Trauer um Neu Wulmstorfs ehemaligen Pastor Uwe Kreller

Neu Wulmstorf. Seine Ehefrau Dorothea, seine beiden Söhne Ole und Niels, seine Schwester Barbara und die Ev.-luth. Kirchengemeinde Neu Wulmstorf trauern um Uwe Kreller, um ihren Mann, Vater, Bruder und langjährigen Pastor. Pastor i.R. Uwe Kreller verstarb am 25. Januar 2025 kurz nach seinem 83. Geburtstag, den er noch im Kreis seiner Familie gefeiert hatte.
Geboren wurde Uwe Kreller mitten im Krieg: Am 29. Dezember 1941 erblickte er im sächsischen Chemnitz das Licht der Welt. Erinnerungen an den Krieg und die Härten der Nachkriegszeit, inklusive der Flucht in den Westen zum Vater, prägten sein Leben. Den flackernden Schein des brennenden Dresdens am 13. Februar 1945 in der Nacht des Feuersturms oder wie seine Mutter sich schützend über ihn und seinen Bruder warf, als ein Kampfflugzeug auf offenem Feld über die drei hinwegfegte.
Pastor auf dem 2. Bildungsweg
Zur Kirche kam Uwe Kreller über Umwege. In Hannover, wo die Familie lebte, absolvierte Uwe Kreller zunächst eine Lehre als Maschinenschlosser. Pastor Hans-Jürgen Quest, später Hauptpastor im Michel in Hamburg, damals Pastor in der Auferstehungskirche in Hannover-Döhren, ermutigte ihn, auf dem 2. Bildungsweg Pastor zu werden.
Während des Studiums lernte er seine Dorothea kennen. 1967 heirateten die beiden an seinem Geburtstag.
1969 war dann das nächste wichtige Jahr in seinem Leben: Nicht nur, dass er sein Examen bestand und seine erste Pfarrstelle in der St. Annenkirche in Wolfsburg antrat. Im Januar wurde auch sein erster Sohn Ole geboren. Sein Sohn Niels folgte im Jahr 1973.
Auf nach Neu Wulmstorf
1974 kam die junge Familie nach Neu Wulmstorf. Zunächst ins Pfarrhaus in der Klaus-Groth-Straße. Dort lebte die Familie die ersten Jahre zusammen in einer „Kommune“, wie es Uwe Kreller gerne sagte, mit seinem Schwager Wilhelm Meissner im Pfarrhaus gegenüber.
Im Jahr 1983 folgte dann der Umzug ins neue Pfarrhaus in der Wilhelm-Busch-Straße (heute Gerhard-Hauptmann-Ring) neben dem damaligen Gemeindehaus II. Auf einer Besonderheit beim Bau bestand Uwe Kreller: Als Weinfreund mit einem großen Keller guter Weine sorgte er dafür, dass im Keller des Hauses in einem Raum der Boden ein Stück offengelassen wurde. Denn so gab es eine klimagerechte Regulation des Raumes, der dann als Weinkeller eingerichtet wurde.
Pastor Kreller, das merkten Gemeinde und Ort bald, war anders als andere Pastoren. Der Glaube, die Familie und die Liebe zum Wein prägten das Leben des Menschen und Pastors Uwe Kreller. Darum rankten sich viele seiner Aktivitäten. Sei es die Astronomie, die Erforschung des Weltalls, die Gemeindefahrten, das Nähen und Sticken und später das Griechischsstudium. Die Beziehung zwischen ‚Glauben‘ und ‚Wein‘ – z.B. das Weinbergslied bei Jesaja 5, die Hochzeit zu Kana, das Bild des Christus in der Kelter und die Bedeutung des Weins im Abendmahl – prägte das private und das des Gemeindeleben.
Geselligkeit und Genuss im Glauben
Schon kurz nach seinem Eintreffen in Neu Wulmstorf eröffnete Uwe Kreller eine Weinstube im mittlerweile abgerissenen Gemeindehaus II. Diese Stube wurde zu einem kirchensozialen Treffpunkt. Und das, wie Gemeindemitglieder, die sich noch daran erinnern, nicht nur wegen des Weines, sondern auch wegen der thematischen Abende. Und ganz nebenbei sorgte Pastor Kreller dafür, dass die Kirchengemeinde den wohl besten Abendmahlswein in der Gegend hatte. Auch bei der Öffnung des Abendmahls für Kinder und Jugendliche schon vor der Konfirmation (mit Traubensaft) war Uwe Kreller treibende Kraft.
