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Pandemie als lustiges und buntes Event? Kampagne gegen hohe Inzidenz im Bezirk gestartet

| Niels Kreller | Politik
Stelzenläufer verteilten in der Harburger Innenstadt Flyer und Masken. | Foto: Niels Kreller
Stelzenläufer verteilten in der Harburger Innenstadt Flyer und Masken. | Foto: Niels Kreller

Harburg. Am heutigen Donnerstag gaben die grüne Bezirkssenatorin Katharina Fegebank und Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen den Startschuss zur „Awarness-Kampagne“, die etwas gegen die überdurchschnittlich hohe Inzidenz im Bezirk bewirken soll. Neben Plakaten waren Stelzenläufer engagiert worden, die Flyer in verschiedenen Sprachen und Masken im Innenstadtbereich an die Bürgerinnen und Bürger verteilten. Ziel sollte es sein, „niedrigschwellig Informationsmaterial zu verteilen und durch einen leichten Zugang über die wichtigsten Maßnahmen aufzuklären“.

Kritik kam von der DIE LINKE. „Es ist einfach nur hilflos, was das Bezirkssenatorin Fegebank und Bezirksamtsleiterin Fredenhagen da heute veranstaltet haben. Als ob man mit einer effektheischenden PR-Aktion wie ‚Stelzenläufer verteilen Informationsmaterial‘ dem Ernst der Lage Rechnung tragen würde“, ärgert sich der Bezirksfraktionsvorsitzende Jörn Lohmann. Auch die Bürgerschaftsabgeordnete Sabine Boeddinghaus zeigt Unverständnis. „Es gibt schließlich Gründe, warum in Harburg die Inzidenz so hoch ist – denn die Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale Krise“, so Boeddinghaus.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Richter kritisiert den späten Zeitpunkt der Kampagne: „Grundsätzlich frage ich mich, warum es so eine Initiative nicht schon länger gegeben hat. Ich finde es gut, dass Menschen, die nicht Muttersprachler sind, jetzt besseren Zugang zu den Regeln bekommen. Dabei ist mir wichtig ganz klar zu sagen, dass in dieser Gruppe nicht die Pandemietreiber sitzen.“ Auch er findet: „So einen Eventcharakter sollte man nicht draus machen.“

Meine Meinung: Pandemie als lustiges Event – Die Spaßgesellschaft zieht in den Kampf gegen das Virus

Kommentar. Die Spaßgesellschaft zieht in den Kampf gegen das Coronavirus. Staatlich organisiert. Da kann ja nichts mehr schiefgehen!

Der Startschuss zur „Awarness-Kampagne“ mit Bezirkssenatorin Katharina Fegebank und Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen gegen die hohe 7-Tage-Inzidenz im Bezirk Harburg kam am heutigen Donnerstag eher als Freizeitvergnügen denn als ernstzunehmende Aufklärungsaktion daher. Bunt gekleidete Stelzenläufer verteilten Flyer und Masken und belehrten die Bürger über Verhaltensregeln.

Pandemie muss halt auch mal bunt und lustig sein. Was ernsthaft verärgert: Alle Events sind verboten. Sowohl die Unternehmer als auch die Angestellten vieler Event-Branchen wie Veranstalter und Veranstaltungstechniker, Künstler und Musiker oder Gastronomen befinden sich seit Monaten im Lockdown. Und dann macht man von staatlicher Seite aus die Pandemie selbst zu einem Event. Holt sich mit den Stelzenläufern kleine Hotspots in den Bezirk, in dem man doch die Infiziertenzahlen senken möchte. Denn natürlich gibt es um die Stelzenläufer auch immer wieder eine Traube an Menschen, die nicht den Mindestabstand einhalten. Überraschung? Nicht wirklich.

Auch, dass beim „Kick-Off“ (neudeutsch für Start) der „Awarness-Kampagne“ niemand sagen konnte, wie die Kampagne denn nach diesem Tag konkret weitergehen soll, spricht Bände. Aktionismus pur. Wenn es noch eines Offenbarungseides bedurfte, um zu zeigen, dass Politik und Behörden nicht mehr weiterwissen, dann dieses Event. Es macht den Anschein, als solle damit das rund einjährige kollektive Versagen der Politik, beispielsweise was Impfstoff oder wirksame Maßnahmen angeht, kaschiert werden.

Wer meint, es bringe etwas, den Menschen, die in beengten Wohnungen leben müssen, die im ÖPNV zu ihrer Arbeit fahren müssen, da ihr Job es nicht zulässt, dass sie ins Home-Office gehen oder die auf der Arbeit zwangsläufig mit vielen Menschen in Kontakt kommen dazu zu raten, doch den Mindestabstand einzuhalten, der verschließt die Augen vor der Realität – und handelt zynisch.

Wer die 3. Welle brechen will, der muss auch über Maßnahmen wie einen richtigen Shutdown bis auf die Grundversorgung reden – und im Zweifel den Mut haben, ihn umzusetzen. Das wäre wahrscheinlich auch für die Wirtschaft besser als das aktuelle wankelmütige hin und her.


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