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Fern von zu Hause: Mathis ist auf der Walz

| Niels Kreller | Wirtschaft
Zimmerergeselle Mathis Schlabbach (Bildmitte) aus Ohlenbüttel geht für mindestens drei Jahre und einen Tag auf die Walz. | Foto: Niels Kreller
Zimmerergeselle Mathis Schlabbach (Bildmitte) aus Ohlenbüttel geht für mindestens drei Jahre und einen Tag auf die Walz. | Foto: Niels Kreller

Neu Wulmstorf-Ohlenbüttel. Drei Jahre und einen Tag fern von zu Hause. Die Welt erkunden, was erleben und lernen: Mathis Schlabbach (19) ist seit vergangenem Sonntag auf der Walz. Zwei Wochen nach seiner Freisprechung hat sich der frischgebackenen Zimmerergeselle auf die traditionelle Wanderschaft begeben. Verabschiedet wurde seine Losgeherei mit einem großen fest im elterlichen Haus in Neu Wulmstorf-Ohlenbüttel.

Kluft, Ohrring, Wanderstab – gut gerüstet für die Walz

Über 40 Handwerker aus dem ganzen deutschsprachigen Gebiet waren zur Losgeherei von Mathis Schlabbach nach Ohnenbüttel gekommen. | Foto: Niels Kreller

Seine Lehrjahre hat Mathis Schlabbach bei der Zimmerei Jendrik Cohrs in Ovelgönne absolviert. Am Sonnabend legte er dann im Kreise von Familie, Freunden und Wandergesellen, die vorbeigekommen waren, seine Kluft wie Schlaghose, Weste, Jackett, weißem Hemd, an, dazu den Hut, den Wanderstab, sein Wanderbuch, den „Charlottenburger“ (das bedruckte Tuch, in dem der Wandergeselle sein Hab und Gut mit sich führt) und den Ohrring. Auch die schwarze Zunftkrawatte seines Schachtes (der Vereinigung reisender und ehemaliger Wandergesellen), der „Rechtschaffenen Fremden“, trägt er nun stolz.

Aus diesem Anlass waren Wandergesellen, vornehmlich aus Mathis Schacht, der der größte der Schächte ist, nach Ohlenbüttel. Einige waren in der Gegend und hatten davon erfahren, andere waren aus Sachsen angereist, um diesem Ereignis beizuwohnen. Bekannt gemacht wurde die Losgeherei durch Rundschreiben über den Schacht. Über 40 sesshafte Handwerksmeister und Gesellen und Gesellen auf der Walz waren angereist. Schon am Vorabend wurde gefeiert und am Sonntag folgte der Abschied.

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Am Ortschild wird es ernst

Auf dem Weg zum Ortsrand berichteten die Handwerker von ihren Erlebnissen auf der Walz – in einer Mischung aus zotiger Anekdote und Ratschlag für den Jungreisenden. | Foto: Niels Kreller

Der kam am Ortausgangsschild. Von seinen Kameraden wurde Mathis unter Gesang traditioneller Lieder dorthin geleitet und an den Kreuzungen hielt die Handwerkergesellschaft, um sich im Kreise aufzustellen. Dort berichteten die Handwerker von ihren Erlebnissen auf der Walz – in einer Mischung aus zotiger Anekdote und Ratschlag für den Jungreisenden.

Am Ortsausgang erfolgte dann der Abschied von Familie, Freunden und Handwerkern per Handschlag. Dann machte sich Mathis auf seine Reise. Drei Jahre und einen tag wird sie mindestens dauern und während dieser Zeit darf er sich seinem Heimatort nicht nähern. Mindestens 50 Kilometer Luftlinie muss der Abstand betragen.

Warum geht man auf die Walz?

Sind stolz auf Mathis: Mutter Sandra Schlabbach und Ziehvater Jürgen "Goofy" Sehl. | Foto: Heike Richter

Im ersten Jahr seiner Wanderschaft kann er die deutschsprachigen Gebiete bereisen. Im Zweiten steht im Europa offen und im Dritten die ganze Welt. Warum geht ein 19-Jähriger auf diese Reise? „Weil man die Welt sehen möchte und das ist die einzig traditionelle Art dies zumachen. Und weil man das Handwerk liebt“, so Mathis schlichte Antwort.

Seine Erwartungen an die Reise und wo es hingehen soll? „Ich möchte es drauf ankommen lassen und die Welt sehen. Das wird schon eine geile Zeit“, freut er sich auf die kommenden Jahre. „Das sind Erfahrungswerte, die kann einem niemand nehmen. Das machst du nur für dich.“ Ziele sind im zweiten Jahr Schweden und Norwegen und im dritten Thailand. „Dorthin möchte ich, da es dort noch Tempelbau gibt.“

Seine Mutter Sandra Schlabbach und Ziehvater Jürgen „Goofy“ Sehl sind stolz auf ihn und tief berührt, dass er die Tradition der Walz am Leben hält. „Ich bin mega stolz auf ihn“, sagt Sandra Schlabbach. „Ich ärgere mich, dass ich ihn so selbstbewusst erzogen habe“, fährt sie sowohl lachend als auch wehmütig fort. „Ich glaube, der kommt nicht wieder hierher zurück, sondern lässt sich irgendwo nieder.“ Auch Jürgen Sehl ist emotional: „Das ist einfach irre!“

 

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