Meine Meinung: Ausschussmitglied von AfDs Gnaden

Kommentar. Die geheime Abstimmung über seinen Sitz im Jugendhilfeausschuss hat Marklus Sass (SPD) gewonnen. 23 Stimmen gab es in der vergangenen Sitzung der Bezirksversammlung (besser-im-blick berichtete: AfD und CDU heizen SPD-Zoff weiter an) für seine Abwahl, 23 Stimmen dagegen bei vier Enthaltungen. Unterm Strich: Antrag seiner eigenen Fraktion zur Neubesetzung des SPD-Sitzes durch Claudia Oldenburg abgelehnt.
Was bleibt, ist ein fader Beigeschmack. Denn, obwohl es eine geheime Abstimmung war, lassen Wahrscheinlichkeitsrechnung und gesunder Menschenverstand nur einen Schluss zu: Sass ist mit Stimmen aus der AfD Ausschussmitglied geblieben. Er ist also von Gnaden der vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuften Partei und ihren Abgeordneten weiterhin im Jugendhilfeausschuss.

Es gab Zeiten, in denen Sozialdemokraten den Anstand hatten, auch nur bei dem leisesten Verdacht, ihnen könnten Stimmen aus dem rechtsextremistischen Lager geholfen haben, zurückgetreten oder Wahlen nicht angenommen haben.
Den jüngsten Bezirksabgeordneten Hamburgs in der Geschichte, als den er sich noch vor der Abstimmung selbst hervorhob, scheint dies nicht zu stören. 80 Jahre nach der Befreiiung vom Faschismus und dem Ende des Weltkrieges gilt leider immer noch, was Bertolt Brecht schrieb: “Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer” (Das Gedächtnis der Menschheit, 1952).