CDU-Grünkohlessen: Menschenrechte in Gefahr?
Harburg-Rönneburg. Mit den Menschenrechten ist das so eine Sache. David McAllister, Europaabgeordneter und Ex-Ministerpräsident aus Bad Bederkesa machte den Gästen beim traditionellen Grünkohlessen der Marmstorfer CDU im Rönneburger Park Hoffnung, als er auf einen überaus willkommenen Brauch von britischen Rednern hinwies: „Keine Angst, ich werde maximal 20 Minuten sprechen.“ Jede weitere Minute verstoße gegen die Menschenrechte!
Das tat gut, denn durch den Saal zog längst ein Hauch von Grünkohl, Kassler und Schweinebacke. Kurz noch den Hauptredner „ertragen“, dann gefühlt einige tausend Kalorien verschlingen. Tradition setzt nicht an und schmeckt. Doch McAllister hielt nicht Wort. Schließlich hatte er knapp eine Dreiviertelstunde auf der Uhr, prall gefüllt mit einem Punkt für Punkt vorgetragenen Appell, Europa „gerade jetzt“ zu stärken und mehr Zusammenhalt zu wagen.
Zuvor hatte sich Gastgeber Rainer Bliefernicht erfreulich kurz gehalten, auch wenn er die gleiche Prozedur wie jedes Jahr zelebrierte, nämlich alle Ehrengäste zu begrüßen – von den örtlichen CDU-Granden über Schützenkönige hin zu renommierten Handwerkern und dem Vorstand eines Kaninchenzüchtervereins. Auch Bliefernichts Ausblick auf den bevorstehenden Doppelwahlkampf war erfreulich kurz. Klar, dass er das Desaster der Harburger SPD nicht aussparte, ein halbes Jahr nach der Bezirksversammlungswahl wegen interner Lagerkämpfe immer noch nicht als „stärkste Fraktion“ auftreten zu können. Und klar, auch ein Seitenhieb gegen die AfD. Nicht wegen ihrer Programmatik, aber jede Stimme für die AfD führe letztlich zu „linker Politik“.
Dann endlich schwärmten Kellnerinnen und Kellner mit dampfenden Schüsseln aus, perfekt inszeniert. Deutsche Küche satt und vor allem gut. Und das bei einem Griechen! (ag)