Harburg. Antonia Marmon ist seit gut einem Jahr Harburgs Citymanagerin. Seit 1. Januar 2022 führt sie den Harburg Marketing e.V., den Zusammenschluss aus Citymanagement Harburg e.V. und channel hamburg e.V.. Die große Aufgabe: Die beiden Quartiere zusammenzuführen und mit Leben zu füllen. Wie ist es ihr in ihrem ersten Jahr in Harburg ergangen? Wir haben nachgefragt:
Frau Marmon, Sie sind jetzt ein Jahr in Harburg aktiv – wie wurden Sie hier im Hamburger Süden aufgenommen?
Ich bin ganz großartig in Harburg aufgenommen worden. Alle hier haben dasselbe Ziel und jeder hat Lust, mit uns zusammenzuarbeiten. Ich habe noch nie so viele Menschen innerhalb eines Jahres kennengelernt, die sich für dasselbe Ziel einsetzen
Was hat in Ihrem ersten Jahr herausgestochen?
Die Arbeit mit meinem Vorstand. Die sind alle interessiert und involviert. Sie haben mich von Beginn an aufgenommen und mit mir zusammen die Ziele entwickelt. Davon bin ich noch heute beeindruckt - wie so helle Köpfe, die selbst viele eigene Themen haben, sich so mit diesem Bezirk identifizieren und daran arbeiten, dass es hier besser wird. Das ist überdurchschnittlich!
Einen solchen Einsatz hatte ich vorher in der Art noch nicht - dass man so unterstützt wird und alle immer erreichbar sind. Und das ist auch nach wie vor so.
Eine der großen Aufgaben des neuen Vereins Harburg Marketing ist das Zusammenwachsen von Harburg City und Binnenhafen. Wie weit ist man da nach einem Jahr?
Im Grunde noch nicht weiter als vor einem Jahr. Ich habe alle Mitglieder unseres Vereines besucht – auf beiden Seiten der Bahnstrecke. Wir sind im Verein noch nicht so weit, dass wir uns nach außen entsprechend präsentieren können. Im vergangenen Jahr waren Themen wie die neue Website präsenter. Wir sehen unsere Marketingaktivitäten ja auch nicht auf einen Bereich beschränkt, sondern sehen Harburg im Ganzen.
Aktuell sind auch unsere Projekte eher auf der Stadtseite - wie Sommer im Park. Aber wir sind im Gespräch, wie wir uns zum Beispiel beim Binnenhafenfest miteinbringen können oder beim Radrennen im Binnenhafen. Dort, im Binnenhafen, gibt es ja auch schon Player wie eben die Organisatoren des Radrennens, des Binnenhafenfestes oder Werner Pfeifer. Mit denen wollen wir uns mehr vernetzen und sind auch dabei neue Formate für den Binnenhafen zu entwickeln.
Ist es schwer die Trennung von City und Binnenhafen zu überwinden?
Ich sehe diese Trennung zwischen City und Binnenhafen so gar nicht. Ich glaube, dass man die beiden Quartiere als Einheit präsentieren und die Trennung in den Köpfen niederreisen muss, die für mich als ‚Neue“ so gar nicht existiert.
Was war Ihr Hauptevent im vergangenen Jahr?
Mein Hauptevent war auf jeden Fall der „Sommer im Park“. Allein schon wegen des Workloads, den wir dafür hatten. Das war für das Team echt eine Ansage, das Event über zehn Tage zu veranstalten. Aber das hat alle zusammengebracht: uns, die Verwaltung, die Künstler. Und es hat uns auch auf viele neue Ideen gebracht. Der „Sommer im Park“ war ein Höhepunkt in ganz vielen Bereichen: Arbeit, Austausch, Ideen, Kritik. Wir haben da viel gelernt und können viel daraus für dieses Jahr ableiten.
Was ist das Ziel für „Sommer im Park“ in diesem Jahr?
Unser großes Ziel in diesem Jahr ist es, mehr Harburger dahin zubekommen. Eine zentrale Frage dabei ist, wie wir die Harburger Firmen und auch die Migranten erreichen. Wie sprechen wir die Menschen an – und zwar alle. Wir wollen mehr Menschen da haben!
Was waren die Punkte, an denen es nicht so rund lief?
Das Harburger Geklüngel! Das ist Fluch und Segen zugleich. Man kommt schnell in diesen Sog hinein – alle kennen sich und sprechen untereinander. Alle sagen immer, man nehme Harburg nicht wahr und meckern darüber. Ich denke, wir brauchen den Input von außen.
Man kommt ja auch schnell in diese Denkweise. Ein Beispiel ist die Lüneburger Straße: Alle haben etwas dazu zu sagen. Aber man muss darüber hinausschauen. Da wird auch immer dasselbe gesagt und wir kommen mit Ideen nicht weiter. Ich bin ja Citymanagerin und kann nicht nur auf die Lüneburger Straße schauen. Ich will die City neu denken und sie dafür im gesamten sehen: Vom Seeveviertel über den Gloria Tunnel, die Lü, den Herbert-Wehner-Platz bis hin zur Lämmertwiete.
Eine Frage zu Ihrem Antritt vor einem Jahr war: Wird die neue Citymanagerin auch nach Harburg umziehen? Wie sieht es damit aus?
Ich habe mir schon ein Haus angeschaut. Megaschön! Ich glaube aber, dass es auch Vorteile bringt, nicht in Harburg zu wohnen. Einmal bringt der Blick von außen neue Perspektiven und ganz ehrlich: Ich kenn hier viele nette Menschen – aber ich möchte auch mal Feierabend haben und nicht immer angesprochen werden. Aber shoppen mache ich natürlich hier lokal.
Was ist der Ausblick für 2023?
Es gibt großes! Wir haben unsere Website gelauncht. Bisher war es nur ein „Soft Launch“ und zum Ende des Jahres soll sie brandaktuell sein – mit Veranstaltungskalender, in dem ganz Harburg dargestellt wird. Im Moment haben wir den Bezirk nur oberflächlich dargestellt. Und die Mitglieder sollen sich dort präsentieren.
Weiter ist es unser Social Media-Auftritt. Es wird jeden Tag Content auf Instagram geben. Wir haben einen 365-Tage-Plan erstellt. Jeden Tag liest und hört man von uns mit Infos zu den aktuellen Geschehnissen.
Die Konzeption unseres Audiowalks ist fertig. Im März, so hoffe ich, können wir den ersten Audiowalk durch Binnenhafen und City anhand von „Walls can Dance“ präsentieren: Man läuft durch Harburg anhand einer fiktiven Geschichte, in der der Hörer der Superheld ist. Und man merkt dabei gar nicht, wie man durch die Unterführung läuft und zwischen den Quartieren wechselt.
Ganz wichtig ist für mich auch das Mitgliedermanagement. Die jetzigen Mitglieder zu betreuen und neue zu gewinnen. Ansonsten soll das Bestehende ausgebaut werden.
Haben Sie Wünsche an Politik und Verwaltung?
Ich wünsche mir, dass die bisherige konstruktive Zusammenarbeit weitergeht. Und es in Zukunft einen noch engeren Dialog gibt, um beidseitig immer auf dem aktuellen Stand zu sein und damit man seine Planungen abgleichen kann.
Vielen Dank für das Interview.
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