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Gelebte Integration - Privater Wohnraum für Flüchtlinge aus Syrien in Ramelsloh

| Politik
Beate Müller mit den beiden Syrern Mustafa Acnajar (rechts) und Khaled Zarefa. | Foto: Gemeinde Seevetal
Beate Müller mit den beiden Syrern Mustafa Acnajar (rechts) und Khaled Zarefa. | Foto: Gemeinde Seevetal

Ramelsloh. Der Kaffeetisch im Atrium ist behaglich gedeckt, die Ramelsloher Flüchtlingskoordinatorin Doris Bündgens ist vorbeigekommen, um zu schauen, wie es läuft - es wird ein Besuch mit vielen positiven Eindrücken. Für Mustafa Acnajar und Khaled Zarefa, die beiden Flüchtlinge aus Syrien, ist so etwas wie Normalität eingekehrt, seitdem sie in einer richtigen Wohnung leben – im Haus einer Seevetalerin.

Engagierte Nachbarn haben Beate Müller aus Ramelsloh auf die Idee gebracht, Flüchtlingen helfen wollte sie schon länger. Da ihr die Zeit fehlte, blieb es anfangs bei der Teilnahme an den Treffen im Ort, mit denen sich die frisch gegründete ehrenamtliche Flüchtlingsinitiative auf die Ankunft der rund 90 Flüchtlinge in Ramelsloh anfangs vorbereitete. Mittlerweile läuft die Integration gut, die ersten Asylbewerber haben ein dreijähriges Bleiberecht erhalten und können damit auch aus dem Container ausziehen. Und Frau Müller hatte Platz, eine kleine Mietwohnung in ihrem Haus stand plötzlich leer. Und sie erinnert sich noch gut daran, wie die Situation nach dem Zweiten Weltkrieg war: „Viele haben vergessen, wie es den eigenen Eltern und Großeltern nach dem letzten Krieg ging. Integration muss man wollen.“

Ihren persönlichen Entscheidungsprozess schildert sie rückwirkend durchaus als emotional: „Natürlich hatte ich auch Ängste, doch dann dachte ich: Ich will ja helfen und habe es einfach ausprobiert.“
Wie wichtig ein abgeschlossener Wohnraum mit Rückzugsmöglichkeiten für eine gelingende Integration der bleibeberechtigten Geflüchteten ist, weiß auch Martina Ostwald von der Kontaktstelle Asyl und Sozialarbeit der Gemeinde Seevetal, doch genau an diesem Punkt wird es für die Menschen oft schwierig, so Ostwald: „In nahezu allen Ortsteilen der Gemeinde fehlt es nicht nur an Wohnraum, sondern auch an Vermietern und Maklern, die Flüchtlingen und im Übrigen auch anderen Menschen im Sozialleistungsbezug eine Chance auf eine Wohnung geben. Umso mehr freue ich mich über die Offenheit und das Engagement von Frau Müller, die hier ein positives Beispiel gesetzt hat.“

Heute freut sich Beate Müller über die vielen positiven Erfahrungen, die sie gemacht hat. Zuerst zog Mustafa Acnajar bei ihr ein, der seit eineinhalb Jahren in Deutschland ist. Der 29-jährige war zunächst in der Erstaufnahme in Dresden gelandet und kam dann nach Ramelsloh, seit August vergangenen Jahres wohnt er im Haus von Frau Müller. Sein Maschinenbau-Studium wird er hier wohl nicht wieder aufnehmen können, er hofft aber auf einen Ausbildungsplatz. Im Dezember zog der 22-jährige Khaled Zarefa dann mit ein. Er ist seit neun Monaten in Deutschland. Die beiden Syrer teilen sich den Wohnraum, eine kleine Küche und ein Bad und kümmern sich gemeinsam ums Kochen und Putzen und machen viel Sport. Ansonsten führen beide Wohnparteien ihren eigenen Haushalt. Hin und wieder darf Beate Müller mal die würzigen Gerichte aus der Heimat der Beiden kosten - und ist jedes Mal begeistert über die Vielfalt der Aromen.

Der ehemalige Jurastudent Khaled Zarefa möchte in Deutschland gern eine Ausbildung zum Automechaniker machen. Bald beginnt er ein Praktikum in einer Werkstatt. Die meiste Zeit des Tages verbringen die beiden Syrer aber mit Lernen, sie besuchen Sprachkurse und üben fleißig Deutsch.

Gern hilft Beate Müller bei kompliziertem Schriftverkehr und bei praktischen Alltagsfragen, doch eigentlich sind die beiden Untermieter schon recht selbstständig. Insgesamt freut sie sich, dass sie in dem großen Haus auf dem Waldgrundstück nun nicht mehr allein leben muss und dass die beiden unterschiedlichen Kulturen durch diese Lösung gegenseitig voneinander profitieren. Für Mustafa Acnajar und Khaled Zarefa hat sich durch den Wohnortwechsel die Chance auf Integration jedenfalls verbessert - ein Weg, auf dem sie auch weiterhin von engagierten Ehrenamtlichen begleitet werden.


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