Buchholz. Der erste Höhepunkt der neuen Tanzsportsaison steht kurz bevor: Am Sonnabend, 10. November, starten die Formationstänzer von Blau-Weiss Buchholz bei der Deutschen Meisterschaft der Lateinformationen in Braunschweig. Im vergangenen Jahr belegten die acht Paare den dritten Platz, in diesem Jahr will das Buchholzer A-Team noch weiter vorn mitmischen. Franziska Becker, Trainerin der Mannschaft, gibt erste Einblicke in die laufende Vorbereitung und auch zum neuen Thema der Mannschaft.
Frau Becker, Sie stecken mitten in den Vorbereitungen für die neue Saison - was hat sich seit
März, dem Ende der Bundesliga-Saison, in der Mannschaft verändert?
So einiges! Die vergangenen vier Jahre war die Mannschaft fast immer unverändert zusammengeblieben. Eine Konstanz, die uns einerseits ausgezeichnet und zweitens den Weg nach vorn geebnet hat, anderseits aber auch Routinen gezeigt hat, die man erstmal wieder durchbrechen muss. Da schleifen sich dann schon Dinge ein, die man für einen nächsten Leistungsschritt erstmal neu andenken muss. Wir haben nun fünf neue Tänzerinnen und Tänzer im Team, die ordentlich für frischen Wind sorgen – auch bei den Etablierten. Das Trainerteam hat sich nicht verändert: Christopher Voigt und Nick Dieckmann bilden nach wie vor gemeinsam mit mir das Trainerteam, da sind wir extrem eingespielt.
Kommen die Neuen denn mit dem Leistungsanspruch zurecht?
Ja, die wurden allesamt in unserem Verein auf dieses Niveau vorbereitet und haben das Tanzen bei uns erlernt. Was im Übrigen in der deutschen Formationsszene eine Seltenheit ist. Wir sind momentan die einzige Bundesliga-Mannschaft, die es schafft, einen solch hochwertigen Kader von allein in jedem Jahr wieder mit Nachwuchstänzern zusammenzustellen. In der gesamten Mannschaft haben eigentlich nur zwei Tänzer das Tanzen nicht bei uns gelernt. Andere Bundesliga-Teams greifen häufig auf externe Verstärkungen zurück, die nicht aus der eigenen Nachwuchsarbeit entspringen. Das ist hier in Buchholz wirklich etwas ganz Besonderes, dass auch durch die große Unterstützung von Blau-Weiss Buchholz überhaupt möglich ist. Auch das große Engagement aller Trainer in den weiteren Teams trägt dazu bei, dass dieser tolle Sport in Buchholz auf diesem hohen Niveau ausgeübt werden kann.
Was sind denn die Ziele für die neue Saison?
Nach einer Analyse der vergangenen Saison haben wir uns mit der Mannschaft zunächst inhaltliche Ziele gesetzt. Es soll alles körperlicher und noch dynamischer werden – daraus resultierend wollen wir natürlich unseren Hut in den Ring werfen für das zweite Ticket zur Weltmeisterschaft. Als Bundesliga-Sieger ist das sieggewohnte Team des Grün-Gold Clubs Bremen hierfür bereits qualifiziert, das zweite Ticket nach China wird bei den deutschen Titelkämpfen in Braunschweig vergeben. Die bisherigen deutschen Vizemeister aus Bochum/Velbert wollen aber auch wieder ganz vorn mitmischen.
Nach China?
Ja, dieses Jahr stellt die Weltmeisterschaftsteilnahme die Tanz-Clubs vor ungeahnte Herausforderungen. Die WM findet nämlich zum ersten Mal in Shenzen, in China, statt.
Sie meinen damit die finanziellen Herausforderungen?
Ja! Der Deutsche Tanzsport-Verband (DTV) wird nur den Titelträger der Deutschen Meisterschaft finanziell unterstützen, das zweite Team muss die Reise aus eigener Kraft stemmen. Somit hätte theoretisch auch der Dritte eine Chance, wenn der Zweitplatzierte sich qualifiziert und dieser die Reise nicht finanzieren kann. Als letztjähriger Dritter mussten wir uns so oder so mit diesem Thema beschäftigen. Unser Vereinsvorstand rund um Arno Reglitzky hat uns jedoch signalisiert: Wenn wir das Ticket lösen, dann
fliegt Buchholz nach China! Das ist natürlich eine wahnsinnige Unterstützung und Rückendeckung, die wir hier vom Verein erhalten.
Können Sie denn auch zum Thema schon was erzählen? „The Team“ wird ja - wie zu hören war - nicht
mehr genutzt dieses Jahr . . .
Korrekt! Nach zwei Jahren „The Team“ habe ich, unterstützt durch das Trainerteam mit Nick Dieckmann, der auch als aktiver Tänzer dabei ist, und Christopher Voigt, ein komplett neues Thema entwickelt. Mir war es wichtig, als Ausgangspunkt den Tänzern dieses mal kein dramatisches, episches Thema aufzudrücken, sondern die Körper zur Musik sprechen zu lassen - dabei ist eine sehr dynamische, auf verschiedenen Rhythmen basierte Choreografie entstanden, in die sich die Paare von Anfang an mit hohem Engagement reingedacht und gefühlt haben. Musik und Rhythmus werden in der Musik erlebbar und in den Körpern der Tänzer auf der Fläche sichtbar sein.
Welchen Titel hat das Thema?
Der Titel wird wie immer noch nicht so früh bekannt gegeben. Was ich aber sagen kann ist, dass mit den eben angesprochenen Zielen ein wirklich extrem anspruchsvolles Konzept entstanden ist. Ein Konzept, dass den Tänzern noch nie so viel abverlangt hat wie in diesem Jahr. Wir haben definitiv noch eine intensive Trainingsphase vor uns bis zur Meisterschaft im November, bei der wir, Trainer und die Mannschaft, nochmal richtig Gas geben werden.
Frau Becker, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen alles Gute für die Titelkämpfe in Braunschweig!