Faszination und Schönheit des Verfalls: Ausstellung „Lost Places“ eröffnet

Harburg. Lost Places – verlassene Orte. Aufgegebene Fabrikgebäude, Sanatorien, Kasernen, Bunker – alte Herrenhäuser und Grabstätten. Seit einigen Jahren werden sie wiederentdeckt von Fotografinnen und Fotografen rund um den Globus. Sie verströmen einen morbiden Charme, sind „runtergerockt“, verfallen, zersetzt. Manche von ihnen haben eine düstere Vergangenheit, manchen wird eine solche Gegenwart nachgesagt. Von Gespenstern ist da die Rede und grausamen Unglücksfällen oder bestialischen Morden. Manche sind aber einfach nur Gebäude. Auch in Hamburg gibt es solche Lost Places.
Einige von ihnen – aus Hamburg, Deutschland und der ganzen Welt – hat Kurator Dr. Michael Merkel nun für die Ausstellung im Archäologischen Museum Hamburg auf Fotos zusammengetragen. Gezeigt werden 150 großformatige Bilder mit faszinierenden Motiven von ganz unterschiedlichen Lost Places. Einige von ihnen liegen auch in Harburg wie die ehemalige New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie oder die Bunkeranlage in der S-Bahnstation Harburg-Rathaus.
Archäologie der Gegenwart
„Jedes Gebäude hat eine Geschichte, der man nachspüren kann. Selbst bei einem fast verfallenen Bauwerk gibt es immer noch Stellen, an denen man interessante und überraschende Motive findet“, sagt Dr. Michael Merkel. Für ihn, der auch einige der Fotos selbst geschossen hat, ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. „Nicht nur archäologisch und fotografisch“, erklärt er.
Der Archäologe will auch wissen, was die Gesellschaft mit diesen aufgegebenen und verlassenen Gebäuden macht. „In ihnen sind Fotografen unterwegs, aber auch Künstler, die Murals an die Wände malen. Und in 2.000 Jahren fragen sich vielleicht Archäologen: Warum haben die da einen Kevin an Wand gemalt oder eine Friedensbotschaft?“
Wenn die Gebäude in 2.000 Jahren überhaupt noch da sind. Denn: „Lost Places werden in Hamburg weniger, da die Stadt prosperiert“, erläutert Merkel den Hintergrund.

Ausstellung läuft bis März kommenden Jahres
Diese faszinierende Reise in Vergangenheit und Gegenwart der Lost Places können die Besucherinnen und Besucher ab Freitag bis zum 23. März 2025 unternehmen. Das Archäologische Museum Hamburg bietet passend zur Ausstellung ein Begleitprogramm mit Führungen und Vorträgen an, außerdem sind Besuche in verlassenen Bunkern geplant.
Geöffnet ist die Ausstellung im Archäologisches Museum Hamburg am Museumsplatz dienstags bis sonntags von jeweils 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt beträgt 8,- Euro, ermäßigt 5 Euro. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt.