Mutiges Programm: Speicher widmet sich dem 500. Jahrestag der Reformation

(Harburg) Es ist ein ambitioniertes und mutiges Jahresprogramm, das Henry C. Brinker im nächsten Jahr im Speicher am Kaufhauskanal präsentieren möchte. Denn der Speicher widmet sich 2017 der Reformation, die vor 500 Jahren mit dem Anschlag der 95 Thesen Martin Luthers an die Tür der Wittenberger Kirche begann. Für Brinker ist dies die der Beginn der ersten Aufklärung, der Beginn einer neuen Epoche. „Bürgerliche Werte wie Gedankenfreiheit und Selbstverantwortung sind auch reformatorisches Erbe", so Brinker, der selbst bekennender Katholik ist.
Programm schlägt einen weiten Bogen
Und so hat der Humanist für den Speicher ein Programm mit einem weiten Bogen auf die Beine gestellt, das große Erwartungen weckt. "Zeichen, Zauber, Zeitenwende" reicht vom konservativen früheren Verfassungsrichter Prof. Paul Kirchhoff über eine Aufführung von Brechts Dreigroschenoper bis hin zur Lesung Luthers Schriften durch den linken Schauspieler Rolf Becker. Ein Programm, das aktueller kaum sein könnte – denn Brinker geht es nicht um das Schwelgen in der Vergangenheit, sondern um die Gestaltung des hier und jetzt sowie der Zukunft.
Bezirk hat eine einzigartige Gelegenheit verpasst
Bedauerlich findet er deshalb auch, dass die Harburger Kulturpolitik eine einzigartige Gelegenheit zu Identitätsstiftung und Selbstvergewisserung über ein breites Reformationsgedenken mit entsprechenden Veranstaltungen für alle Bevölkerungsteile wohl verpasst hat. Denn Herzog Otto I. von Harburg (jener, der das Harburger Vogelschießen ins Leben rief), war Lutheraner und auf ihn geht eine bedeutende, reformatorische Bibliothek des Harburger Stadtmuseums Helms-Museum zurück mit Büchern, die handschriftliche Marginalien von Spalatin und Melanchthon enthalten. Otto I hat selbst zur Lutherzeit in Wittenberg studiert und die Einführung der Reformation in Harburg und der früher politisch wichtigen und wohlhabenden Sälzerstadt Lüneburg maßgeblich befördert.
Erfolgreiche Lokalpolitik, so meint Brinker, verlange eben nicht nur die Beschäftigung mit Immobilien und Infrastruktur, sondern auch Projekte zur geistigen Orientierung. „Mit Blick auf die besonderen Herausforderungen bei Integration und interkultureller Verständigung wurde hier eine große Chance unwiederbringlich verschenkt."
Kooperation mit dem Helms-Museum
Um so erfreulicher ist es, dass es für die sechs Veranstaltungen eine Kooperation mit dem Helms-Museum und dessen Direktor Prof. Rainer-Maria Weiss gibt. So wird am Beginn jeder Veranstaltung ein Fundstück aus der Reformationszeit aus Harburg vorgestellt und erläutert werden.
Viele weitere Musikalische Höhepunkte
Weitere musikalische Höhepunkte werden wieder die Konzerte sein. Wie in den beiden Vorjahren ist auch 2017 das Buxtehude International Music Festival mit Starpianist und Intendant Haiou Zhang zu Gast im Speicher. Dazu kommen die Niedersächsischen Musiktage und die monatlichen Konzerte „Weltklassik am Klavier".
Karten für die Saison 2017 können ab Samstag, 17. Dezember 2016, erstanden werden.
Speicher gut aufgestellt
Insgesamt blickt der Speicher optimistisch ins neue Jahr. Sowohl die Kulturveranstaltungen laufen gut und der Speicher wird zunehmend als tolle Location für Feiern aller Art bekannt. Die Bewirtschaftung liegt künftig komplett in den Händen von Henry C. Brinker und Ehefrau Dorothee, während sich Eigentümer Rolf Lengemann mit Familie, überaus zufrieden mit der bisherigen Entwicklung, aus dem operativen Geschäft weiter zurückzieht, den Speicher aber weiterhin mit einer großzügigen Spende unterstützt.