Harburg. Endlich! Das haben sich viele Harburger Kunstbegeisterte gedacht, als sie hörten, dass Mentor A. „Toro“ Ejupi, Harburgs Hafenkünstler, wieder eine Ausstellung macht. Lange Zeit war es still um Toro gewesen, der mit der Temporary Art Gallery und dem Mytoro im Gloria-Tunnel und vielen Kunstaktionen Kultur nach Harburg gebracht hatte. Zuletzt hatte er vor drei Jahren 2019 seine Ausstellung „In eXcess“ in seinem damaligen Atelier im Marktkauf-Center gezeigt.
Die lange Auszeit hatte ihren Grund: Schwer an Krebs erkrankt, hatte er sich zurückgezogen und bekämpfte die Krankheit. Seine Kunst half ihm dabei und die Werke, die in dieser Zeit entstanden sind, sind von heute Freitag, 20. Mai bis zum Sonntag in seinem neuen Atelier in der Kanzlerstraße zu sehen.
Dort sind die rund 100 Werke zu sehen. „Kalon“ heißt die Ausstellung. Kalon, das ist ein Wort aus Toros Muttersprache Albanisch. Es heißt so viel wie „es geht vorbei“. „Es war ein aufmunterndes Wort, dass mir viele in den vergangenen Jahren immer wieder gesagt haben, wenn sie mich getroffen haben und sich freuten, mich zu sehen - und ich auch gesagt habe“, berichtet Toro über die Zeit seines Kampfes gegen den Krebs. Es war seine Tochter Alketa Ejupi Bunjaku, die die Idee dazu hatte, die Ausstellung so zu nennen und als Grafikerin auch das Ausstellungsplakat kreierte.
Ein passender Titel, denn es geht vorbei. Noch ist nicht alles wieder im Lot, aber die heimtückische Krankheit ist besiegt – und Toro ist da. So war es ein bewegender Abend, als gestern rund 50 Menschen zur Vernissage ins Atelier kamen. „Eigentlich wollte ich nichts sagen“, erklärte Toro in einer kurzen und sehr emotionalen Ansprache. Aber die „alte Clique“, erklärte er liebevoll an seine Freunde gewandt, hätte ihn darum gebeten. „Ich hätte nicht gedacht, dass hier noch einmal stehe, weil diese böse Krankheit richtig scheiße war“, begann Toro. Die Ärzte hätten ihm immer unterschiedliche Monate gesagt, die er noch habe.
„Da habe ich gesagt: Nicht mit mir!“, demonstrierte Toro seinen ungebrochenen Willen zu Leben und weiter Kunst zu schaffen. „Love it or leave it“ war einmal eine seiner Kampagnen als Liebes-Bekenntnis zu Harburg. Das gleiche kann man wohl über seine Beziehung zum Leben sagen. So sehr „love it“, dass „leave it“ eben nicht in Frage kommt.
Die kürzere Vergangenheit ist es teilweise auch, die sich in den Werken widerspiegelt. 100 sind es geworden – und für Toro ganz untypisch sind es 100 kleine Bilder. Denn bekannt ist er eher für seine großen Gemälde.
„Kaufen Sie meine Kunst, bevor ich sterbe. Denn wenn ich tot bin, ist es mir scheißegal“, steht auf einem Schild an der Ateliertür. Was im ersten Moment angesichts der vergangenen drei Jahre zynisch klingt, ist ein schon seit Längerem bekannter Spruch von Toro. „Und jetzt“, so erzählt er grinsend, „haben die Leute keine Ausrede mehr wie zu groß für meine Wohnung oder zu teuer – jetzt kann sich jeder einen Toro leisten und hat Platz dafür.“ Man sieht: Seinen Humor hat er nicht verloren.
Die Ausstellung hat Freitag von 16 bis 19 Uhr, Samstag von 12 bis 20 Uhr und Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Toros Atelier ist in der Kanzlerstraße 6 bei Schüthe-Druck durch den Nebeneingang zu erreichen.
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