Saisonstart im Theater: Die Beatles zurück in Harburg
Harburg. Mitreißendes Musiktheater und ein Publikum, das auch nach mehr als drei Stunden auf dem recht engen Gestühl noch hartnäckig nach Zugaben fordert: Besser konnte das Harburger Theater nicht in die Saison 2023/2024 starten. Nur schade, dass das Musical „Backbeat – Die Beatles in Hamburg“ zumindest für Harburg ein One-Hit-Wonder bleibt.
In der Regie von Franz-Joseph Dieken nimmt „Backbeat“ das Publikum auf eine musikalische Zeitreise zurück in die 60er-Jahre. Der eine oder andere Gast des Saisonstarts wird sich noch an seine erste Schallplatte erinnern – vielleicht „I want to hold your hand“ von den Pilzköpfen aus Liverpool. Später hatte er dann feststellen müssen, dass die Fab Four schon viel früher Musik gemacht haben, vor allem als Coverband von Titeln der Rock’n’Roll-Pioniere wie Chuck Berry oder Bo Diddley.
Und einige Experten werden sich sogar noch daran erinnern, dass die Beatles am 22. Juni 1961 als Begleitband des legendären Tony Sheridan in der Friedrich-Ebert-Halle spielten. Die Harburger Presse nahm davon aber keinerlei Notiz, weil sie wohl nicht ahnte, was aus den Jungs eines Tages noch werden sollte, vor allem aber, weil am gleichen Tag der Ausmarsch der Schützengilde gefeiert wurde. Der Titel „Backbeat – Die Beatles in Harburg“ wäre also auch nicht ganz verkehrt.
Das Musical ist in Anlehnung an den gleichnamigen, britisch-deutschen Film des Regisseurs Iain Softley aus dem Jahr 1994 entstanden. Es erzählt die Geschichte einer Band, die sich zunächst „The Quarrymen“ nannte und zunächst in der Besetzung John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Pete Best und Stuart Sutcliffe in Hamburger Musikklubs wie „Kaiserkeller“ und „Indra“ auftraten. Neben der noch stark von Rock’n’Roll und Blues geprägten Musik sorgen die persönlichen Konflikte zwischen den Musikern für Dramaturgie, die das Musical so attraktiv machen.
Sutcliffe verliebt sich in die Fotografin Astrid Kirchherr, verliert das Interesse an der Band, scheidet aus und stirbt wenig später an einer Hirnblutung. Das war die Realität, in der Inszenierung mag das alles, so traurig es war, über die Maßen dramatisiert und interpretiert worden sein. Was bleibt, ist die Musik und die Energie, die sie nach 60 Jahren noch ausstrahlt – auch in der Interpretation der Backbeat-Musiker, die alle großartig sind und unter denen vielleicht Jascha Schütz in der Rolle des John Lennon noch großartiger ist. Zu spüren war jedenfalls, dass auch die jüngeren Zuschauerinnen und Zuschauer, deren musikalischen Vorlieben eher durch Bruno Mars, Miley Cyrus oder den Harburger Deutsch-Rapper Big Ticket geprägt wurden, am Ende auch noch Zugaben wollten.
Wer die Aufführung verpasst hat oder nochmal erleben will, muss ins Altonaer Theater. Dort läuft das Stück noch bis 20. Januar.