Neugraben. Das Gebäudeensemble aus ehemaligem Ortsamt, Bücherhalle und die Polizei 47 am Neugrabener Markt wurden schon an einen privaten Investor verkauft und zurückgemietet. Da die Mietverträge nicht verlängert wurden, müssen die drei Institutionen nun neue Räumlichkeiten finden. So weit, so vorhersehbar, wenn man öffentliches Eigentum privatisiert. Nun aber, so die CDU-Fraktion in der Harburger Bürgerschaft, gibt es im Bezirksamt anscheinend Pläne, das Gebäudeensemble abzureißen. Der Investor möchte dort Wohnungen bauen.
Dem Abriss möchte die CDU einen Riegel vorschieben. „Der Gebäudekomplex hat in den letzten 40 Jahren für die Bürger in Süderelbe erheblich zur Wahrnehmung der Identität des Stadtteils beigetragen“, heißt es in einem Antrag an die heutige Bezirksversammlung. Zudem sind die Gebäude von den überregional bedeutenden Architekten Gustav Karres und Karlheinz Riecke geplant und errichtet worden. Beide sind Schüler des bekannten Hamburger Architekten Werner Kallmorgen, der unter anderem maßgeblich am Wiederaufbau der Speicherstadt beteiligt war und durch eine innovative Raumkonzeption beim Wiederaufbau beispielsweise des Thalia Theaters bekannt wurde.
Die Bauten am Neugrabener Markt zeichnen sich, so die CDU, durch ihre gestaltung und Materialverwendung aus. „Die Gebäudegruppe sollte in dieser städtebaulichen Lage innerhalb der ansonsten vorhandenen, aufgelockerten Bebauung durch eine "kräftige" Architektur eine unverwechselbare Eigenständigkeit behaupten“, steht im Antrag. Dafür wurde der Komplex 1979 durch die Baubehörde ausgezeichnet.
Die CDU möchte deshalb erreichen, dass sich die Bezirksversammlung bei Investor und Behörden für den Erhalt des Ensembles einsetzt. Außerdem sollen Vertreter des Denkmalschutzamtes, der Baubehörde und der Architektenkammer in den Ausschuss für Kultur, Sport und Freizeit kommen, um dort über die Gründe zu sprechen, die die Behörde „seinerzeit veranlasst haben, das Gebäude besonders auszuzeichnen und welche Bedeutung dieses einzigartige Verwaltungsgebäude der 70er-Jahre aus Sicht der Kammer für die architektonische Vielfalt in Hamburg hat.“