Lob für das Ensemble im Harburger Theater: "Die Bücherinsel" - unterhaltsam und nachdenklich zugleich

Harburg. Noch bis zum Karfreitag, 18. April (Vorstellungsbeginn 19:30 Uhr), haben Theater-Fans aus Harburg Stadt und Land Gelegenheit, sich nach der Premiere am vergangenen Freitag im Harburger Theater an der Inszenierung "Die Bücherinsel" nach dem Roman von Janne Mommsen zu erfreuen. Unter der Regie von Theaterchef Axel Schneider und in der Besetzung Tobias Dürr, Sina-Maria Gerhardt, Chantal Hallfeldt, Anna Konertz, Antje Otterson, Anne Schieber und Ole Schloßhauer dürfen sie sich auf gut 90 Minuten erstklassige Unterhaltung und auf ein spielfreudiges und gutgelauntes Ensemble auf der Bühne am Museumsplatz 2 freuen.
Am Premierentag war das Haus nicht ausverkauft, aber etwa zu gut zwei Drittel besucht. Interessierte haben in den nächsten Tagen weitere Möglichkeiten, sich die wirklich sehenswerte Inszenierung ebenfalls anzuschauen. Die Termine: Sonnabend, 12. April, Beginn 19.30 Uhr, Sonntag, 13. April, Beginn bereits um 15 Uhr, Mittwoch, 16. April, Donnerstag, 17. April (Beginn jeweils um 19.30 Uhr).den sie so nicht erkennen.

Der Inhalt des Stücks ist eine Hommage an das Lesen. Die Mitglieder eines skurrilen Lesekreises auf einer Nordseeinsel lieben äußerst unterschiedliche Geschichten - von irischen Romanen, über Horror bis hin zu Hochliteratur ist fast alles dabei. Auch Reinigungskraft und Strandkorb-Vermieterin Sandra Malien kennt und liebt Romane. Als sie in den Lesekreis aufgenommen wird, stellt sie den Text einer unbekannten dänischen Autorin vor, die über die Farben und Landschaften des Nordens schreibt. Alle Zuhörer sind tief ergriffen.
Als sie die Regale der Buchhandlung putzt und die Bücher nach Farben geordnet wieder einsortiert, sind alle sicher: Sie ist in Wirklichkeit eine Künstlerin! Auch deswegen, weil sie den berühmten Verleger Meinhard Gerke kennt, der einen amerikanischen Bestseller-Autor auf der Insel erwartet. Sandra will Franziska aus dem Lesekreis helfen, ihr erstes Buch bei Gerke zu veröffentlichen.
Sandras Verhalten ist recht ungewöhnlich. Sie verhält sich merkwürdig und widersprüchlich. Und die dänische Autorin gibt es natürlich auch nicht. Bald bricht ihre energievolle Fassade zusammen und offenbart ein Riesenproblem, um das sie sich ihr Leben lang herumdrückt hat und mit dem niemand gerechnet hätte.
Bereits die Matinee vor der Premiere hat schon viel zum Verständnis beigetragen. Das Buch stammt von einem Mann - Volkmar Nebe, aber unter dem Namen Janne Mommsen geschrieben. Im Mittelpunkt der Inszenierung steht Nadja Wünsche als Sandra Malien. Sie ist auf einer Insel (Föhr) als Strandkorb-Vermieterin tätig. Sie hat Schwierigkeiten, die Buchstaben für den Strandkorb-Verleih in die richtige Reihenfolge zu bringen. Außerdem arbeitet sie als Putzfrau in einer Buchhandlung, der "Bücherinsel". Dort treffen sich Einheimische, um einen Literaturkreis zu gründen. Am Anfang steht ein "Zitate raten" der Buchhändlerin. Sandra errät von allen Zitaten als erste richtig. Alle bleiben ratlos, wer diese Literaturkoryphäe wirklich ist.
In einem Zwischenspiel geht es um Sandras poetische Geschichten, die von ihr in ein Diktiergerät gesprochen werden. Sandra kommt beim Bücherabstauben durcheinander. Weil sie nicht lesen kann, sortiert sie die Bücher nach Farben ein. Das Rätselraten steigert sich, am Ende bestätigt sich die Vermutung, dass sie eine Lektorin ist.
In Wirklichkeit stammt sie nämlich aus einer Schaustellerfamilie, die Auto-Scooter-Vergnügen anbietet und von Stadt zu Stadt zieht. Deshalb hat Sandra auch nicht optimal schreiben und lesen gelernt. Die Eltern können aus Altersgründen den Betrieb nicht mehr bewältigen. Ihr Bruder soll sie „zurückholen“. Es soll zu einem Literatur-Festival ein weltbekannter Autor als Gast auf die Insel kommen. Selbsternannte Literaten geraten in helle Aufregung. Er kommt am Ende aber nicht. Genau wie im "richtigen Leben": Irgendwann vertraut sie sich der urlaubenden Gästin aus dem Literaturkreis an.
Auf der Bühne geht es dabei um eine richtige Krankheit, die übrigens nicht weniger als 6,2 Millionen Menschen in Deutschland betrifft. Sie haben auf verschiedene Weise eine geringe Lese- und Rechtschreibkompetenz. Weil sie häufig als "faul und doof" diskriminiert werden, ziehen sie sich zurück und entwickeln kluge Strategien, um ihr Manko zu umgehen und die Menschen zu "täuschen". Sie entwickeln dabei interessante intellektuelle Methoden, um Erfolg zu haben,