Trauer um Peter Müntz: ein Kollege mit Haltung
Harburg. Manchen Journalisten-Kollegen sagt man nach, ihre Füße berührten den Boden nur noch aus Gefälligkeit. Sie halten sich für allwissend und unverzichtbar. Peter Müntz war anders, er war bodenständig, bescheiden, der neutrale Beobachter. Bei Pressekonferenzen war er immer pünktlich zur Stelle, wollte den Kollegen nie die Zeit stehlen. Peter betrat den Raum, begrüßte jeden einzelnen mit seiner leicht heiseren Stimme und dem rollenden Siebenbürgener R und machte sich an die Arbeit. Und wenn er nur mit einem T-Shirt bekleidet wäre, hätte er zumindest kurz für Aufmerksamkeit gesorgt. Denn Peter war immer korrekt angezogen, immer mit Jacket und Kragenhemd. Selbst auf Jugendfotos erkennt man ihn sofort am Schlips.
Im Frühjahr stand Peter plötzlich doch im Mittelpunkt. Die Diagnose Leukämie haute uns alle um. Das durfte einfach nicht wahr sein. Nach 30 Jahren als Chefredakteur beim Neuen Ruf mit ungezählten Überstunden, Abendterminen und Sonntagsdiensten hatte er es eigentlich geschafft: Ruhestand, den inneren Reaktor abklingen lassen, hier und da noch einmal aushelfen und dann never ending holiday mit Ehefrau Doris, Sohn Sebastian und Hund Mogli. Stattdessen: Leukämie. Und wie immer beim Krebs: Hoffnung.
Andrea, Sabine, Matthias und viele andere wie Doris und Sebastian, die Peter nicht so einfach hergeben wollten, machten sich an die Arbeit und organisierten die Suche nach einem genetischen Zwilling, der mit seinem Knochenmark den Patienten retten sollten. Riesiges Echo, bald kannte ganz Norddeutschland den Lokalreporter Peter und fieberte mit. Und tatsächlich wurde ein geeigneter Spender gefunden.
Währenddessen lag Peter im Krankenhaus, isoliert und verunsichert. Aus den Auskünften der Ärzte wurde er nicht richtig schlau, verlor immer mehr den Lebensmut, auch wenn eine Immuntherapie erste Erfolge brachte. An seinem letzten Wochenende war seine Familie noch bei ihm, eingepackt in sterile Schutzkleidung. Zwei Tage später gab Peters Herz auf.
Das Ende einer Existenz ist immer unfassbar. Es fehlen die Worte. Dann helfen Erinnerungsbrocken, irgendwelche Anekdoten aus dem Leben des Verstorbenen, die alles begreifbarer machen. Ich erinnere mich zum Beispiel an das Jahr 2008, als in einem Marmstorfer Gewerbegebiet rumänische Monteure untergebracht wurden, die beim Bau des Kohlekraftwerks Moorburg eingesetzt wurden. Ein örtlicher CDU-Politiker fand das unerträglich, fremde Kulturen könne man den Marmstorfern nicht zumuten. Peter berichtete darüber, wie immer neutral, nie kommentierend. Dem Artikel war aber anzumerken, dass Peter es ebenso unerträglich fand, dass seine Landsleute so pauschal unter Generalverdacht gestellt wurden. Die Auswahl und die Menge der kritischen Zitate von Politikern sprach Bände.
Und noch eine Anekdote. Corona hatte sich breitgemacht. Wir Journalisten recherchierten überwiegend in Videokonferenz. Ich sah Peter in seinem Hause vor dem Bildschirm sitzend, alles korrekt. Dann störte jemand die Konferenz. Mogli, der kleine Chihuahua, war irritiert und fing an nachhaltig zu kläffen. Peter ließ sich nichts anmerken, wirkte wie immer souverän. Dann plötzlich schoss Doris, seine Frau in gebückter Haltung durchs Bild, schnappte sich den Kläffer, verließ das Zimmer und schloss die Tür.
Sicher ein völlig unwichtiger Moment. Aber ich werde Peter so Erinnerung behalten. Ein Kollege mit Haltung und unglaublich fair.
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