Harburger Wahlkreiskandidaten waren zu Gast beim Wirtschaftsverein

Harburg-Heimfeld. Der Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden hatte in der vergangenen Woche zu einer der - aufgrund der Pandemie - wenigen Wahlkampfveranstaltungen geladen, die in diesem doch außergewöhnlichen Kampf um die Mandate und Kräfteverhältnisse im neuen Bundestag überhaupt stattfinden. Alle Wahlkreiskandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien aus dem Wahlkreis 23 Bergedorf-Harburg-Wilhelmsburg waren am Montag vergangener Woche ins Privathotel Lindtner nach Heimfeld eingeladen: der amtierende Wahlkreisabgeordnete Metin Hakverdi (SPD), der CDU-Kandidat und Vorsitzende der CDU Harburg, Uwe Schneider, der grüne Bundestagsabgeordnete Manuel Sarrazin, Sonja Jacobsen (FDP), der Bürgerschaftsabgeordnete Stephan Jersch (DIE LINKE.) und die Bürgerschaftsabgeordnete Olga Petersen (AfD). Aus dem „Sextell“ wurde allerdings ein „Quintell“, denn Petersen von der AfD blieb der Veranstaltung unentschuldigt fern.
Rund 60 Gäste verfolgten im Saal die Diskussion live, die sich um Themen wie Energie, Verkehr, Steuern und Regulierung drehte. Die Diskussion wurde auch live auf youtube übertragen. Die Moderation übernahmen Franziska Wedemann, Vorsitzende des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden, und ihr Stellvertreter Arnold Mergell.
Kandidaten blieben oftmals schwammig
Vertreten zu den einzelnen Themen wurden die für politisch Interessierte durchaus bekannten Positionen der Parteien. Mal mehr, mal weniger deutlich. Denn wer von Hakverdi, Sarrazin oder Jacobsen bei den Themen auf einen kritischen Kommentar in Richtung des politischen Gegners gehofft hatte, wurde größtenteils enttäuscht. Vielleicht stand die Frage der Koalitionsoptionen nach der Wahl für sie zu sehr im Vordergrund und blieben oftmals in ihren Antworten schwammig. Nur Uwe Schneider und auch Stephan Jersch bezogen das ein oder andere Mal deutlich Position.
Deutlich wurde aber: Während Sonja Jacobsen vertrat, dass der Markt schon alles regeln wird, zeigten sich Hakverdi, Sarrazin und Jersch davon nicht wirklich überzeugt. Für sie bedarf es gerade beim Klimaschutz europäischer Regeln – auch wenn man da Abstriche machen muss. „Lieber eine europäische Regelung, die unter dem deutschen Standard liegt, als eine deutsche Regelung allein auf höherem Standard“, so Manuel Sarrazin, während Metin Hakverdi – durchaus zum Amüsement der anderen – Olaf Scholz als Klimakanzler darzustellen versuchte. „In der Bürgerschaft war er kein Klimabürgermeister“, konterte Jersch da. Auch Schneider stichelte: „Ich hoffe, dass er sich dann auch noch daran erinnern kann was du hier gesagt hast.“
Verkehr: Eine brennende Frage im Hamburger Süden
Spannend wurde es beim Thema Verkehr. Die aktuellen zustände im Hamburger Süden dürften nicht nur den Unternehmern zu schaffen machen. Hier wurden die Unterschiede am deutlichsten. Während Schneider und Jacobsen die A26 klar befürworteten und Hakverdi rumeierte, lehnten Sarrazin und Jersch die A26 klar ab. „Nur ein fließender Verkehr ist guter Verkehr“, so Schneiders Postulat. Der Schwerlastverkehr werde dann über die A26 gehen. „In Harburg wird das Fahrrad nicht zwangsläufig das Verkehrsmittel Nummer 1 werden.“
Sarrazin führte aus, dass durch die A26 die B73 kaum entlastet und der Stau im Hafen nicht gelöst werde. Sie sei eine viel zu große Investition. „Heute reden wir über die Verkehrswende als Beitrag zur Klimawende. Das ist nicht in Einklang zu bringen mit neuen Straßen. Die A26 ist aus der Zeit gefallen“, stellte Jersch fest. Man müsse den ÖPNV ausbauen und die Straße frei machen für die, die dann noch die Straße brauchen.
Warum soll die Wirtschaft Sie wählen?
Wedemann letzte Frage war, warum die Wirtschaft den Kandidaten ihre Stimme geben solle. Während Jersch darlegte, dass er und DIE LINKE. in einer Gesellschaft mit unterschiedlichen Interessen für einen vernünftigen Ausgleich stünden, stellte Manuel Sarrazin fest, dass er viele Leute kenne: „Ich bin ein erfahrener, in Berlin gut vernetzter Bundestagsabgeordneter. Den können Sie gut gebrauchen.“ Hakverdi stellte dagegen heraus, dass er der Kümmerer für den Hamburger Süden sei und Uwe Schneider machte deutlich, dass es mit ihm klare Positionen gebe.
Hier die ganze Diskussion auf Youtube: