Kein Platz für Rassismus in Neu Wulmstorf

Neu Wulmstorf. Neu Wulmstorf hat am Sonnabend ein Zeichen gegen Rassismus und für Demokratie und Menschenrechte gesetzt: Rund 200 Menschen waren es, die auf der Kundgebung vor dem Rathaus und auf der anschließenden Demonstration durch den Ort gegen Rechsextremismus und Menschenverachtung Flagge zeigten.
„Nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik war es so wichtig, dass Demokraten zusammenstehen wie heute“, begrüßte Cornelia Meyer vom Netzwerk Willkommen in Neu Wulmstorf die Teilnehmer an der Auftaktkundgebung auf dem Rathausplatz. Dies sagte sie auch mit Blick auf die CDU und die FDP, die dieses Mal nicht mit dabei waren, da sie als Rassisten beschimpft und ihre Wahlplakate auch in Neu Wulmstorf zerstört worden seien.
Bürgermeister Tobias Handtke hob hervor, dass es Parteien am rechten Rand gäbe, die Dinge in ihrem Programm drinstehen hätten, die mit Menschenrechten wenig zu tu haben. Man dürfe die Wähler dieser Parteien aber nicht abschreiben. „Die, die diese Parteien gewählt haben, sind nicht alle Nazis“, so der Bürgermeister. Viele seien verunsichert. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht nur um uns kreisen“, mahnte Handtke. „Wir müssen auch mit denen sprechen und fragen: Wohin seid ihr unterwegs? Und das nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern wir müssen auf Augenhöhe Überzeugungsarbeit leisten.“
Charlotte Dörflein und Natalie Grote von der AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ des Gymnasiums legten dar, wie sie sich um die Stadt, die Gesellschaft und die Zukunft Sorgen machen würden. „Rassismus existiert nicht nur in den Geschichtsbüchern, sondern auch in der Realität. Wir merken den Spalt in der Gesellschaft auch an der Schule, wenn Lehrkräfte, die sich gegen Rechts engagieren, angegangen werden oder Witze über Remigration gemacht werden.“ Wolle man wirklich eine Gesellschaft, in der Ausgrenzung normal sei, fragten die beiden. „Es reicht nicht, nur nicht rassistisch zu sein, sondern man muss sich engagieren“, appellierten sie. „Unsere Zukunft gehört nicht dem Hass oder dem Faschismus, sondern dem Miteinander.“
Auch Abdel Lahmidi von 6er-Rat des Gymnasiums wurde deutlich. „Rassismus ist eine reale Bedrohung für das Zusammenleben“, so der Schüler. Man dürfe nicht wegschauen, sondern müsse handeln, wenn andere ausgegrenzt werden. Auch die Medien nahm er in die Pflicht und kritisierte sie scharf. Sie, so Lahmidi, stellten oft die Nationalität bei Tätern mit Migrationshintergrund heraus, bei Deutschen sei dies aber nicht so. „Wir können widersprechen und unsere Stimme erheben. Denn schweigen hilft immer nur den Täter“, schloss er seine Rede.

Während der Kundgebung wurde noch von Charlotte Dörflein und Abdel Lahmidi eine „Bank gegen Rassismus“ vor dem Rathaus enthüllt. Das Besondere bei dieser Bank: Der Platz rechts hat keine Sitzfläche und an der Lehne steht „Kein Platz für Rassismus“.
Im Anschluss ging es über den Bahnhof und die Baustelle der Moschee in der Liliencronstraße durch den Ort. Pastor Florian Schneider von der Lutherkirche zeigte sich zufrieden mit der Aktion. „Es gab bei der diesjährigen Demo gegen Rassismus viele Highlights. Zu nennen sind die Redebeiträge der Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums und der Zwischenstopp bei der neuen Moschee in der Liliencronstraße. Lauter Ausrufungszeichen gegen Rassismus.“
Auch Bürgermeister Tobias Handtke freute sich über Kundgebung und Demonstration. Gegenüber besser-im-blick bekräftigte er seinen Appell, miteinander ins Gespräch zu kommen. „Mit Begeisterung und Freude für die Demokratie andere begeistern, das Selbstverständliche zu schützen und mehr daraus zu machen. Wir treten für Menschenrechte und Demokratie ein, nicht um unser selbst Willen. Statt erhobenem Zeigefinger steht die Kraft für Freiheit und Vielfalt aller Meinungen, die eben nur mit Toleranz, Respekt und dem Gespräch auf Augenhöhe zu erreichen ist. Lasst uns immer neue Brücken bauen und nicht nur andere beim Gräben ausbuddeln verurteilen.“