Die Gemeindefahrten, die er zusammen mit seiner Frau Dorothea unternahm, waren weithin bekannt und beliebt. Es ging in alle deutschen Weinanbaugebiete sowie Burgund, die Provence, Elsass, an die Loire, in die Toskana oder nach Rom und Paris. Religion, Kultur und Genuss in einer Einheit standen da auf dem Programm. Mit seiner Art und seinem vorurteilsfreien Menschenbild sorgte Uwe Kreller dafür, dass sich so ganz unterschiedliche Menschen begegneten und anfreundeten.
Auch an seine Konfi-Fahrten in die Wingst erinnern sich noch viele Neu Wulmstorfer. Höhepunkt auf den Fahrten war da immer eine moderne Abendmahlsfeier, wo die Jugendlichen einfach auf der Erde saßen und die sie selbst vorbereitet hatten.
Über ein Vierteljahrhundert in Neu Wulmstorf gewirkt
Über ein Vierteljahrhundert prägte Pastor i.R. Kreller die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde. In diese Zeit fällt auch die Sammlung für den Kirchenumbau im Jahr 2000 und die Sammlung für eine neue Orgel. Zum Ende seiner Dienstzeit konnte er noch die Einweihung des Umbaus vornehmen. Wilfrid Hochfeld, Vorsitzender des Kirchenvorstandes erinnert sich: „Zum krönenden Abschluss der Festwoche luden uns Uwe und Dorothea am Sonntagnachmittag zu einem ganz besonderen Abendmahl ein. Anstelle von Brot reichte uns Dorothea eine köstliche Charlotte, während Uwe uns mit einem exquisiten Wein aus dem Jahr 1959 überraschte. Wir, die wir die Festwoche mitgestalteten, genossen die Atmosphäre unserer neuen Kirche, die inspirierenden Worte von Uwe und das gemeinsame Abendmahl. Es war ein würdiger Abschluss der Feierlichkeiten zur Runderneuerung. In diesem Moment waren all die Bauquerelen der vergangenen Monate vollkommen vergessen.“
Auch Pastor Florian Schneider erinnert sich an seinen Vorgänger: „Pastor Uwe Kreller hat in der Lutherkirchengemeinde und in Neu Wulmstorf Spuren hinterlassen. Vor allem seine Verdienste um den Bau des Pfarrhauses 2, die Renovierung der Lutherkirche und die Anschaffung der EULE-Orgel wirken bis heute fort.“ Neben diesem Grundseriösen verbinde er mit ihm viele große und kleine Besonderheiten. „Er war ein Original: Er konnte einem die altsprachlichen Hintergründe zu einem im Neuen Testament verwendeten Schimpfwortes erläutern (Apostelgeschichte 23,3); er sorgte dafür, dass es in unserer Gemeinde früher den besten Abendmahlswein gab (vermutlich in ganz Norddeutschland, mindestens); er imponierte durch selbstgeschneiderte Outfits - nicht nur, aber auch im Gottesdienst. Die zusammen mit seiner Frau Dorothea durchgeführten Frankreichfahrten sind Legende.“ Da hätten er selbst und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer extra weniger eingepackt, um in Retour viel Wohlschmeckendes aus dem Nachbarland zu importieren. „Dafür, dass es in einer Kirchengemeinde auch heiter, liberal und genussvoll zugehen kann, stehen sein Name und sein Wirken. Wir erinnern uns dankbar an ihn.“
