Freilichtmuseum feiert: 70 Jahre am Kiekeberg – 70 Jahre Gedächtnis der Region

Rosengarten-Ehestorf. Wer in Harburg Stadt und Land aufgewachsen ist, wer dort zur Schule gegangen ist der kennt es. Der war mindestens einmal da. Sei es mit der Schule, den Eltern oder zu einem Kindergeburtstag. Gemeint ist das Freilichtmuseum am Kiekeberg in Ehestorf. Das alles, das Gesamtkunstwerk Freilichtmuseum am Kiekeberg, feiert nun sein 70-jähriges Bestehen – mit einer Sonderausstellung, die ab Samstag, 25. März 2023 zu sehen ist.
Es begann mit einem Honigspeicher
Angefangen hat alles vor 70 Jahren mit einem Honigspeicher aus dem 17. Jahrhundert, der zum Kiekeberg gebracht und dort ausgestellt wurde. Mittlerweile sind es rund 40 historische Gebäude und Gärten, die die Besucher erleben können. Dazu viele Geräte aus Landwirtschaft und Haushalt aus den Jahrhunderten sowie alte Tierrassen, um deren Bewahrung sich das Museum bemüht.
Abgerundet wird alles durch die Events, die im Freilichtmuseum am Kiekeberg stattfinden. Sei es der historische Jahrmarkt oder die Veranstaltungen der Darstellenden der „Gelebten Geschichte“, die zeigen, wie das Landleben früher war.
Das neue Highlight des Freilichtmuseums ist freilich die „Königsberger Straße“. Eine komplette Straße aus der Nachkriegszeit wurde aufgebaut – mit Tankstelle, Ladenzeile und einem Quelle-Fertighaus. Dazu natürlich authentische Einrichtung. Das Projekt feiert in diesem Jahr auch seine Gesamteröffnung.
Sonderausstellung zeigt den Weg vom Ding zum Exponat
Die Jubiläums-Ausstellung „Dinge – Objekte Exponate. Vom Schattendasein ins Rampenlicht“ bietet den Besuchern einen Blick hinter die Kulissen des Museum. Anhand von 70 Ausstellungsstücken hat Kuratorin Julia Rausch den Weg eines Gegenstandes, eines (Dachboden-)Fundes oder eines geliebten älteren Haushaltsgegenstandes vom Fund bis hin in die Ausstellung nachgezeichnet.
Der Gedanke dahinter: „Es wird die Leute interessieren, was mit ihren Objekten passiert, wenn sie die ans Museum geben“, sagt Museumsdirektor Stefan Zimmermann. 70 Jahre – 70 Objekte. Das war die Grundidee. „Es ist wirklich toll wie, Frau Rausch diese Idee weiterentwickelt hat“, freut sich Zimmermann.
Die Ausstellung zeigt, wie die Objekte dann für ihr zweites Leben vorbereitet werden. „Wie wird ein Alltagsgegenstand, der vielleicht über Generationen weitergegeben wurde, eigentlich zum Ausstellungsstück?“, fragt Kuratorin Julia Rausch.
Persönliche Gegenstände verdeutlichen den Weg vom Ding zum Exponat
Besonders ist, dass die Objekte von Menschen persönlich ausgewählt wurden, die mit dem Museum verbunden sind. Sei es als Mitarbeiter, als Politiker oder als Vorsitzender des Fördervereins. Letztes ist Heiner Schönecke, Landtagsabgeordneter der CDU in Hannover und Mitbegründer des Fördervereins. Er hat einen der Stühle ausgesucht, die im Hochzeitsaal stehen. Halt! Nicht irgendeinen Stuhl. Sondern den, den der damalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulf gespendet hat. Und der legte den Grundstein für viele weitere ‚Stuhlsponsoren‘. „Das war für mich Beginn eines lebendigen Museums“, berichtet Schönecke. Davor sei sein erster Besuch im Freilichtmuseum „stinklangweilig“ gewesen. „Man konnte dann Stühle sponsern und so konnte man dann auch Hochzeiten feiern und das war dann mit Stoov Mudders Kroog der Beginn“, erinnert er sich.
Landrat Rainer Rempe hat sich dagegen für ein Radio aus dem Jahr 1962 entschieden. Denn 1962, das ist sein Geburtsjahr. Zu sehen ist es in der Abteilung in der gezeigt wird, wie Gegenstände im Magazin gelagert werden. „Hier“, so Kuratorin Julia Rausch, „führen sie zwar ein Schattendasein aber sind nicht zweite Wahl.“ Sie sind in Lauerstellung für den Moment, wenn ihre große Stunde gekommen ist.
Sammeln für die Zukunft
Natürlich ist mit der Ausstellung nicht Schluss mit neuen potentiellen Exponaten. „Wir sammeln für die Zukunft“, sagt Stefan Zimmermann. Denn die Geschichte von heute wird auch den Kindern in Harburg Stadt und Land in der Zukunft bei Schulausflügen gezeigt werden. „Das Freilichtmuseum ist identitätsstiftend für die Region und ein Ort der Lebendigkeit“, ist Zimmermann fest überzeugt.