Dein Zuhause, dein Hörsaal: TU Hamburg-Harburg startet digital ins Sommersemester 2020
Harburg. Die Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH) beginnt am 20. April das Sommersemester und stellt dabei weitestgehend auf digitale Lehre um. Damit schafft die TUHH eine Alternative zum Präsenz-Lehrbetrieb, der aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus bis auf weiteres eingestellt ist. Ziel ist es für die rund 8.000 Studierenden, digitale Angebote für knapp 880 Wahl- und Pflichtveranstaltungen des regulären Sommersemesters zu schaffen und umzusetzen.
Ed Brinksma, Präsident der TUHH: „Außergewöhnliche Umstände verlangen kreative Ideen, Flexibilität und das Engagement jedes Einzelnen. Unter dem tatkräftigen Einsatz aller TU-Angehörigen ist es unserer Universität in kürzester Zeit gelungen, eine Vielzahl an Vorlesungen und Seminaren digital umzusetzen. Mein Dank gilt allen Lehrenden, Mitarbeitenden und Studierenden, die Lehre neu denken und so das kommende Sommersemester realisieren. Mit unseren Erfahrungswerten zu neuen, didaktischen Formaten und durch die enge Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Lehre und Lernen und der Hamburg Open Online University sind wir bestmöglich auf die aktuellen Herausforderungen vorbereitet und können diesen optimistisch entgegentreten.“
Die Umstellung von Präsenz- auf Onlineformate erfolgt größtenteils über die Lernplattform Stud.IP. Darüber laden Lehrende Informationen und Veranstaltungsmaterialien wie Skripte, Übungen und Vorlesungsmitschnitte hoch und Studierende können diese von zuhause aus abrufen. Ergänzt wird die Lernplattform durch das webbasierte Content-Management-System ILIAS. Dort können Lernmodule, Tests oder auch Umfragen erstellt werden, über die das Wissen der Teilnehmenden interaktiv abgefragt wird. Die Ergebnisse können so direkt Einfluss auf die Lehrveranstaltungen nehmen. „Ich bin von dem Engagement der rund 800 Lehrenden an der TUHH begeistert, die in enger Zusammenarbeit mit dem TU-Rechenzentrum, dem Zentrum für Lehre und Lernen (ZLL) und der Hamburg Open Online University (HOOU) neue, digitale Angebote schaffen. Mit diesem Einsatz können wir auch die Digitalisierung der Hochschulen und die Zukunft der Lehre nachhaltig stärken“, sagt Kerstin Kuchta, TU-Vizepräsidentin Lehre.
Unter dem Motto „Moving online, staying connected“ gehen zum Sommersemester 2020 unter anderem folgende Formate online:
Interaktive Vorlesungen und Bonusprozente
Das Institut für Maritime Logistik setzt in seinen Master-Modulen „Hafenlogistik“ und „Maritimer Transport“ auf eine Kombination von Audiomitschnitten, selbstgedrehten Videos und animierten PowerPoint-Folien, die über das Tool „ActivePresenter“ erstellt werden. Neben vielfältigen Informationsmaterialien sollen die Kursteilnehmenden auch selbst aktiv an den Modulen mitwirken. „Einerseits motivieren wir unsere Studierende mit Bonusprozenten zur kontinuierlichen Mitarbeit an den Modulen“, sagt Marvin Kastner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts. Über erfolgreich absolvierte Übungen in einer vorgegebenen Zeit kann die Gesamtnote des Kurses verbessert werden. „Andererseits entwickeln wir ein neues Konzept für 90-minütige Vorlesungen. Diese unterteilen wir erstmalig in kleinere abgeschlossene Einheiten, die abwechslungsreich über Videos, selbstständige Rechercheeinheiten oder auch Frageblöcke gestaltet werden“, so Kastner weiter. Über Stud.IP können
sich Studierende und Lehrende zusätzlich in Foren austauschen und über Themenblöcke diskutieren.
Kooperative, internationale Onlinelehre
Im Rahmen des Nichttechnischen Lehrangebots (NTA) bietet das Projekt RUVIVAL ein kooperatives, digitales Planspiel an. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Dr. Ruth Schaldach und Tina Carmesin realisieren dies über die open source Plattform Hum Hub. Dort planen Studierende der TUHH und der französischen Ingenieurschule „icam“ gemeinsam mit einer interessierten Öffentlichkeit virtuelle Ökodörfer in Wales und Äthiopien. Auf der Plattform können die Teilnehmenden in Teams chatten oder Links und Videos posten, diese kommentieren und so im ständigen Austausch stehen. „Fokus unseres Planspiels ist es, nachhaltige Lösungen in globaler, digitaler, fächerübergreifender Zusammenarbeit zu finden.“, erklärt Ruth Schaldach der TUHH. „Video- und Telefonkonferenzen ergänzen dabei die Arbeit auf der Plattform und Arbeitsergebnisse können gegenseitig vorgestellt und diskutiert werden“, so Schaldach weiter.
Interaktive Präsentationen und peer feedback
Im Modul „Mobility of Goods and Logistics Systems“ setzt das Institut für Verkehrsplanung und Logistik vorrangig auf die Plattform ILIAS. Dort können die Studierenden sämtliche digitale Lernmaterialien abrufen und sich in Diskussionsforen oder digitalen Sprechstunden mit Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie Lehrenden austauschen. Mit Hilfe des Tools „Prezi“ werden von den Lehrenden interaktive Präsentationsfolien mit Videos, Diagrammen oder auch Audiodateien vorbereitet, um ein multimediales Lehrangebot zu schaffen. Der digitale Lernfortschritt der Studierenden wird dabei durch Fragen zu Vorlesungsinhalten und ergänzender Literatur kontinuierlich überprüft. Die Fragen werden anschließend in einer Videokonferenz moderiert diskutiert. Um dabei nicht auf Gruppenarbeit zu verzichten, wird beim problemorientierten Lernen (POL) zudem auf die sogenannte Peer-Feedback-Methode gesetzt. „Wir teilen die Studierenden in Gruppen auf und in virtueller Teamarbeit werden Argumentationen für zwei konträre Sichtweisen eines Problems formuliert. Diese werden anschließend ausgetauscht und debattiert“, erklärt Patrick Fieltsch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts, das digitale Konzept. „Lebhafte Diskussionen können auf diese Weise auch online stattfinden und Studierende können aktiv an den Lerninhalten mitarbeiten“, so Fieltsch weiter.
Weitere digitale Projekte und virtuelle Lehrveranstaltungen der TUHH sind unter www2.tuhh.de/zll/digital-teaching-tuhh zusammengefasst. Darüber hinaus finden sich dort Informationen zu hilfreichen Tools für die digitale Lehre sowie Themen rund um Datenschutz, Datensicherheit und weitere Rahmenbedingungen