Harburg. Gestern am Donnerstag feierte der die Harburger Traditions-Wohnungsbaugenossenschaft Eisenbahnbauverein (EBV) Richtfest beim ersten Abschnitt des Neubaus an der Bremer Straße 116. 145 neue Wohnungen entstehen hier, davon 118 staatlich gefördert.
„Wir leisten hier mit 145 Wohnungen einen Beitrag zur wachsenden Stadt Hamburg – durch den Abriss konnte am gleichen Standort mehr und zeitgemäßer Wohnraum geschaffen werden“, sagte Joachim Bode, Vorstand des EBV. Gleichzeitig finden hier eine Baugemeinschaft für Senioren und eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Betreuungsbedarf Platz. „Darüber freuen wir uns“, so Bode weiter. Alle Mieter der Siedlungshäuser seien mit Wohnungen versorgt. „Wir sind dankbar, dass die Mitglieder diesen Prozess so gut unterstützt haben. Einige vorherige Bewohner werden hier einziehen, auch das ist natürlich möglich.“
Auch wenn es ein Tag zur Freude war, hatte Joachim Bode eine schlechte Nachricht im Gepäck: Dieses Richtfest war vielleicht das für lange Zeit letzte für geförderte Wohnungen. Denn der Hamburger Senat und die Volksinitiative „Keine Profite mit Boden und Miete“ hatten sich zu Beginn des Monats geeinigt: 100 Jahre soll in Zukunft der geförderte Wohnraum eine dauerhafte Mietpreisbindung erfahren. Die ersten 50 Jahre gilt eine Mietbindung (nicht wie bisher 30 Jahre) und anschließend soll die Miete für 50 Jahre an die Verbraucherpreise und die Reallöhne gekoppelt sein.
1.000 geförderte Wohnungen sollen in Hamburg jährlich entstehen, so wollen es Senat und Initiative. Ob das so klappt, ist fraglich. Denn laut Bode wird es nicht nur der EBV sein, der unter diesen Bedingungen keinen neuen geförderten Wohnraum schaffen würde und könnte. „Wir werden uns ab 2024 aus dem öffentlich geförderten Wohnungsbau komplett zurückziehen“, sagte Joachim Bode. „Und das gilt wahrscheinlich für alle Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften. Selbstverständlich wird der EBV weiterhin Wohnungen bauen, aber nicht mehr öffentlich gefördert. Freuen wir uns also über dieses Richtfest. Es wird vermutlich kein zweites dieser Art geben.“
Trotzdem wollte man sich beim Richtfest die Stimmung nicht vermiesen lassen. Auch wenn, wie Bode berichtete, es beim Bau doch die ein oder andere Hürde zu nehmen gab. So beispielsweise in Fragen des Denkmalschutzes. „Das teilweise unter Denkmalschutz stehende Gebäudeensemble aus den 20er-Jahren wird durch passgenaue Elemente stimmig ergänzt und durch eine neue zusammenhängende Typologie gestärkt“, berichtet Prof. Dipl.-Ing. Eckhard Gerber. Der Eingangsbereich in die Harburger Innenstadt werde durch ein charakteristisches Ensemble flankiert, das einen hohen Wiedererkennungswert gewährleiste. Nachhaltigkeit spiele ebenfalls eine wesentliche Rolle. Besonderer Wert wäre auf die Auswahl regenerativer, Ressourcen schonender Materialien gelegt worden.
Dem Neubau den traditionellen Segen gab Zimmerergeselle Simon Cordes von der Firma Schnackenberg.
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