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"Die Laborantin" im Harburger Theater: Tosender Applaus bei der Premiere für die Akteure

| Redaktion | Feuilleton
Schweren Stoff aber toll insziniert bietet das Harburger Theater gerade mit "Die Laborantin". | Foto: Sören Noffz
Schweren Stoff aber toll insziniert bietet das Harburger Theater gerade mit "Die Laborantin". | Foto: Sören Noffz

Harburg. Die Premierenbesucher im Harburger Theater, das nicht ganz ausverkauft war, verhielten sich lange Zeit abwartend und zurückhaltend, was bei dem schwierigen Stoff des Stück "Die Laborantin" nachvollziehbar war. Das Publikum folgte gespannt den Dialogen und dem Geschehen auf der Bühne. Dann aber bedankten sich die Zuschauer bei den vier Akteuren des Stücks mit tosendem Applaus, so dass die Schauspieler noch viermal auf die Bühne kamen, um sich für den langanhaltenden Schlussbeifall zu bedanken.

Damit feierte das Stück Die Laborantin von Ella Road, in der deutschen Übersetzung von John Birke, eine glanzvolle Premiere. Unter der Regie von Sewan Latchinian und mit einem außergewöhnlichen Bühnenbild von Birgit Voß entführt das Drama in eine erschreckend plausible Zukunft, in der schon ein einziger Bluttest über das Leben der Menschen bestimmen kann.

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Zum Inhalt: Bea, dargestellt von Alexander Klages, arbeitet in einer Klinik, die sich auf genetische Bluttests spezialisiert hat. Die Tests liefern eine Bewertung auf einer Skala von eins bis zehn, die nicht nur Gesundheit, sondern auch Erfolg und Chancen in Beruf und Privatleben beeinflusst. Während Beas Wert von 7,1 und der ihres Freundes Aaron (8,9) ihnen gesellschaftlich viele Türen öffnen, trifft das System dagegen andere ziemlich hart: Beas Freundin Char erhält nämlich nur eine 2, was ihr Leben schlagartig erschwert.

Bea, anfangs lediglich Beobachterin, erkennt schließlich die Möglichkeiten, die in der Manipulation der Testergebnisse liegen. Ein moralisches Dilemma entspinnt sich, das die Frage aufwirft, wie weit man für gesellschaftliche Akzeptanz gehen sollte – und welche Gefahren entstehen, wenn Menschen lediglich noch als Zahlen wahrgenommen werden. Anfangs fälscht Bea ein Ergebnis noch mit viel schlechtem Gewissen. Später wird sie Mitglied in einer Gruppe, die Fälschungen gegen Geld durchführen. Sie kann nun die Schulden ihrer Mutter bezahlen und ein Leben führen, von dem sie immer geträumt hat. Ihrem Mann Aaron erzählt sie allerdings von Gehaltserhöhungen.

Geradezu dramatisch wird das Stück, als Bea schwanger wird und erfährt, dass der Blutwert von Aaron auch gefälscht war. Er ist nämlich Träger einer Erbkrankheit.

Ella Roads Stück, das die Autorin in ihren Zwanzigern geschrieben hat, beleuchtet einen vermeintlichen Traumjob. Im Leben, so scheint es, geht nichts mehr ohne ein gutes Rating – und wäre es nicht sinvoll, wenn Menschen mit schlechten Erbanlagen sich besser nicht fortpflanzten? Bea mit 7,1 und ihrem Freund Aaron (8,9) stehen alle Türen offen. Aarons Rating startet eine Juristenkarriere und Beas Beruf ist krisensicher. Als Beas Freundin Char lediglich auf einen Wert von 2 getestet wird, entdeckt Bea einen lukrativen Nebenerwerb: Sie ahnt, das ein gefälschter Test bares Geld wert sein kann.

Julia Berchthold, Alexander Klages, Pia Koch und Jascha Schütz verstehen es glänzend, den Theaterbesuchern den schwierigen Stoff ebenso unterhaltsam wie einfühlend zu vermitteln. Auch dafür werden sie mit häufigem Szenenapplaus und herzlichem Schlussbeifall belohnt.

Wer der Premiere nicht beiwohnen konnte, hier noch vier weitere Aufführungstermine im Harburger Theater: Jeweils ab 19:30 Uhr von Mittwoch bis Freitag, 15., 16. und 17. Januar, und am Sonnabend. 18. Januar, bereits ab 15 Uhr.

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