Moisburg. Ein Leben für die Mühlen: Müllermeister Franz Rosenkranz arbeitet mit seinen 76 Jahren ehrenamtlich jede Woche im Mühlenmuseum Moisburg. Als Müller führt er die alte Wassermühle vor und hält sie in Schuss – und mahlt außerdem Getreide zu Mehl und Schrot, das lokale Bäcker verarbeiten. Franz Rosenkranz, mehrfach ausgezeichnet und geehrt, mag seinen Beruf und teilt als Ausbilder gern sein Wissen. Auch freut er sich auf andere Müller, die wie er die Moisburger Mühle mit Leben erfüllen. Ganz nach der Devise: „Mühlen müssen laufen!“
Mit 13 Jahren begann der Österreicher Franz Rosenkranz in Wels seine Müllerlehre, damals wurde nicht nach Vorlieben gefragt, sondern getan, was die Mutter vorschlug. Trotzdem fand er im Beruf seine Berufung – und folgte im Mai 1968 seiner eigenen Vorliebe und zog nach Hamburg. Möglichst viel lernen, viele unterschiedliche Mühlen kennen lernen, das war sein Ziel. Er legte 1969 die Meisterprüfung ab und arbeitete neben seinen Tätigkeiten in verschiedenen Mühlen im Norden als vereidigte Hafenzollhilfsperson im Hamburger Hafen.
Zum Mühlenmuseum Moisburg kam der damals 58-Jährige Franz Rosenkranz 2003 als Besucher – und blieb bis heute. Als ehrenamtlicher Müller betreut er die Mahlsonntage, kümmert sich um Mahlgang, Getreide und Wasserrad. Ulrike Beckmann, Leiterin des Mühlenmuseums, erzählt: „Franz Rosenkranz ist das Herz der Wassermühle – er mahlt das Getreide für Bäcker in Moisburg, in Buxtehude und im Freilichtmuseum am Kiekeberg. Er reinigt den Mahlgang, repariert auch diverse Dinge. Er kennt unsere Mühle in- und auswändig und erklärt die alte Technik geduldig jedem Besucher.“
Kinder und Erwachsene hängen gebannt an seinen Lippen – das alte Handwerk fasziniert alle. „Es ist einfach himmlisch“, gerät der passionierte Müller ins Schwärmen: „Ich darf meiner Leidenschaft nachgehen. Hier sind viele Besucher, die interessiert zuhören, und es gibt auch immer wieder Fachgespräche.“ Franz Rosenkranz ist jeden Sonn- und Feiertag von Mai bis Ende Oktober von 14 bis 17 Uhr in der Moisburger Wassermühle. Außerdem ist der rege Müller auch in den Mühlen in Ovelgönne und Karoxbostel aktiv.
Franz Rosenkranz ist ein Müller mit Leidenschaft. „Es muss von Herzen kommen“, ist eine weitere Richtschnur in seinem Leben. Und so herzlich behandelt er die Jahrhunderte alte Wassermühle, den Müller-Nachwuchs in seinen Kursen, die Besucher und die Mitarbeiter im Mühlenmuseum. „Wir sind Franz Rosenkranz sehr dankbar für das, was er für die Moisburger Mühle, den Ort Moisburg und den Erhalt der alten Mühlenkultur leistet“, sagt Ulrike Beckmann und ergänzt: „Wir wünschen uns weitere Interessierte, die bei Franz Rosenkranz lernen, unser Kleinod weiter in Gang zu halten.“ Denn: Hier kommt altes Handwerk von Herzen.
Die Mühle in Moisburg ist eine der letzten voll funktionstüchtigen Wassermühlen in der Region. Sie wurde als Amtswassermühle 1723 errichtet, erwähnt wurde eine Mühle an diesem Ort bereits im 14. Jahrhundert. Heute zeigt das Mühlenmuseum, wie in den 1930er-Jahren in der Mühle gelebt und gearbeitet wurde. In den vergangenen 100 Jahren haben die neuen Energien Dampf, Diesel und Strom die Wind- und Wassermühlen weitestgehend verdrängt. Doch die Moisburger Mühle ist noch mehrmals im Monat in Betrieb. Die neu eingerichtete Dauerausstellung thematisiert die Arbeiten eines Müllers, zeigt die unterschiedlichen Mühlentypen und die Arbeit eines Mühlenbauers. Außerdem erfahren Besucher Wissenswertes über unterschiedliche Getreidesorten und ihre Verarbeitung.
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