Buchholz/Düren. Mit großen Ambitionen wollte die Buchholzer A-Formation in die neue Bundesliga-Saison der acht besten Teams in Düren starten. Doch am frühen Freitagnachmittag erreichte Trainerin Franziska Becker die Hiobsbotschaft: Eine Blau-Weiss-Tänzerin kann aus privaten Gründen die Reise nicht antreten und am Samstag nicht am Wettkampf teilnehmen. Dadurch, dass das neue A-Team-Konzept „A Million Voices“ überhaupt erst einmal bei einem Wettbewerb zum Einsatz kam, gibt es bei Blau-Weiss bislang keine weiteren Aktiven, die diese Choreographie beherrschen - außer Meike Schumann, die im November noch die Deutsche Meisterschaft bestritt, aber beruflich bedingt zur Bundesiga-Saison nicht zur Verfügung stand.
Fast schon erahnend, dass es zu einem Ausfall in der Mannschaft kommen könnte, hatte Trainerin Franziska Becker erst vor wenigen Tagen die überaus talentierte Tänzerin der B-Formation, Laura Wentzien, gebeten, sich die neue Choreographie in den kommenden Wochen anzueignen, um für Eventualitäten gerüstet zu sein. Nun musste Laura Wentzien innerhalb von Stunden die komplexe Choreographie verinnerlichen. Ein weiteres Paar musste mit umgestellt werden, sodass insgesamt vier Aktive der 16-köpfigen Mannschaft in neuer Konstellation in Düren starten sollten. Mit den betroffenen Paaren wurde noch bis Mitternacht trainiert, während das Gros des Teams schon - wie geplant - mit dem Bus nach Düren reiste, um am nächsten Tag einigermaßen fit zu sein.
Dank der Hilfe des ausrichtenden Klubs TSZ Aachen und dessen Trainer Torben Bölk konnte das komplette Blau-Weiss-Team am Samstagvormittag noch eine Trainingseinheit in Aachen durchführen, bevor am Nachmittag die obligatorische Stellprobe in der Turnierhalle in Düren folgte, die von der Mannschaft unter den gegebenen Umständen sehr gut absolviert wurde. Die gesamte Mannschaft startete hochmotiviert in den Wettkampf und wollte sich trotz der schwierigen Umstände in bestmöglicher Verfassung präsentieren - eine vor allem für Laura Wentzien mit ihrem Partner Steffen Sieber sowie den umgestellten Routiniers Bennett Busack und Alina Nygaard nicht einfache Aufgabe.
Trotz der Tatsache, dass die Vorrunde nicht fehlerfrei verlief, motivierte Trainerin Franziska Becker die Mannschaft, um zu erreichen, dass im Finale, für das sich sechs statt der üblichen
fünf Mannschaften qualifiziert hatten, mit etwas mehr Selbstvertrauen eine große Steigerung gelingen sollte. Unmittelbar vor dem Finale schworen sich die acht Blau-Weiss-Paare in der Kabine auf eine geschlossene Mannschaftsleistung ein, die es vor allem Laura Wentzien ermöglichen sollte, die beste Leistung abzurufen. Einige mitgereiste Fans sowie die Formationspaare des TSC Walsrode unterstützen die Buchholzer Mannschaft mit am Flächenrand. Das Resultat: eine enorme Teamleistung unter erschwerten Bedingungen, von der sich Trainerin Franziska Becker überaus begeistert zeigte, obwohl kleinere Fehler nicht ausblieben und die Bildsicherheit und Synchronität auf diesem hohen Niveau federn lassen musste.
„In schwierigen Situationen ist es einfach großartig, dass wir uns immer auf den riesigen Zusammenhalt der gesamten Mannschaft verlassen können. Alle Tänzer haben eine große Verantwortung übernommen und sich für die Mannschaft enorm eingebracht. Laura Wentzien ist natürlich unsere Heldin von Düren und hat wohl das beherzstete A-Team-Debüt der vergangenenen Jahre hingelegt“, sagte die Trainerin. Trotz eines unter den Umständen recht guten Finaldurchgangs musste sich das Team mit der Wertung 4 4 4 4 5 6 6 zufrieden geben.
Turniersieger wurde erwartungsgemäß das Weltmeister-Team des Grün-Gold-Clubs Bremen vor dem WM-Vierten 1. TSZ Velbert. Die TSG Bremerhaven folgte auf Rang drei. Hinter Buchholz auf Platz 4 platzierten sich die Teams Bremen B sowie Backnang. Das kleine Finale beendete die FG Aachen-Düsseldorf vor dem TSC Walsrode. Die Buchholzer hadern nicht mit diesem Ergebnis, wenngleich sich die Mannschaft zu Beginn der Woche natürlich noch einen völlig anderen Ausgang erhofft hatte. Alle wissen: Die Luft in der ersten Bundesliga ist dünn und die Leistungen der Mannschaften so gut, dass man es sich kaum erlauben kann, nicht in Topform aufzutreten, wenn man die vorderen Plätze ertanzen möchte.
„Auch für den weiteren Saisonverlauf ist dieses Ergebnis natürlich eine schwere Hypothek, da wir jetzt erstmal mit einer deutlich besseren Leistung Boden Stück für Stück wieder gut machen müssen“, so die Trainerin.
Bis in 14 Tagen in Bremerhaven hat die Mannschaft nun Zeit, um zur gewohnten Stabilität zurückzukommen.