Harburg. Der heutige Fußball-Profi Igor Matanovic, gebürtiger Heimfelder und von 2008 bis 2010 Jugend-Fußballspieler beim Harburger Turnerbund (HTB), ist jetzt vom Hamburger Fußball-Verband als Jugendspieler des Jahres 2021 ausgezeichnet worden. Die Ehrung nahm der Vorsitzende des HFV-Verbandsjugendausschusses, Jens Bendixen-Stach, in der HTB-Geschäftsstelle im Sportpark Jahnhöhe vor. Igor Matanovic hat erst vor Kurzem einen Profivertrag beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt unterschrieben, wurde aber gleich wieder an den Zweitligisten FC St. Pauli ausgeliehen, für den er schon vorher gespielt hatte.
Auf der Jahnhöhe ist der heutige Profi-Fußballer als Kind erstmals hinter dem runden Leder hergelaufen. Der FC St. Pauli war während eines Hallenturniers auf Matanovic aufmerksam geworden. Seitdem entwickelte sich das einstige Nachwuchstalent kontnuierlich weiter - auch dank seiner Trainer Jonas Drescher und Ben Sanogo. Das Fachabitur erlangte der frühere Heimfelder auf der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg. Sein Förderer dort war vor allem Andree Fincke. Im Januar 2021 schoss Igor Matanovic in der Nachspielzeit das entscheidende Tor zum 3:2-Endstand St. Paulis im Spiel gegen Hannover 96. Das war gleichzeitig sein erster Treffer als Fußball-Profi.
Matanovic hat in Frankfurt einen Profivertrag über fünf Jahre unterschrieben. Beim FC St. Pauli soll er sich so weiterentwickeln, dass er Stammspieler in der 1. Liga wird. Davon geht auch Jens Bendixen-Stach aus, der ihm nicht nur einen Glaspokal, sondern auch einen Verbandsschal und ein Buch überreichte.
Igor Matanovic ist nicht der erste Ex-HTB-Spieler, der es weit gebracht hat. Jürgen Neudorf (1941-1991) begann mit dem Fußballspielen bereits 1950 im Harburger Turnerbund. Er durchlief sämtliche Altersklassen, wurde Jugendnationalspieler und gewann mit der Norddeutschen Auswahl 1959 den DFB-Jugendländerpokal. Er nahm bereits 1959 für den Harburger Turnerbund an den erfolgreich bestrittenen Entscheidungsspielen gegen Wilhelmsburg 09 teil. Er spielte anschließend in der Oberliga-Aufstiegsrunde, ebenso wie in den beiden folgenden Jahren – 1960 als Tabellenzweiter nach einem Entscheidungsspiel gegen Rasensport Harburg und 1961 als Amateurliga-Meister.
1961 wurde Neudorf erneut DFB-Länderpokalsieger, dieses Mal mit der Hamburger Amateurauswahl-Mannschaft. Von 1961/62 bis 1964/65 war Neudorf bei Altona 93 in der Oberliga/Regionalliga Nord (2. Liga) unter Vertrag und kam auch in der deutschen Militärauswahl zum Einsatz. Er wechselte 1965 zu Kickers Offenbach in die Regionalliga Süd. Dort blieb er bis 1967.
Einer der erfolgreichsten Ex-HTBer war auch Peter Rohrschneider. Der im Jahr 1946 geborene Ex-Kicker war bereits 1953 in den HTB eingetreten, durchlief die gesamte Jugendabteilung, spielte in der Hamburger Jugendauswahl und wurde 1964 Ligaspieler. 1965 wechselte Rohrschneider zum HSV zunächst in die „Fohlenelf“ und erhielt 1966 einen Profivertrag für die Bundesliga und stand einige Male neben Uwe Seeler in der HSV-Elf. Von 1968 bis 1970 spielte er für den Schweizer Proficlub FC Thun.
