Harburger Theater: Bei den Proben zum Lenz-Stück „Das Gesicht“ reingeschnuppert
Harburg. Eine Premiere für Harburg! Das war das große Ziel des Freundeskreises Harburger Theater. Endlich sollte hier vor Ort im Helms-Saal eine Premiere stattfinden. In der kommenden Spielzeit wird dieses Ziel erreicht werden. Denn Harburg wird Premierenort für das Lenz-Theaterstück „Das Gesicht“ sein.
Am Dienstag waren die Mitglieder des Freundeskreises bei der Probe im Helms-Saal mit dabei. „Wir sind in der Mitte der Proben“, berichtet Regisseur Georg Münzel. Bis Ende der kommenden Woche laufen die und dann soll es in die Endproben gehen – auch wenn es bis zur Premiere am 8. November 2024 noch dauert.
Vom Biedermann zum Diktator
Im Theaterstück „Das Gesicht“ geht es um den Friseur Bruno Deutz, der aufgrund seiner Ähnlichkeit mit dem Präsidenten und Diktator ausgesucht wird, dieses zu vertreten. Denn der fürchtet um sein Leben. Es kommt, wie es kommen muss: Nicht Bruno Deutz wird ermordet, sondern der Präsident. Und nun halten alle ihn für den Diktator. Das Pikante: Deutz hat eine Geschichte als Widerstandskämpfer. In seiner neuen Position verfällt er aber den Verlockungen der Macht und wird zu einem noch schlimmeren Diktator als sein Vorgänger und Ebenbild.
Geprobt wurde die Szene, in der die beiden sich zum ersten Mal treffen und der Präsident erschossen wird. Man sieht es gleich: Die beiden Schauspieler Kai Hufnagel (Bruno Deutz) und Herbert Schöberl (der Präsident) haben nicht wirklich Ähnlichkeit. Das aber, so führt Georg Münzel aus, sei kein Problem. „Beide werden ein großes Haarteil und einen Bart bekommen und der Rest ist Behauptung“, erklärt er. „Wenn die Mutter sagt, dass sie gleich aussehen, dann ist das so.“ Es wird also die Fiktion der Ähnlichkeit postuliert. Denn schauspielernde Zwillinge sind nicht so leicht zu finden.
Thema ist hochaktuell
Das Thema von „Das Gesicht“ ist hochaktuell. Gerade, wenn man beispielsweise nach Russland oder in die USA schaut. „Ein Biedermann mit moralischem Kompass wird zum Diktator“, so Münzel. Alle, so die Aussage, seien durch Macht verführbar. Als das Stück 1964 uraufgeführt wurde, sei das aus der Nazizeit noch präsent gewesen. Münzel: „Es wird die Frage aufgeworfen: Was hättest du getan?“
Das Theaterstück ist Teil eines Lenz-Zyklus, der sich um den 10. Todestag des nach dem Krieg in Hamburg lebenden Schriftstellers (7. Oktober) und seinem 100. Geburtstag am 17. März 2026 rankt. Dabei werden nicht nur im Harburger Theater, sondern auch in den Hamburger Kammerspielen und im Altonaer Theater Lenz-Stücke zu sehen sein.
Karten für das Gesicht gibt es unter anderem an der Theaterkasse im Harburger Theater (geöffnet ab 13. August 2024 von Dienstag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr) oder in der Harburg Info von Harburg Marketing in der Hölertwiete.