Die Linke will Aufklärung: Was wird aus der Neuländer Sandwüste?
Harburg-Neuland. Die Entscheidung fiel, als Bundeskanzler Olaf Scholz noch Erster Bürgermeister in Hamburg war: Die Stadt investiert rund 30 Millionen Euro, schickt mehr als 30.000 Lkw-Ladungen Sand nach Neuland, um ein Landschaftsschutzgebiet in ein Industriegebiet mit höchster Klimaschutz-Qualität zu verwandeln. Knapp zehn Jahre später ist das Ergebnis trostlos: 27 Hektar Sandwüste mit Autobahn-Anschluss und jede Menge Spekulationen.
In der Ausschreibung für das Klimaschutz-Vorzeigeprojekt des Senats mit dem sperrigen Namen „Hub + Neuland“ hatte sich schnell und überzeugend der Logistiker DHL durchgesetzt. Doch nach eingehender Prüfung aller Auflagen im Bebauungsplan Neuland 23 zog sich das Unternehmen wieder zurück. In der zweiten Ausschreibung meldeten sich wieder mehr als 30 Interessenten, letztlich biss aber keiner an. Warum? Da hält sich Hamburg Invest Wirtschaftsförderung (HIW) bis heute bedeckt.
In der Antwort auf eine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Anke Frieling im Sommer 2024 hieß es nur „Die Gründe für einen nicht erfolgten Vertragsabschluss bei der Vergabe im Rahmen der Wirtschaftsförderung sind grundsätzlich breit gefächert und unterliegen unternehmens- internen Entscheidungsprozessen“. Die Interessenten hätten sich nach längeren Verhandlungen wieder zurückgezogen.
Um so mehr wurde spekuliert: Mal wollte angeblich ein großer Bergedorfer Maschinenbauer nach Neuland, dann hieß es, die Wilhelmsburger Spedition Hellmann wolle sich in Neuland ausbreiten. Offenbar gab es sogar schon Anhandgaben an einzelne Interessenten, was im Klartext eine Reservierung bedeutet. Aber daraus ist nichts geworden. Aktuell soll es wieder Gespräche geben.
Dem Bezirksabgeordneten der Linken, Jörn Lohmann, ist jetzt der Kragen geplatzt: „Die Naturzerstörung in Neuland 23 ist ein Skandal. 30 Millionen Euro Steuergelder sind versenkt und die zugesagten Arbeitsplätze fehlen. Es ist höchste Zeit für Aufklärung.“
Lohmann will, dass Verantwortliche der HIW und der Behörde für Wirtschaft und Innovation in den Stadtentwicklungsausschuss kommen und die Bezirkspolitik über den aktuellen Stand der Dinge informieren. Zugleich fordert er die Stadt auf, eine neue Strategie für Neuland 23 zu entwickeln. (ag)