Zu den bekanntesten HTB-Spielern gehörte auch Egon Pollak (1928-2007): Er war einer der überregional bekanntesten Fußballer Harburgs. Im Alter von elf Jahren trat Egon dem Harburger Turnerbund bei. 1949 absolvierte er sein erstes Ligaspiel in der Oberliga Nord – der damals höchsten Spielklasse. Nach elf Ligajahren – davon insgesamt vier Spielzeiten in der Oberliga – beendete Egon Pollak 1960 seine Karriere. Er war als Mittelläufer „Turm der Abwehr“ und dank seiner Körpergröße und seines schulmäßigen Kopfballspiels Herrscher über den eigenen Strafraum. Unvergessen sind die errungenen Siege in den Entscheidungsspielen um die Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur Oberliga in den Jahren 1959 gegen Wilhelmsburg 09 und 1960 gegen Rasensport Harburg vor zigtausend Zuschauern im Millerntor-Stadion.
Ein Ex-HTBer ist auch Otmar Sommerfeld (1929-2008): Mit insgesamt 362 Einsätzen zwischen 1949 und 1963 ist er der Rekordspieler in der damals erstklassigen Oberliga Nord. Im Alter von 18 Jahren schaffte Otmar den Sprung aus der HTB-Jungmannen-Elf, mit der er im Hamburger Pokalendspiel stand und die von Paul Weber trainiert wurde, in die Ligamannschaft des Turnerbunds. Er wurde mit der Mannschaft Meister der Verbandsliga und stieg anschließend mit ihr in die Oberliga Nord auf. In der Spielzeit 1949/50 bestritt Sommerfeld – noch als Stürmer – für den HTB 25 Punktspiele und schoss dabei vier Tore. Obwohl die Ligaelf nach Saisonende als weit abgeschlagenes Schlusslichtin die Amateurliga Hamburg absteigen musste, blieb er beim Turnerbund, für den er seit 1945 die Fußballschuhe geschnürt hatte. 1951 folgte der kantige, hochaufgeschossene damals 21-jährige seinem Trainer Risse zum FC St. Pauli. Von 1951 bis 1959 absolvierte Sommerfeld 227 Oberligabegegnungen – er hat also lediglich 13 Spiele verpasst – und erzielte 13 Tore für die Braun-Weißen.
Einer der bekanntesten Harburger Kicker war auch Horst Willumeit. Der im Jahr 1935 geborene Schlussmann und spätere Trainer hatte als Schüler seine Fußball-Laufbahn beim Harburger Turnerbund begonnen. Seine aktive Spielerlaufbahn beendete er als Torwart beim HTB, und auf der Jahnhöhe beendete er auch seine erfolgreiche Karriere als Fußballtrainer. Mit der Ligamannschaft des Turnerbunds qualifizierte er sich zweimal für die Oberliga-Aufstiegsrunde, wurde 1961 Amateurliga-Meister und im selben Jahr mit der Hamburger Amateurauswahl DFB-Amateurländerpokal-Sieger.
Weit brachte es auch Oskar "Ogger" Lewandowski. Er wechselte vom Bostelbeker SV zur Jahnhöhe und schaffte später den Sprung in die damalige deutsche Amateur-Nationalelf, die auch an Olympischen Spielen teilnahm. Das Urgestein des Bostelbeker SV spielte von 1957 bis 1964 für den Harburger Turnerbund in der damals zweithöchsten deutschen Spielklasse (Amateurliga Hamburg), ehe ihn eine schwere Knieverletzung für ein Jahr außer Gefecht setzte. Er kam sogar zu internationalen Ehren, bestritt 1963 bei den Pre-Olympischen Spielen in Tokio ein (inoffizielles) Länderspiel für die bundesdeutsche Amateur-Nationalmannschaft. Die Reise in den Fernen Osten beeindruckte den Harburger damals sehr. Dort traf er sogar auf den japanischen Kaiser.