Sein Kollege, Pastor i.R. Günter Scholz aus der benachbarten Ev.-luth. Nicolai-Kirche in Elstorf, ist traurig über den Tod seines Kollegen. „Es fällt mir schwer, von Uwe Kreller in der Vergangenheit zu sprechen, aber die Zeit ist da“, so Scholz. „Uwe Kreller war mir ein guter Nachbar, ein warmherziger Mensch. Ein freundschaftliches Verhältnis auf Gemeindeebene war selbstverständlich, es bedurfte keiner Verordnung „von oben“. Wenn er Uwe Krellers Profession auf den Punkt bringen solle, falle ihm das bekannte Bild vom Himmelsgucker ein. „Es zeigt einen Wanderer zwischen den Welten, auf Knien auf der Erde liegend, den bestirnten Nachthimmel mit dem Kopf durchbrechend und nach dem tastend, was dahinter liegt. So war er, der Theologe und Hobby-Astronom Uwe Kreller. Daraus hat er nie einen Hehl gemacht, aus zu ertastenden Gewissheiten und aus profundem astronomischem Wissen.“ Und er habe sich auch gefreut, mal einfach in der Elstorfer Kirchenbank zu sitzen und die Abendmahl-Zeit am Gründonnerstag miterleben zu können. „Da musste ich mir freilich besondere Mühe geben – mit der Auswahl des Weins, und ich denke, er fand Zustimmung.“
Dass das Wirken von Pastor Uwe Kreller über die Kirchengemeinde hinausging, verdeutlichen die Wort von Neu Wulmstorfs Bürgermeister Tobias Handtke: „Viele Neu Wulmstorferinnen und Neu Wulmstorfer trauern um den langjährigen Pastor der evangelischen Lutherkirche Uwe Kreller. Generationen verbinden mit Pastor Uwe Kreller die Freude bei Taufen und Hochzeiten oder die Aufregung bei Konfirmationen. Ebenso verbindet Sie der Trost beim Abschied nehmen, den Uwe Kreller in Trauerreden den Angehörigen zukommen ließ. Nun heißt es von Uwe Kreller selbst Abschied zu nehmen und Menschen aus der Kirchengemeinde, Freunde und Weggefährten erinnern sich an eben diese besonderen Momente im Leben, an denen er teilgenommen hat“, so der Bürgermeister. „Mit Uwe Kreller verbinde ich persönlich meine Konfirmation und einige politische Gespräche in den zurückliegenden Jahren, sowie seine immer vorhandene Zuversicht und die Lust am Leben bei gemeinsamen Begegnungen. Vielen Dank für die Freude, Beistand und Begleitung, die du lieber Uwe vielen Menschen in unserer Gemeinde in den zurückliegenden Jahrzehnten gegeben hast. Du warst irgendwie immer da, Du wirst uns fehlen.“
Altgriechisch-Studium und Provence im "Unruhestand"
Auch nachdem Uwe Kreller in den Ruhestand gegangen war, war noch lange nicht Ruhe. So setzte er einen lang gehegten Plan in die Tat um: An der Uni in Hamburg studierte er Altgriechisch und übersetzte seitdem fleißig Texte von Platon, Aristoteles oder Homer. Den Sommer verbrachte er seit 40 Jahren in Frankreich in der Provence, wo auch seit einigen Jahren sein Sohn Ole lebt. Auch dort fanden er und seine Frau gute Freunde. Noch im vergangenen Jahr konnte er ein letztes Mal seine geliebte Provence und seinen Sohn Ole zusammen mit Ehefrau Dorothea und Sohn Niels besuchen.
Eine Passion Uwe Krellers verdient noch Erwähnung: Er schneidert mit Hingabe Jacketts, Hosen, Hemden für sich und extravagante Blusen für seine Dorothea. Und auch da setzte er frühzeitig in der Kirche Maßstäbe: Während die anderen Pastoren der Gegend noch das schlichte und weiße Bäffchen als einzige Zierde zum schwarzen Talar trugen, trug Pastor Kreller bald farblich zu jeder Zeit im Kirchenjahr passende selbstgenähte und selbst handbestickte Stolen mit Motiven von Picasso und Miro.
Die Andacht für Pastor i.R. Uwe Kreller mit Beisetzung findet am Donnerstag, 6. Februar 2025, um 13 Uhr in der Lutherkirche Neu Wulmstorf statt. Statt Kränzen und Blumen bittet die Familie um eine Kollekte für die Diakoniekasse der Kirchengemeinde, alternativ Überweisung auf das nachstehende Konto:
IBAN: DE69 2075 0000 0007 0066 12
Verwendungszeck: 5122 / DIAKONIEKASSE