Harburg. Die gute Nachricht: Die Bezirksversammlung Harburg beschäftigt sich heute ab 17:30 Uhr mit der geplanten Schließung der Karstadt-Filiale am Harburger Ring. Die schlechte Nachricht: In Wahrheit haben die Bezirksfraktionen das Kaufhaus schon aufgegeben und kümmern sich um die Nachfolge - was soll auf dem Grundstück in Zukunft stattfinden?
Zwar bekunden alle, dass man für den Fortbestand sei. Aber wie die CDU-Fraktion es in ihrem Antrag formuliert: „Nachdem die Entscheidung des Konzerns nun aber vorliegt, sollte der Bezirk gegenüber dem Eigentümer zügig sein Interesse an der Mitgestaltung der künftigen Nutzung des Gebäudes bzw. dem zentral gelegenen Grundstück anmelden.“ Wie sagte Brecht so treffend: „Wer kämpf, kann verlieren. Wer nicht kämpft, der hat schon verloren.“ Die Harburger Politik gibt Karstadt verloren. Verlieren, das werden die Beschäftigten und die Bürgerinnen und Bürger.
Stattdessen sollen nun Pläne für „The Day After“ geschmiedet werden. Die CDU beispielsweise kann sich vorstellen, ukrainische Flüchtlingedort dort unterbringen - kurzfristig und um Leerstand zu vermeiden. Auch die Harburger Tafel, kulturelle Nutzung und Co-Working-Space haben die Christdemokraten im Visier.
Auch eine Verbindung aus SPD, Grünen, FDP, DIE LINKE. und auch der CDU hat die Flinte offensichtlich schon ins Korn geworfen, bevor es überhaupt richtig losgeht. Während in anderen Städten um die Karstadt-Kaufhäuser gerungen wird, heißt es im Antrag dieser Fraktionen: „Wie am 13.03.2023 bekannt geworden ist, wird das traditionsreiche Karstadt-Haus in Harburg nun im Zuge der Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof zum 30.06.2023 geschlossen werden.“
Zumindest fühlt man sich als Lokalpolitik nicht zuständig für den Kampf um die Weiterexistenz und das Schicksal der Beschäftigten. „Es ist nun Aufgabe des Betriebsrats und der Gewerkschaften, in Verhandlungen mit der Galeria Kaufhof Karstadt über den Fortbestand dieses und anderer Häuser und der damit verbundenen Arbeitsplätze zu verhandeln.“ Auch diese Fraktionen wollen Leerstand verhindern und auch hier werdnen eine kulturelle Nutzung und Co-Working-Space angeregt.
Die AfD um Olga Petersen nutzt derweil die drohende Schließung für ihre eigenen, rechtspopulistischen Zwecke. In einer Anfrage, die die Fraktion stellte, kommen die Beschäftigten und ihre unsichere Zukunft gar nicht vor. Die Rechtspopulisten fragen stattdessen ‚besorgt‘ nach, ob eine Unterbringung von Flüchtlingen geplant sei. Eine „besorgte Bürgerin“ habe sich per Email an die AfD Fraktion gewandt und „ihre Sorge“ mitgeteilt, „dass es immer mehr Hinweise gäbe dass aus dem Kaufhausgebäude „Karstadt“ eine Flüchtlingsunterkünft entstehen sollte.“ Was das (außer dem Antrag der CDU) für Hinweise sein sollen, bleibt die AfD in ihrer Anfrage allerdings schuldig.
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