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Harburg hat jetzt einen Stadtmaler: Ralf Schwinge ist der malende Chronist der Stadt

| Niels Kreller | Feuilleton
Der Harburger Maler Ralf Schwinge wurde zum Harburger Stadtmaler ernannt. | Foto: Niels Kreller
Der Harburger Maler Ralf Schwinge wurde zum Harburger Stadtmaler ernannt. | Foto: Niels Kreller

Harburg. Harburg hat jetzt einen Stadtmaler: Ralf Schwinge, 33 Jahre alt und in x-ter Generation Harburger (ein Uropa war einer der Gebrüder Ross, die Flugzeugbauer aus Harburg waren), wurde vom Direktor des Archäologischen Museum/Harburger Stadtmuseum, Prof. Rainer-Maria Weiss, mit diesem Ehrentitel zum malenden Chronisten ernannt. Schwinge steht damit in einer Reihe großer Namen wie Carl Ihrke und Wolfgang Götze.

Als Chronist auch die alten und schmuddeligen Ecken malen

Die Wahl, gerade ihn zum Stadtmaler zu ernennen, hat Rainer-Maria Weiss sehr bewusst getroffen. „Wir haben uns unterhalten und er hat mir erzählt, was er denkt, was er vorhat“, so der Museumsdirektor. „Es gibt zwei Kategorien von Malern: Die einen suchen sich einen schönen Fleck aus und malen den dann - schillernd, ein glattes Haus, die idyllische Außenmühle. Also dekorative Malerei. Und die anderen halten die Veränderungen einer Stadt fest. Nicht nur die hübschen Ecken, sondern, wie Ralf Schwinge, auch die alten und schmuddeligen. Eben die Ecken und Kanten der Stadt. Und darauf liegt die Betonung und das ist Rolle des Chronisten, die er da einnimmt.“

Und in der Tat ist es eine gute Darstellung, wie Schwinge die Stadt in seinen Bildern festhält. „Ich male wie es ist und hole nur Sachen hervor“, erklärt er. Nicht nur Gebäude, sondern auch Menschen, wie sie in Harburg leben. Letztere eher etwas am Rand dargestellt, aber als Teil der Szene.

„Ich halte Sachen fest, die sich verändern. Gebäude, die abgerissen werden, Szenerien. Darum geht es ja: das chronistisch festzuhalten“, so Schwinge. Wie aktuell Karstadt. Oder das ehemalige Harburg Center, den Harburger Ring oder auch den Turm von St. Johannis. Und das honorieren die Harburger: „Ich merke, dass die Harburger das auch richtig cool finden.“

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Alles begann mit einem Tunnel

Begonnen hat alles im Jahr 2014. Da hatte Ralf Schwinge den Auftrag, den Tunnel zwischen Neuer Straße und Binnenhafen mit einem Wandgemälde auszustatten - damals noch unter dem Namen Into. besser-im-blick hatte als erstes Medium über den jungen Künstler berichtet. Und ihn seither begleitet.

Schon vorher hatte Schwinge Stromkästen bemalt. Es folgten Gemälde an der Inselklause, der Fischhalle, der Bühne des Irish Pub The Old Dubliner (zusammen mit Bernd Muss) in der Lämmertwiete und für das Harburger Blatt. 2017 hatte er seine erste große Ausstellung.

Danach ging es eine zeitlang mit den surrealen Bildern weiter. „Ich habe viel gemalt surreal und verrückt“, erzählt Schwinge lachend. 2019 griff er seinen Uronkel, den Hamburger Landschafts- und Marinemaler Friedrich Wilhelm Schwinge (1852-1913), auf. „Ich habe mir gedacht dass, es für die Menschen interessant ist, wenn es auch eine Geschichte hat. Und das war auch wirklich so: Es kamen viele zu mir, die Bilder von ihm hatten.“

Bei der Ausstellung kam auch Stefan Rather, bekannt für seine riesige Postkartensammlung mit Harburgmotiven, auf Schwinge zu, da dieser zum ersten Mal Landschaftsmalerei gezeigt hatte. „Wir haben sofort eine gute Ebene gefunden. Er kennt Harburg und die Geschichte der Stadt auch gut.“

Dann kam Corona, wo auch für Ralf Schwinge nicht mehr viel möglich war. „Ich habe währenddessen viel Harburg gemalt.“ Während Corona schaffte er aber auch den Schritt über die Elbe und ist dort seitdem in Galerien vertreten.

Auch für die Gilde aktiv

Auch in einer Harburger Institution hielt Ralf Schwinges Kunst Einzug: Im vergangenen Jahr gab es zum 150-jährigen Jubiläum der Friedenseiche auf dem Schwarzenberg beim Vogelschießen der Harburger Schützengilde eine Ehrenscheibe, die Schwinge gemalt hat. Auch das Cover des festbuches kam von ihm.

Und in diesem Jahr gibt es wieder eine: Nico Ehlers, Chef der Schützenkompagnie, hat die „Schinkenscheibe“ in Auftrag gegeben. „Die Kompagnie veranstaltet im Rahmen des Vogelschießens ein Schinkenschießen“, erklärt Nico Ehlers. „Dabei geht es um Geselligkeit. Der Gewinner wird auf der wunderschönen Scheibe von Ralf verewigt.“ Während des Schießens wird ein Schinken verzehrt, der aus der Region kommt und dazu gibt es Bier, ebenfalls aus der Region, nämlich von der Brauerei Egestorfer Fuhrenbräu. Der Gewinner bekommt einen Schinken, der im Folgejahr beim Schießen auf die Scheibe zur Stärkung dient.

In zwei Jahren große Ausstellung im Museum

2025 ist dann eine große Ausstellung im Archäologischen Museum/Harburger Stadtmuseum geplant. Aktuell sitzt Ralf Schwinge an seinem Werkverzeichnis. Und eventuell soll auch der Tunnel zwischen Neuer Straße und Binnenhafen, dort, wo alles begann, von ihm wieder neu gestaltet werden.

 

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