behinderung: Barrierefrei Auto fahren

    Mobil bleiben mit dem eigenen Auto – das ist gerade bei einem Handicap, bei Einstiegsschwierigkeiten, Mobilität, Fahrhilfen, Nutzung eines Rollat...
ANZEIGE