Kartoffeltag im Freilichtmuseum: Letzte Chance auf „Gelebte Geschichte“-Vorführungen am Kiekeberg

Rosengarten-Ehestorf. Die letzte Vorführung der „Gelebten Geschichte“-Darsteller vom Freilichtmuseum am Kiekeberg in Ehestorf in diesem Jahr findet am Wochenende, 23. und 24. Oktober, statt: Passend zum „Kartoffeltag“ am Sonntag kochen, stampfen und braten die historisch versierten Ehrenamtlichen Kartoffeln wie in den Jahren 1804, 1904 und 1945 zu. Besucher erleben im Heidehof, im Fischerhaus und in einer Nissenhütte den Alltag ihrer Vorfahren hautnah nach.
Im Jahr 1804 hat sich die Kartoffel schon als Brat-, Pell- und Stampfkartoffel zum Hauptnahrungsmittel auf dem Land entwickelt. Die Museumsbesucher sehen im Pringens Hof der Bäuerin und der Magd von der „Gelebten Geschichte“-Gruppe 1804 bei ihrer Hausarbeit zu – Kartoffeln kochen über dem offenen Feuer, ohne Rauchabzug. Außerdem stellen sie Butter her, sammeln Eier und pflücken Kräuter. Währenddessen halten der Bauer und der Knecht das alte Fachwerkhaus instand und fachen die Außenwand mit Lehm aus.
Die Elbfischer der „Gelebten Geschichte“ 1904 verarbeiten Kartoffeln schon auf ihrem geschlossenen Holzherd zu vielfältigen Gerichten. Beliebt sind auch die süßen Waffeln aus dem gusseisernen Waffeleisen, deren Duft die Museumsbesucher zum Fischerhaus lockt. Im Tagesverlauf sehen sie typische Tätigkeiten der Fischerfamilie, wie Holz hacken für den Ofen, Hausputz oder Netze flicken für den nächsten Fischfang.
In der Notunterkunft „Nissenhütte“ haben die Darsteller der „Gelebten Geschichte“ 1945 als hungerleidende Vertriebene und Flüchtlinge auf den abgeernteten Feldern Kartoffeln „nachgestoppelt“. Welch ein Glück, wenn sie daraus Reibekuchen auf ihrem Behelfsherd „Kochhexe“ zubereiten können. Für das Feuer haben sie Bruchholz gesammelt. Der Mangel an Grundnahrungsmitteln ist bis zur Währungsreform 1948 noch sehr groß – die Bewohner sammeln auch Nüsse, Brennnesseln und Kräuter in ihrer Umgebung. Außerdem sehen die Besucher, wie die Darsteller zerschlissene Kleidung instand halten, mit Stoffresten nähen oder ihre spärlichen Möbel reparieren.
Die drei „Gelebte Geschichte“-Gruppen erklären den Besuchern ihre zeitgemäßen Tätigkeiten und beantworten Fragen. Die Idee der so genannten „Living History“ stammt aus den angelsächsischen Ländern, Skandinavien und den Niederlanden. Seit 2004 ist das Projekt Gelebte Geschichte ein fester Bestandteil des Programms im Freilichtmuseum.