Harburg. In Thailand ist Massage eine angesehene Kunst und Masseure gehören zu den angesehenen Berufen. In Deutschland allerdings denken viele an anderes, wenn sie „Thai Massage“ hören – nämlich an erotische und sexuelle Dienstleistungen, oftmals auch „Massage mit Happy End“ genannt.
Mit diesem Vorurteil haben viele seriöse Thai-Masseure und -Massagesalons zu kämpfen. Oftmals bekommen sie Telefonanrufe mit der Frage nach einer sexuellen Massage oder die „Klienten“ kommen gleich frech vorbei und verlangen direkt im Salon danach. Auch Aranya Chuanchuchai vom Massagesalon Asien Sbay hat solche anrufe schon erhalten. Sie hat in einer der renommiertesten Schulen in Thailand die traditionelle Massage erlernt. Auf der Tür ihres Salons, auf den Flyern – überall steht „Keine Erotik“. Um so schlimmer, wenn von Behördenseite aus dieselbe diskriminierende Unterstellung geäußert wird.
Auch dies ist Chuanchuchai passiert – bei dem Umzug ihres Salons von Neu Wulmstorf nach Harburg. Trotz Corona wollte sie ab dem 1. Juli in der Eißendorfer Straße 79 neu eröffnen, denn sie kommt aus Harburg und hierher kommen die meisten ihrer Kunden. Chuanchuchai informierte sich mit Unterstützung ihres Partners Andreas Michel im Internet, was sie an Dokumenten zur Gewerbeanmeldung in Hamburg vorlegen müsste und die beiden riefen beim Gewerbeamt an, das aufgrund der Corona-Pandemie nur telefonisch zu erreichen war.
In dem Gespräch teilte man ihnen mit, dass sie noch einen Nutzungsänderungsantrag für ihre Räume bräuchten – von möglichen Erfordernis steht allerdings nichts auf den Seiten für Gewerbeanmeldungen. Aber es nützt ja nichts, dachte sich Chuanchuchai und reichte den Nutzungsänderungsantrag innerhalb weniger Tage an die Bauprüfung nach.
In der vergangenen Woche dann aber dies: Die Bauprüfung verlangte in einem Schreiben an Chuanchuchai eine detaillierte Beschreibung mit genauer Angabe der ausgeführten Dienstleistungen. Dazu folgender „Hinweis“: „Beschreiben Sie unter anderem, ob in ihrem Massagesalon von erotischen Dienstleistungen auszugehen ist.“
Wenn einige Männer ihre Libido nicht unter Kontrolle haben und in seriösen Massagesalons nach einer Massage mit „Happy End“ fragen, dann stellt sich schon die Frage, wie weit es mit dieser Gesellschaft eigentlich gekommen ist. Wenn aber von Behördenseite dasselbe diskriminierende Vorurteil – Frau mit thailändischem Namen meldet Massagesalon an, dahinter verbirgt sich doch erotische Massage – vertreten wird, dann wird es bedenklich.
Dabei braucht man nur einmal bei Google „Asien Sbay“ einzugeben und schon kann man sich auf den Seiten des Massagesalons über die Art der Massage informieren. Und darüber hinaus: Es steht ja sogar explizit in dem von der Behörde geforderten Nutzungsantrag drin, dass es sich um traditionelle thailändische Massagen handelt. Hat die Behörde das von ihr so dringlich eingeforderte Dokument überhaupt gelesen? Bisher hat das Bezirksamt auf entsprechende Fragen von besser-im-blick.de keine Stellungnahme abgegeben.
„Wir wollten trotz Corona diesen Umzug machen und wundern uns sehr, wie wir hier behandelt werden“, so Aranya Chuanchuchai, die sich über solche diskriminierenden Vorurteile ärgert. „Als wir vor dreieinhalb Jahren den Salon in Neu Wulmstorf aufgemacht haben, brauchte man so etwas alles nicht – und hier wird teilweise nicht reagiert. Wir verhungern am ausgestreckten Arm.“
Damit wenigstens ein bisschen verdient wird, bietet Aranya Chuanchuchai mobil Massagen an und versucht, sich damit über Wasser zu halten. „Es wäre gut, wenn es in Zukunft gerade in solch schweren Zeiten wie jetzt die Möglichkeit gäbe, das Verfahren zu beschleunigen oder eine Art vorläufiger Genehmigung zu bekommen, wie es auch in der Gastronomie der Fall ist – statt sich mit solchen Vorurteilen konfrontiert zu sehen“, regt Chuanchuchai an.